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0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz

0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz

Titel: 0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Falle auf dem Rummelplatz
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wir schon eine ganze Weile auf der weniger befahrenen MacDonald Avenue dahinrauschten, hatte ich plötzlich das Gefühl, verfolgt zu werden. Ein Wagen, dessen linker Scheinwerfer etwas schwächer war, konnte sich offenbar nicht von uns trennen.
    Ich bremste etwas ab, um dem Wagen die Möglichkeit zu geben, mich zu überholen, aber er verzichtete großzügigerweise. Jedenfalls kam er nah genug heran, dass ich erkennen konnte, dass es eine Limousine war. Was immer es sein mochte, es war kein Jaguar! Ich drehte auf.
    Der Wagen hinter uns schaltete schnell, aber nicht schnell genug. Ich hatte ein ordentliches Stück Dunkelheit zwischen uns gebracht. Ich überholte einen Fernlaster, der mich mit seinem breiten Rücken deckte, und bog schnell in die Zufahrt eines Motels ein. Der Kies knirschte noch unter uns, da hatte ich schon die Lichter ausgemacht. Ich wartete, bis der einäugige Wagen vorbei war, dann schoss ich wieder aus der Ausfahrt heraus, überquerte die Straße, jagte ein Stück zurück, bog in die Kings Avenue ein und fuhr bis zum Ocean Parkway. Dort fädelte ich mich gemütlich in die Autoschlange und ging darin unter wie die Stecknadel im Heuhaufen.
    »Was ist los?«, fragte Lucielle.
    »Nichts weiter, ich wollte Ihnen nur mal die technischen Möglichkeiten eines Sportwagens vorführen.«
    »Aber wieso sind wir plötzlich auf dieser entsetzlichen Straße?«
    »Amerika ist groß und voller Wunder!«, sagte ich pathetisch.
    »Noch weit?«, fragte sie, statt sich noch weiter Gedanken über mein Manöver zu machen. Ich schüttelte den Kopf: »Dort vorn, wo’s so hell ist, das ist Coney Island. Wenn wir aus der Autoschlange heraus sind, können wir schon das Gedudel hören.«
    Ich bog in einen Nebenweg und fuhr auf einen Umweg an den Strand. Hier konnte man die Musik und das Geschrei schon hören, zusammen mit der Brandung war’s eine nette, kleine Höllenmusik.
    Ich hielt auf einem der riesigen Parkplätze, direkt am Rand, damit ich im Notfall gleich wieder weg konnte. Im Notfall! So etwas Verrücktes! Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert? Kleiner Anfall?«, fragte Lucie.
    Ich drehte mich zu ihr um: »Nein, aber wir werden umkehren.«
    »Was?«
    »Wir werden umkehren und zurück in die City fahren.« Ich ließ den Motor wieder an.
    »Wieso, haben Sie Ihre Frau gesehen?«
    »Nein, ich habe keine, aber ich habe etwas anderes gesehen.«
    »Ach, diese müde Karre, die uns verfolgt hat!«
    »Schlaues Kind!«
    »Wollen Sie vor denen kneifen?«
    »Nein, aber ich will nicht, dass man Sie da in irgendetwas hineinzieht. Nennen Sie es väterliches Verantwortungsbewusstsein.«
    »Ich habe aber keine Angst«, sagte sie, ohne die Miene zu verziehen, »Es geht nicht darum, was Sie haben oder nicht haben, es geht ganz einfach zurück.«
    »Sie können mich nicht zwingen, zurückzufahren«, sagte sie und stieg aus, ehe ich sie festhalten konnte. Sie lehnte sich über die Tür und lachte. »Na, wie steht’s, machen wir jetzt unseren Bummel oder nicht?«
    »Wenn Sie hier bleiben wollen, fahre ich allein zurück. Die Kerle sind nur auf mich scharf.«
    »Woher wollen Sie das wissen, haben Sie jemand erkannt?« Zum ersten Mal sah ich etwas Unsicherheit in ihren Augen schimmern.
    »Wer sollte hinter Ihnen her sein?«, fragte ich dagegen.
    »Genug Leute, aber wenn Sie mich unbedingt allein lassen wollen…«
    Sie fing an, auf dem dunklen Parkplatz wegzutanzen, und mir blieb nichts anderes übrig, als hinterherzulaufen.
    »Na schön, gehen wir zusammen, aber wehe, wenn Sie auskneifen!«, fauchte ich und ließ mir von ihr erklären, wo die Bude der Fully Conaway war. Wir drängelten uns zwischen der Menge durch, meistens waren es Halbwüchsige, die Kaugummi kauten und Zigaretten qualmten, als wären sie Patentdampfhämmer. Muskeln hatten diese Burschen bestimmt alle - vor allem im Kiefer. Lucielle staunte alles an. Die Karussells, die Ponys, die Buden mit den Attraktionen, mit den spielenden Hunden, den Turm mit den tollsten Todesfahrern der Welt, die Zauberer und die Würstchenverkäufer. Von jedem Auto-Scooter, von jedem Riesenrad, von jeder Mondrakete dröhnte ein anderer Schlager her. Überall roch es nach frischem Popcorn und nach gebrannten Mandeln. Ich grinste: »Na, Alice im Wunderland?«
    Sie strahlte wie eine Weihnachtskerze.
    ***
    Ich schleppte sie mit zu der Bude, die ich vorhin schon gesehen hatte: Fully Conaways kleines Überraschungshaus.
    Wir waren schon beinah drin, da riss

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