0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz

nächsten Augenblick im hohen Bogen ins Meer zu fliegen. Ich hörte schon die Brandung einladend rauschen. Mir war auch schon so richtig heiß. Ein Bad würde mir gut tun. Aber ich flog nicht. Ich wurde auf den Boden gesetzt, und eine Stimme sagte: »Macht auf, hoffentlich schnauft er noch.«
    Der Deckel über mir wurde aufgehakt und sie holten mich heraus. Ich versuchte, die muskelbepackten Hände abzuwehren, aber meine eigenen Muskeln gehorchten nicht mehr. Sie streikten einfach. Ohne Erlaubnis.
    Ich wurde herausgehoben wie ein Wickelkind und auf ein Feldbett gelegt. Dann machte mir der Schnauzbärtige die Fesseln auf, und ich konnte meine Gelenke massieren. Es war ein kleiner, kahler Raum mit ein paar Kisten und alten Autoreifen. Außer dem Feldbett waren noch ein wackeliger Tisch und zwei Stühle vorhanden. Und welche Überraschung! Fully Conaway. Sie musterte mich kalt, so ungefähr, wie man eine Schildkröte im Aquarium beobachtet, die schwerfällig durch den wirbelnden Sand keucht wie eine asthmatische Lokomotive aus der Pionierzeit.
    »Okay, Pete, pfeif los!«, sagte sie mit ihrer wunderbaren, weichen Stimme.
    Ich hörte einen Moment auf, meine Fußgelenke zu reiben und starrte sie versonnen an.
    »Scheinst ja nicht sehr auf deinen Namen zu reagieren. Hm? Pete?«
    Sie beugte sich vor und sah mich an. »Heißt vielleicht nicht Pete? Ha? Vielleicht Frankie oder Jimmy?«
    Die beiden Bodys grölten erheitert los, und sogar der Schnauzbärtige rang sich ein Grinsen ab.. War ja auch zu komisch.
    »Na schön«, sagte Fully und setzte sich auf einen der wackeligen Stühle, und als sich der Schnauzbärtige auf den anderen setzen wollte, legte sie schnell ihre Beine darauf. Es waren Beine wie aus der Strumpfreklame.
    »Habt ihr vielleicht einen Whisky?«, fragte ich.
    »Halt’s Maul«, sagte der schnauzbärtige Gigolo.
    »Na? Kein Whisky?«, bohrte ich weiter.
    »Seit wann trinken Cops im Dienst?«, fragte sie zurück und lächelte so freundlich, wie es ungefähr ein Geier tut, bevor er sich an die Mahlzeit macht.
    »Ein was?«, fragte ich dumm, aber sie schüttelte unwillig den Kopf.
    »Mach hier kein Theater, dafür ist es zu spät. Auf Pete hast du nicht reagiert, vorhin, als du noch so halb hinüber warst, vermutlich ist es nicht dein richtiger Name, entweder bist du ein Gauner oder ein Cop. Wir vertragen beides nicht. Schadet aber nichts weiter. Du wirst keine Gelegenheit mehr haben, dir darüber Gedanken zu machen.«
    »Um was geht’s eigentlich, Puppe?«, fragte ich und versuchte mich aufzusetzen, aber die kiloschweren Pfoten der beiden Blonden drückten mich wieder auf das Feldbett zurück.
    »Du wolltest Schnee. Hast aber nicht die richtigen Zigaretten abgeliefert…«
    Ich unterbrach sie: »Wieso nicht, Luckies?«
    »Es waren keine präparierten. Die richtigen Zigaretten, die man mit der alten Schachtel zurückgibt, haben fortlaufende Nummern aufgedruckt. Außerdem macht eine Portion 100 Dollar und nicht zehn. Es hätte also sein können, dass dir einer einen Tipp gegeben hat und du wolltest es ausprobieren. Hat schon mancher Kunde so zu uns gefunden.« Sie lachte kurz auf, und die anderen stimmten ein. »Aber diese Leutchen waren alle scharf auf ’ne Ladung. Du dagegen bist gesund. Du riechst förmlich nach Cop. Na, war ich nicht aufrichtig?«
    »Wunderbar! Und was hast du noch für Geschichten zu erzählen? Du hättest Märchentante beim Fernsehen werden sollen.«
    Einen Moment verengten sich ihre Pupillen, aber gleich darauf wurde sie wieder verbindlich.
    »Du hast doch ein schlaues Köpfchen. Dir muss es doch auch selber einfallen. Claude«, sie deutete auf den Gigolo, der die Miene nicht verzog, »wird das besorgen. Du brauchst keine Angst haben, er trifft immer, und er hat einen funkelnagelneuen Revolver für diese Gelegenheit. Und den wird er auch nur für dich benutzen. Ist doch sehr elegant und gepflegt, nicht wahr?«
    Sie machte eine Pause, und der Gigolo unterbrach ihr sanftes Geplätscher mit einem: »Hör endlich mit dem Gefasel auf und lass mich ran, damit ich heute noch ‘ne Hippe voll Schlaf abkriege.«
    Aber sie reagierte nicht, sondern wandte sich wieder an mich.
    »Also, du wirst zugeben, dass wir sehr nett sind, es ist wohl nicht zu viel verlangt, wenn ich auch ‘ne kleine Gegenleistung verlange. Erzähl mal, wer dir den Tipp hier gegeben hat.«
    Sie sah mich wieder lächelnd an und legte den Kopf dabei schief.
    »Ich hab’s selber rausgefunden«, sagte ich und machte ein möglichst