0345 - Villa Frankenstein
gerichtet waren.
Die Peitsche hatte Suko mit dem Griff nach unten in seinen Gürtel gesteckt. Sie konnte er auch dort lassen, denn die Distanz zwischen ihm und dem Monstrum war einfach zu groß, als daß er sie hätte mit einem Hieb überwinden können.
Ihm blieb die Beretta.
Zum Glück war sie wassertauglich. Leider kam Suko nicht dazu, die Waffe zu ziehen. Das Monstrum schien etwas geahnt zu haben.
Es hatte sich nur für einen kurzen Moment gezeigt, wollte Schrecken verbreiten, um anschließend in die Tiefe zu tauchen.
Es rutschte weg.
Suko hätte bei einem Schuß kein Ziel mehr gefunden, nur noch die kreisenden Wellen, und er wußte auch, daß dieses Monstrum ihm nun überlegen war.
Es konnte sich am Grund weiter bewegen, brauchte nicht zu atmen und würde auch schneller handeln können, denn es gehörte in diesen verfluchten Sumpf.
Suko hatte Schwierigkeiten. Er merkte es daran, daß es ihm kaum gelingen wollte, seinen rechten Fuß aus dem Schlamm zu ziehen.
Der hielt ihn fest wie ein zäher Leim. Nur mit äußerster Anstrengung bekam Suko ihn hoch, ging einen Schritt zurück und wollte auch den linken Fuß aus dieser zähen Masse ziehen.
Es blieb beim Versuch.
Das Monster hatte es geschafft und sich unter Wasser ihm ungesehen genähert. Sein plötzlicher Griff war stahlhart. Es umschloß mit seiner Pranke den linken Fußknöchel des Chinesen, riß den Fuß in die Höhe und nach vorn.
Der Inspektor schaffte es nicht mehr, das Gleichgewicht zu halten.
Er kippte nach hinten.
Bevor die Brühe über ihm zusammenschwappte, sah er das Monstrum hochkommen. Sein Gesicht war verzerrt, und Suko sah auch die große Faust, die das Monster genau in seine Richtung stieß und damit auf das Gesicht zielte…
***
Eine furchtbare Angst durchflutete mich in den nächsten Sekunden, daß alles zu spät sein könnte. Die Schmerzen schossen durch meinen Schädel und breiteten sich dabei explosionsartig aus. So klein die Puppen auch von der Gestalt her waren, ich mußte mich von dem Gedanken befreien, es nur mit Puppen zu tun zu haben.
Das waren sie zwar äußerlich, tatsächlich handelte es sich bei ihnen um brutale Mörder, wie mir der Tod des Mannes bewiesen hatte. Und jetzt sollte ich an die Reihe kommen.
Ich wußte nicht, womit die Puppe zugeschlagen oder zugestoßen hatte, jedenfalls wollte ich sie nicht länger auf meinem Rücken sitzen haben und ergriff die Initiative.
Meinen rechten Arm schleuderte ich hoch und gleichzeitig nach hinten, um die Puppe zu fassen. Am Druck ihres Körpers spürte ich, daß sie sich nach wie vor auf meinem Rücken befand. Ich hatte Glück, daß ich sie bereits beim ersten Griff zwischen meine Finger bekam.
Ich riß sie ab.
Ihr Schreien war hoch und schrill. Am liebsten hätte ich sie gegen die Wand geschleudert, hatte auch schon ausgeholt und beherrschte mich im letzten Augenblick.
Nein, ich wollte sie anders zerstören.
Bevor ich sie mit dem Kreuz berührte, schaute ich sie mir an.
Auch sie war gekleidet wie ein Soldat, für Sammler bestimmt eine Kostbarkeit, ebenfalls das Gewehr mit dem aufgepflanzten kleinen Bajonett, dessen Spitze rötlich schimmerte.
Das war mein Blut.
Ich preßte das Kreuz gegen den Kopf. Bevor das geweihte Silber den Schädel berührte, sah ich noch den Schrecken in den Zügen, dann zerknirschte die Mörderpuppe unter meinem Griff zu grauem Staub, der aus meiner Handöffnung zu Boden rieselte.
Das war geschafft.
Ich taumelte schweratmend zur Seite und lehnte mich gegen die Wand. Die Wunde, die mir die kleine Puppe zugefügt hatte, mußte sich am Hals oder dem Hinterkopf befinden.
Dort tastete ich nach.
Als erstes fühlte ich den kleinen Blutstreifen, der aus der Wunde nach unten rann. Er versickerte im Kragen, und die Wunde selbst befand sich am Haaransatz im Nacken.
Wie groß sie war, konnte ich auf die Schnelle nicht feststellen. Ich spürte nur den Schmerz, der sich noch eine Weile halten würde.
Zum Glück hatte die kleine, gefährliche Spitze des Bajonetts nicht eine Schlagader getroffen, so konnte ich mich trotz allem noch als Glückspilz bezeichnen.
Es war also doch gut gewesen, daß ich in die Villa Frankenstein gegangen war, und ich fragte mich natürlich, wie viele Puppen sich noch in diesem Haus befanden und auf mich lauerten.
Dabei dachte ich auch darüber nach, wo sie sich unter Umständen versteckt hielten. Im Erdgeschoß, in der oberen Etage, im Dachgeschoß?
Viel weiter war ich noch nicht gekommen. Die letzte Attacke hatte
Weitere Kostenlose Bücher