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0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz

0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz

Titel: 0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Falle auf dem Rummelplatz
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Lucielle sich los. Wütend fauchte sie mich an: »Was fällt Ihnen ein?«
    »Chubby ist hinter uns her!«, flüsterte ich und bezahlte den Eintritt für uns beide. Sie sah mich an. »Nein, es stimmt nicht. Sie wollen mich ärgern?«
    Sie sah mich flehend an, und ich wunderte mich, wieso sie mit einmal solche Angst hatte. Gestern war davon noch nichts, oder kaum etwas zu merken gewesen. Hatte sie einen besonderen Grund, Chubby zu fürchten, stellte er ihr vielleicht nach?
    Ich klopfte ihr beruhigend auf die Schulter: »Hier wird er nicht hereinkommen, es kostet ja etwas.«
    Aber sie lachte nicht. Sie wirkte wie ein kleines Kind, das man bei etwas Verbotenem erwischt hat. Aber dann war es auch schon wieder vorbei. Wir setzten uns an einen der Tische, und Lucielle bestellte sich einen Highball. Ich nahm ein Bier und setzte mich so, dass ich den Eingang und die Bühne gleichzeitig sehen konnte. Die Bühne bestand aus einer Art Sandkasten, einem quadratischen flachen Holzbehälter, der mit dunklem Schlamm gefüllt war.
    An den anderen Tischen saßen ein paar ältere Damen und wieder eine Menge Halbwüchsige. Das wunderte mich. Die Art Veranstaltung, die ich da oben erwartete, schien mir nicht unbedingt ein Anziehungspunkt für diese Burschen zu sein. Direkt neben uns, an einem kleinen Zwei-Personen-Tisch, saß ein bleicher Jüngling, der anscheinend kurz vor uns gekommen war. Er hatte noch kein Getränk bestellt.
    Der Ober, als Zirkusringer verkleidet, blieb gerade bei dem Tisch stehen. Ich hatte die Augen des Jungen gesehen, das hatte mir einen Ruck gegeben. Ich beobachtete ihn unauffällig, indem ich mit meinem Stuhl hin und her wippte.
    »Ein Bier… und Zigaretten… die Marke hier, bitte schnell«, sagte der Junge leise und aufgeregt und reichte dem Ober eine flache Zigarettenschachtel. Der Ringer wollte nach der Schachtel greifen, in dem Moment kippelte ich mit meinem Stuhl so weit zurück, dass ich seinen Arm traf und die Schachtel herunterfiel.
    »Sie Idiot!«, rief der Junge und sprang auf.
    »Können Sie nicht aufpassen!«, zischte auch der Ober, und wir bückten uns beide gleichzeitig nach dem Päckchen. Ich war um den Bruchteil einer Sekunde schneller und bekam die Packung gerade noch zu fassen, ehe er sie mir aus der Hand riss. Er steckte sie ein und lächelte mir freundlich zu: »Danke bestens, und entschuldigen Sie, bin wohl bisschen nervös heute Abend, tut mir leid.« Dann schüttelte er tadelnd den Kopf in Richtung auf den Knaben, der mich immer noch entsetzt anstarrte und fügte hinzu: »Muss doch höflich sein.« Dann trollte er sich.
    Interessant war die Zigarettenpackung. Oben hatte nämlich unter dem Silberpapier ein Streifen grünes Papier hervorgesehen. Ein Geldschein, der zweifellos zu hoch war, um die Zeche für ein Bier und Zigaretten zu begleichen. Und die Zigarettenpackung war eine gewöhnliche Lucky-Strike-Packung gewesen. Keinesfalls eine so ausgefallene Marke, dass man dem Ober die alte Schachtel mitgeben muss.
    Der Junge saß so zappelig an seinem Tisch wie eine Forelle in der Bratpfanne. Seine Augen flackerten unruhig, und seine Hände zitterten. Es war grauenhaft anzusehen. Er konnte höchstens siebzehn oder achtzehn Jahre alt sein. Und offensichtlich war er rauschgiftsüchtig.
    Der Ober kam zurück und brachte ihm das Bier und zwei Lucky-Schachteln. Sofort sprang der Junge auf und lief nach links zu der Tür mit der Aufschrift: Gentlemen.
    Ich wurde von Lucielle am Arm gefasst, und sie schrie mir ins Ohr: »Wie laut muss ich noch brüllen, damit Sie mir antworten? Oder sind Sie ohnmächtig geworden?«
    Ich schüttelte den Kopf und bedauerte, dass ich vorhin nicht hart geblieben war und sie nach Hause geschickt hatte. Ich konnte hier nichts unternehmen, solange sie dabei war.
    »Das ist sie«, flüsterte mir Lucielle in dem Moment zu, und ich sah auf die Bühne, wo unter lautem Gedonner eine Frau an die vordere Rampe trat. Sie war mindestens schon vierzig, wenn nicht sogar älter, grell geschminkt, und die Haare waren viel zu stark blondiert. Ihr Hals war faltig, und sie wirkte müde und schlaff. Trotzdem konnte man noch sehen, dass sie einst sehr hübsch gewesen sein musste. Sie lachte in das Publikum hinein und begann ihre Ankündigung. Ich war verblüfft über die Stimme. Sie war weich und glatt wie Seide. Die Worte perlten hervor wie Musik.
    Aber Lucie hatte nichts für solche Vorstellungen übrig. Sie rüttelte mich und kicherte.
    Auf der Bühne ging wieder der Trommelwirbel los,

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