0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz
dem Ring, an dem man die Falltür hochziehen konnte.
»Das ist unglaublich!«, zischte Phil wütend. »So einfach unter unserer Aufsicht kommt der her, und schlägt vier Männer zusammen!«
»Wer?«, fragte ich und zog an dem Eisenring.
»Der Panther natürlich«, sagte Phil und fasste mit an.
»Der Panther oder ein paar von Mister Foltridges Muskelprotzen.«
Wir zogen diesmal den ganzen oberen Klotz heraus. Daran hingen zwei starke Ketten, an denen wiederum unten die Falltür hing. Aber noch etwas anderes kam mit den Ketten herauf. Ein kleiner flacher Holzkasten. Ich klappte ihn auf. Er war leer. Das war ja auch nicht anders zu erwarten.
»Dieses, mein lieber Kollege Phil Decker, ist das Versteck des berühmten Panthers. Frisch geleert. Unter unserer Nase!«
»Aber wenn es tatsächlich der Panther war…«, überlegte Phil, »dann ist das schon ein tolles Stück, für einen allein…«
»Wer sonst würde so etwas riskieren, nur um an die Papiere zu kommen, doch nur er, oder?« Phil nickte, und ich ließ langsam die Ketten und den Block hinunter.
»Auf, auf!«, sagte ich dann, »es gibt einen kleinen Ausflug in die große Welt.«
Wir stiegen wieder hinunter, und ich gab den Streifenbeamten den Auftrag, so lange zu warten, bis sie abgelöst wurden. Ich erwartete jetzt keinen Besuch mehr. Aber sicher ist sicher. Vielleicht kam noch die andere Partei, die noch nicht wusste, dass der Braten schon weg war. Der Spurenspezialist packte seine Utensilien zusammen und nahm den Streifenwagen, mit dem Sergeant Müller und die drei anderen hergekommen waren.
Phil und ich nahmen wieder den Weg durch den Garten und dann das Boot mit Sergeant Clearty.
***
Als wir in Richmond ankamen, war es schon kurz nach vier.
»Wir hätten vielleicht was erreicht, wenn wir gleich losgerauscht wären«, sagte ich. Aber was nützte das jetzt noch. Das Haus, das wir suchten, lag weit zurück in einem verwilderten Park. Wir fuhren über einen laubbedeckten Weg bis vor das Portal eines original englischen Herrensitzes. Alles war verwittert, weinumrankt und verlassen. Oder doch nicht ganz verlassen, denn vor dem Portal stand ein schwarzer Plymouth.
Ich parkte den Jaguar dahinter und sprang heraus. Ich hatte gerade meine Hand auf die Kühlerhaube des Plymouth gelegt, um festzustellen, dass sie lauwarm war, als sich das Portal öffnete und ein Butler erschien.
»Bitte, meine Herren?«, fragte er und musterte uns, als wären wir zwei unscheinbare Fische in einem Aquarium.
»Wir würden gern Mister McBrian sprechen, wenn wir nicht stören.«
»Sie sind nicht angemeldet«, stellte der Butler fest und wich keinen Zentimeter.
»Vielleicht können Sie das übernehmen?«, fragte ich höflich und kam etwas näher.
»Ihre Karte, Sir«, näselte er und hielt mir seine Hand entgegen, die in einem blütenweißen Handschuh steckte.
»Habe meine Visitenkarten heute nicht dabei«, entgegnete ich höflich, »waren mir etwas zu schwer bei dem Wetter, ich bevorzuge die aus massivem Gold.«
Der Butler verzog keine Miene. »Wen darf ich melden, Sir?«
»Den Staat, mein Freund, oder besser die Vereinigten Staaten.«
»Ist das Ihr Name, Sir?«, näselte er vollkommen ruhig.
»Nein, mein Bester, das ist mein Auftraggeber, meine Firma sozusagen.«
»Tut mir leid, wir empfangen keine Vertreter.« Er wollte die Tür zumachen.
Ich sagte: »Gehen Sie jetzt mal rein und bestellen Sie Ihrem Herrn, dass zwei G-men vom FBI ihn sprechen wollen.«
Der Butler schrak zusammen und verschwand im Innern des Hauses.
Phil und ich grinsten uns an:
Es dauerte keine fünf Minuten, und der Butler erschien wieder. »Mister McBrian erwartet Sie, Sir.« Er spuckte das »Sir«, so aus, als sei es eine wüste Beschimpfung, und so war es vermutlich auch gemeint. Wir gingen an ihm vorbei in eine geräumige Halle. An den Wänden standen Ritterrüstungen herum, ein paar Töpfe mit Blattpflanzen und unbequeme viktorianische Stühle. Der Butler stelzte uns voran durch die Halle zu einer halb offenen Tür und sagte in den Raum hinein: »Die beiden Herren, Sir.«
Wir kamen in einen großen Raum, dessen Wände fast nur aus Bücherregalen zu bestehen schienen. Um einen flackernden Kamin waren ein paar Ledersessel aufgebaut. Überall lagen echte Teppiche herum und vor dem Kamin das unvermeidliche Tigerfell.
Darauf stand, mit leicht gespreizten Beinen, der Panther persönlich. Eine lebende Reklame für achtzehnjährigen schottischen Whisky. Er sah alt aus. Sein Haar war schneeweiß,
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