0345 - Satans Schlangenkult
Alarmknopf unter dem Schreibtisch drückte. Aber der Mann war vor Überraschung wie gelähmt. Er bewegte sich nicht.
Trotzdem schrillten in Teri die Alarmglocken. Warum saß dieser Mann hier? Wo war Silvio, der verliebte Gockel?
Blitzschnell versuchte Teri die Gedanken des Weißgekleideten zu lesen. Schockgrün leuchteten ihre Augen dabei auf und verrieten sie als Druidin vom Silbermond, aber es war fraglich, ob der Mann mit diesem Begriff etwas anfangen konnte.
Teri mit seinen Gedanken auch nicht.
Sie stieß auf eine Blockade! Das heißt, sie konnte spüren, daß der Mann dachte, sie konnte auch seine Gedanken wahrnehmen, aber etwas verhinderte, daß sie sie verstand! Sie waren absolut fremdartig!
Wie die Gedanken der Schlangenmenschen bei der Tempelstadt…
Schlagartig kam ihr die Erkenntnis. Und da kam auch schon Bewegung in den Weißgekleideten. Er spang hinter seinem Schreibtisch auf, daß der Sessel polternd umstürzte.
Er sprang aus dem Stand!
Über den Schreibtisch hinweg flog er auf Teri zu und kam ihr dabei vor wie eine angreifende Schlange, die mit ihrem hochaufgerichteten Vorderkörper über den Tisch hinweg zustößt, nur hatte der Weiße keine Körperverbindung mehr mit dem Boden hinter dem Schreibtisch.
Teri wich zur Seite und wurde von seinen Armen nur gestreift. Der Overallträger prallte schwer auf den Boden, rollte sich blitzschnell herum, als sei gar nichts geschehen, und schnellte sich bereits wieder hoch. Der schwere Aufprall hatte ihm überhaupt nichts ausgemacht!
Teri empfing ihn mit einem Taekwon-Do-Tritt.
Er steckte den Tritt ein, ohne einen Laut von sich zu geben, aber dann hörte die Druidin Schlangenzischen in seiner häßlichsten Form!
Fort! dachte sie, tat einen Schritt zur Seite und versuchte im zeitlosen Sprung zu entkommen. Das funktionierte nicht! Sie befand sich immer noch in dem kleinen Büro und wurde soeben vom gegen sie prallenden Körper des Angreifers bis vor die Fensterfront geschleudert. Sie riß das Knie hoch, traf auch, aber dieser Bursche schien gegen selbst den schlimmsten Schmerz vollkommen unempfindlich zu sein. Auch Teris Handkanten- und Fingerspitzenstöße verkraftete er klaglos, obgleich die jeden anderen gefällt hätten.
Noch einmal versuchte sie, ihre Druiden-Kraft einzusetzen. Aber da war nichts. Sie fühlte sich zwar erschöpft, ausgelaugt, als habe sie tatsächlich ihre Vorhaben durchgeführt, aber nichts geschah. Die magischen Energien verpufften wirkungslos im Nichts. Etwas saugte sie auf wie ein trockener Schwamm das Wasser.
Dann raste eine Faust heran. Vor Teri explodierte die Welt in einem Crescendo blitzender Regenbogenfarben und funkelnder Sterne, denen die schwärzeste Nacht folgt. Daß sie in den Armen des Overallträgers bewußtlos zusammensank, spürte sie schon nicht mehr.
***
Der Inder betrat das kleine Büro. »Zu langsam, und zu viel Lärm«, sagte er tadelnd. Er blickte auf das Mädchen herab. »Wie konnte das geschehen? Wieso hat sie überlebt? Hast du nicht dafür gesorgt, daß der Hubschrauber explodiert? Die Schlange verriet mir, daß die Zündung erfolgte…«
Paco verneigte sich. In seinen Augen flackerte es.
»Sahib, ich verstehe es nicht… sie muß tot sein! Die Explosion erfolgte wirklich, und darum war ich auch verwirrt, als sie hier erschien… und darum dauerte es auch länger, sie auszuschalten…«
»Sie ist tot?«
»Sie verlor das Bewußtsein.«
»Das ist gut«, sagte der Inder. »Wir werden sie befragen müssen, wieso sie überleben konnte. Aber wenn sie noch lebt, dann auch ihr Begleiter. Sei wachsam. Vielleicht treibt er sich hier irgendwo herum…«
»Ich tue mein Bestes, Sahib. Ich werde dieses Mädchen verhören…«
»Du wirst niemanden verhören, Paco«, sagte der Inder kalt. »Die Schlange selbst wird es tun mit ihrer unüberwindlichen Macht. Sieh zu, daß das Mädchen so schnell wie möglich fortgebracht wird. Sie wird die Gnade erfahren, auf die Liste der Auserwählten zu kommen… aber vorher wird die Schlange sie befragen!«
»Und…und wenn sie darüber den Verstand verliert?« keuchte Paco bestürzt.
Des Inders Augen glitzerten kalt und gelblich.
»Das ist nicht dein Problem, Paco! Die Schlange wird entscheiden, und sie weiß sehr wohl, was sie tut! Geh und handle!«
»Ich höre und gehorche, Sahib«, keuchte der Mexikaner. Er hob Teri auf, als sei sie leicht wie eine Feder, und trug sie aus dem Raum, in dem immerhin jeden Moment ein Kunde auftauchen konnte.
Der Inder sah hinterdrein.
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