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0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz

0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz

Titel: 0345 - Die Falle auf dem Rummelplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Falle auf dem Rummelplatz
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unehrliches Gesicht.
    »Pass auf«, sagte sie unverändert freundlich, »wenn du es nicht erzählen willst, nehme ich Claude den Job weg und gebe ihn den beiden Kameraden hinter dir. Die machen das nicht so schnell und gekonnt, die lassen sich Zeit, und schließlich kann man es ihnen nicht verdenken, sie sind ja noch Anfänger, Lehrlinge sozusagen.«
    Die beiden hinter mir kicherten über dieses Lob und beugten sich über mich.
    »Okay, Puppe, ich sag dir’s, aber nur unter vier Augen. Und zwar unter unseren«, sagte ich und grinste sie munter an.
    »Das könnte dem Kerl so passen!«, fauchte der Gigolo und holte einen Trommelrevolver aus der Tasche.
    »Komisch, dass Sie Menschen nicht mögen«, fuhr ich fort, »wo Sie doch so tierlieb sind. So nette Haustierchen wie Panther haben Sie doch ganz gern, oder?« Ich grinste unentwegt weiter, obwohl der großkalibrige Revolver jetzt genau auf meine Leber zielte, vielleicht auch die Milz oder den Blinddarm, ich bin schließlich kein Chirurg.
    Bei dem Wort Panther schien eine Veränderung in ihren Augen vorzugehen. Die Freundlichkeit wich aus ihren Augen, und die Lippen wurden schmal. Sie richtete den Kopf steif auf und fragte mit jetzt heiserer Stimme: »Hast du da eben einen Namen genannt?«
    »Ich bin doch gefragt worden, hm?«
    »Soll wohl ein besonders komischer Gag sein, was?«
    »Ich könnte noch ein paar von der Sorte bringen, reif fürs Theater.«
    Sie biss sich nervös auf die Lippen und sagte dann zu dem Gigolo und den beiden anderen Typen, »Geht raus und wartet vor der Tür, das geht euch nichts an.«
    Sie protestierten, aber sie zischte ungeduldig durch die Zähne, und die drei bequemten sich hinaus.
    »Netter, kleiner Zirkus hier«, sagte ich und setzte mich etwas bequemer auf mein Bett.
    »Machen Sie jetzt kein langes Gefasel, sondern reden Sie!«
    »Was gibt’s da noch zu reden. Der Panther hat mir die Sache hier gesteckt.« Ich zog hochmütig die Augenbrauen hoch.
    »Welcher Panther?«, fragte sie wachsam.
    »Na, Ihr kleiner, zahmer Panther McBrian, der Theater-Fan mit dem Shakespeare-Spleen.«
    »Ha!« Sie lachte auf und zog dabei den Kopf nach hinten, als wäre sie wieder auf der Bühne und ich das Publikum. »Der Panther, guter Witz, wie?« Sie musterte mich nachdenklich und fügte dann hinzu: »Der Panther würde so etwas nie tun. Nie im Leben.« Sie lehnte sich zurück und wartete auf meine Antwort. Sie kam: »Nie im Leben vielleicht, aber so halb im Tod…«
    »Was?« Sie schrie es fast hinaus.
    »Nein, nein, keine Angst«, beruhigte ich sie, »er lebt ja noch, aber es geht ihm nicht so gut, genauer gesagt, das Wasser steht ihm bis zum Hals. Und da versucht er eben noch ein bisschen zu verkaufen. Unter anderem den netten, kleinen Marihuana-Ring, den er dir geschenkt hat.«
    Das war mir eben eingefallen, und ich sah an Fullys Gesichtsfarbe, dass ich recht damit hatte.
    »Er würde das nie sagen«, antwortete sie schwach. Aber jetzt hatte ich Oberwasser.
    »Würde?«, fragte ich grinsend. »Hat schon.« Ich bemerkte, wie sie irgendetwas dachte und holte mir ihre Aufmerksamkeit zurück. »Wir haben ihn in seinem kleinen Kanal am East River entdeckt, und wir haben seine Unterlagen erwischt, da hatte er Angst und schob alles auf ein paar andere Leute. Unter anderem auf dich. Also bin ich hergekommen.«
    Ihr Gesicht war plötzlich verfallen, und man konnte ihr ansehen, wie alt sie war. Sie schien förmlich in sich zusammenzusinken. »Dieser Kerl«, murmelte sie vor sich hin, »dieser Lump, der bringt es glatt fertig, nachdem er mich so weit gebracht hat.«
    »Er hat Sie damals von der Bühne weggeholt, nicht wahr?«, fragte ich sanft, und sie nickte, ohne mich anzusehen.
    »Ja, ich war damals siebzehn Jahre alt. Er kam und redete mir zu, ich hätte Talent und große Karrierechancen, und so - alles wollte er für mich tun. Ich dachte, er würde mich heiraten. Von wegen. Er steckte mich in eine Schauspielschule, und die merkten schon nach drei Tagen, dass ich kein Talent hatte, außer meiner Stimme vielleicht, aber was ist das schon.« Sie zuckte die Achseln, und ihr Kopf sank noch tiefer zwischen den kantigen Schultern herab, »Er hat mich gezwungen, weiterzuarbeiten, es war grauenhaft. Ab und zu schenkte er mir etwas Schmuck oder so was, ich rannte damit ins Pfandhaus und konnte wieder ein paar Tage nett leben. Dann haben sie mich aus der Schule gefeuert, ich hatte das Geld, das er mir dafür gegeben hatte… na ja, ich wollte leben, was vom Leben haben,

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