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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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    »Ruhe!«
    Ich verschaffte mir Rückendeckung an einer weiß gekachelten Wand und wartete ab.
    »Du kommst hier nicht lebend ‘raus«, keuchte er. Seine Augen waren blutunterlaufen, und in seinem Gesicht stand etwas, was ich früher schon bei anderen Männern gesehen hatte, wenn ihre letzten Hemmungen von ihnen abgefallen waren wie Verputz von einer Wand. Es war Mordgier, die in seinem Gesicht stand und es zu einer Fratze entstellte.
    Seine Bewegungen waren fließend und katzenhaft. Der Blick aus seinen kleinen Augen war starr, die Pupillen hatten sich verengt, die Lider bis auf einen schmalen Spalt zusammengezogen.
    Ich bluffte. Ich ließ die Arme sinken, kam ein bißchen ins Wanken und knickte in den Knien ein. Er sprang vor — und er sprang genau in meine beiden hochgerissenen Fäuste.
    Ein Gurgeln entrang sich seiner Kehle. Er stürzte rückwärts zu Boden.
    Ich sprang vor. Ich beugte mich über ihn.
    Aber er bewegte sich nicht mehr.
    Ich drehte mich um, ging zum Spülbecken, drehte den Wasserhahn auf und hielt den Kopf darunter. Eiskaltes Wasser lief mir über Schädel und Genick. Es war eine Wohltat.
    Ich gönnte sie mir für eine paar Sekunden. Aus der Abstellkammer ertönte noch immer das Gewimmer des älteren. Ich ging hinein. Er hockte auf einer Kiste, war bleich im Gesicht und hielt seinen, rechten Arm, der in einem unnatürlichen Winkel vom Körper wegragte. Beim Sturz mußte er ihn gebrochen haben.
    »Schnell, holen Sie einen Arzt!« wimmerte er.
    Ich sah mir sein Gesicht wieder an. Natürlich kannte ich es. Jetzt wußte ich auch, woher. Es mußte von einem Steckbrief sein. Oder von der Karteikarte eines Vorbestraften, eines »Dauerkunden«.
    »Wo ist meine Pistole?« fragte ich. »Wo ist mein Dienstausweis?«
    »In meiner Tasche«, erwiderte er schnell. »In der rechten Rocktasche. Aber holen Sie einen Arzt, G-man!«
    An seinem rechten Handgelenk sickerte ein ganz dünner Blutstreifen herunter. Ich ging zu ihm und nahm meine Pistole aus seiner Tasche. Sie hatten zwei Männer ermordet, zwei ahnungslose Männer, von denen der eine schon unglücklich genug war. Dazu hatte es bei ihnen gereicht. Aber Schmerz am eigenen Körper auszuhalten, dazu reichte es nicht.
    ***
    »Habt ihr sie?« rief Phil, als er das Büro des Rechtsanwaltes betrat.
    Jimmy Reads drehte sich um. Er war gerade damit beschäftigt, einen Aktenschrank von der Wand abzurücken.
    »Bis jetzt haben wir sechsundfünfzig gefunden«, sagte er.
    Phil spürte, wie sich in seinem Magen ein Klumpen bildete.
    »Sechsundfünfzig?« wiederholte er heiser. »Sechsundfünfzig was?«
    »Sechsundfünfzig Dynamitpatromen«, erwiderte Jimmy, legte sich mit dem Rücken auf den Fußboden und schielte unter den Aktenschrank. »Jetzt sind es achtundfünfzig.«
    Er schob seinen Arm unter den Schrank, hantierte vorsichtig darunter herum und brachte zwei Dynamitpatronen zum Vorschein, die mit Klebestreifen von unten her gegen den Schrank geklebt waren.
    »Wo liegen die Dinger?« rief Phil hastig.
    »Nebenan«, erwiderte Jimmy gelassen. »Im Papierkorb.«
    Phil marschierte ins Nebenzimmer, wo andere Kollegen buchstäblich alles auf den Kopf stellten. Mitten im Zimmer standen vier Papierkörbe, und in ihnen lagen die so harmlos aussehenden Pappröhren mit dem so gar nicht harmlosen Inhalt.
    »Da ist nichts mehr«, sagte Jimmy und zeigte mit dem Kopf zurück auf das erste Zimmer, aus dem er Phil gefolgt war.
    Jimmy grinste verlegen.
    »Das ist der wunde Punkt«, gestand er. »Den haben wir nämlich noch nicht gefunden.«
    »Aber —«
    Phil blieb die Sprache weg. Jimmy nickte gelassen.
    »Sicher«, gab er zu. »Du hast ja recht. An dem Zünder kleben garantiert gerade so viele Patronen, daß ihre Explosion ausreicht, den anderen Segen hier auch mit in die Luft zu jagen.«
    »Aber so eine Zeitzündung muß doch zu finden sein!« rief Phil kopfschüttelnd. »Das ist doch mindestens ein kleiner Kasten!«
    »Das wissen wir auch«, knurrte Jimmy Reads. »Normalerweise hätte ich ihn bei meiner sprichwörtlichen Neugierde längst entdecken müssen. Aber es geht mit dem Teufel zu!«
    »Ich habe wieder zwei gefunden!« rief eine Stimme aus einem der benachbarten Räume. Ein dicker, älterer Detektiv der Stadtpolizei brachte mit spitzen Fingern zwei weitere Dynamitpatronen.
    »Sechzig«, sagte Jimmy und kratzte sich hinter dem rechten Ohr. »Himmel, wo kriegt einer bloß so eine Ladung Dynamit her?«
    »Aus einer Sprengstoff-Fabrik«, erwiderte Phil. »Wir wissen

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