0345 - Villa Frankenstein
er hinter sich einen Knall.
Es war das Echo eines abgefeuerten Gewehrs, und die Kugel erwischte ihn ebenfalls.
Sie jagte durch den Stoff seiner Hose in die Rückseite des rechten Oberschenkels. Butcher zuckte zusammen, denn auch ein kleines Geschoß wie dies konnte ihm Schmerzen zufügen.
Fast blind tastete er nach der Klinke, bekam sie zwischen die Finger, drückte sie nach unten und zog die Tür auf.
Zwei Puppen sprangen ihn an. Er merkte die Schläge im Nacken, hörte auch das triumphierend und wütend klingende Zischen, achtete nicht darauf und taumelte in den Flur.
Er wollte aus seinem Haus fliehen. Nie im Leben hatte er um Hilfe gefleht, jetzt brauchte er sie, vielleicht war jemand da, der ihm beistand. Am Rücken besaß er keine Augen, deshalb hatte er auch nicht sehen können, daß es zwei Soldaten waren, die sich in seiner Kleidung festgekrallt hatten und damit begannen, an seiner Jacke in Richtung Hals hochzuklettern.
Sie machten es geschickt, ließen ihre Lanzen dabei nicht los und hielten sich am Kragen fest.
Butcher hatte die Tür nicht schließen können. Der Weg für die anderen Puppen war frei, und sie betraten trippelnd mit ihren kleinen Füßen den Flur.
Die beiden Soldaten hielten noch immer den Kragen des Mannes gepackt. Ihre kleinen Gesichter zeigten einen Ausdruck aus Wut, Haß und Zorn. Noch warteten sie.
Die anderen Puppen liefen schneller. Obwohl Butcher schwer auftrat, vernahm er ihre Schritte, aber er sah auch die Außentür als Rechteck in der Wand vor seinen Augen erscheinen.
Wenn er sie erreichte, dann…
Er schaffte es, sie zu berühren. Mehr gelang ihm nicht, denn er fiel gegen die Tür und hatte dabei das Gefühl, sein Kopf wäre von einem Feuerkranz umgeben.
Die beiden Soldaten hatten zugestoßen.
Ohne Gefühl, eiskalt, wie kleine Mordroboter. Jetzt steckten die Lanzen im Nacken des fliehenden Mannes, den der Schmerz fast umbrachte. Und die Kraft saugte er ihm aus dem Körper.
Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Die Arme halb vorgestreckt, die Hände flach gegen das rauhe Türholz gepreßt, so sank er allmählich in die Knie.
Mit dem Gesicht schlug er noch gegen die Tür, dann brach er vor ihr zusammen.
Die Puppen hatten gewonnen.
Sie stürzten sich über ihn, wobei sie wie eine Woge kamen und jede noch ihre Waffen einsetzte, die sie in den Händen hielten. Sie hätten es nicht mehr gebraucht, denn der Mörder war längst tot.
Das Monster hatte sich trotz allem gerächt.
Irgendwann zogen sich die Puppen wieder zurück und versteckten sich im Haus.
Niemand ahnte, welch grauenvolles Geheimnis die Villa Frankenstein neuerdings barg…
***
Auch die Männer nicht, die Butchers Leiche Monate später fanden.
Da war der Körper längst verwest. Knochenreste lagen im Flur und schimmerten bleich.
Die Leute waren entsetzt. Sie spürten im Haus den Atem des Bösen und sahen zu, daß sie das Gebäude so rasch wie möglich verließen. Das Gerippe nahmen sie mit. Bis zum Sumpf gingen sie und schleuderten es dort hinein.
Man dachte im Ort darüber nach, ob Phil Butchers Tod mit dem Verschwinden des Pfarrers in einem Zusammenhang stand, zu einem Ergebnis kam man nicht.
Zudem gab es Krieg. Die Menschen hatten andere Sorgen. An das Haus dachten sie nicht mehr. Es ging auch keiner hin. So wartete die Villa Frankenstein weiterhin auf dem Hügel am Sumpf auf Gäste…
***
Der Mann lag vor der Bar auf dem Teppich, und das kleine Kugelloch befand sich genau zwischen seinen Augen. Nur ein feiner roter Streifen war hervorgesickert und an der Wange des Mannes entlanggeglitten. Am Mundwinkel bildete er eine Kruste.
Neben dem Mann lag noch etwas. Bei seinem Fall waren die vier mit Whisky gefüllten Gläser zersplittert. Scherben und Alkohol hatten sich auf dem Boden verteilt.
Wir konnten nichts machen und standen ebenso um den Toten herum wie die entsetzten Clubmitglieder.
Ein Mord im Club!
Das war schlimm. Besonders deshalb, weil Sir James Powell zu den angesehensten Mitgliedern dieses Clubs zählte und alles daransetzen wollte, um den Mord aufzuklären. Deshalb hatte er auch Suko und mich noch nach Mitternacht aus dem Bett geklingelt und uns in den Club zitiert.
Ich fühlte mich noch immer nicht ganz fit. Ein furchtbares Abenteuer lag hinter mir. Man hatte mir fast mein gesamtes Blut abnehmen wollen und mich zudem in eine schreckliche Welt geschafft, aus der mich Suko befreit hatte. In meinem Körper befand sich jetzt sein und das Blut des Pater Ignatius. Ohne
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