0346 - Medusas Horrorblick
Dach.«
»Pech für ihn. So schlimm das ist, John«, Bill schaute mich verwundert an, »seit wann kümmerst du dich um diese Dinge, wenn ein Selbstmörder in den Tod springt.«
»Im Prinzip hast du recht. Aber wenn er springt und auf der Stra ße als steinernes Monster aufschlägt und zerplatzt, ist das schon etwas anderes, nicht wahr?«
»Moment mal, wie war das genau?«
Ich berichtete Bill von den Ereignissen. Hin und wieder schlug sich mein Freund mit der Hand gegen die Stirn, schüttelte den Kopf und murmelte: »Das gibt es doch nicht.«
»Was gibt es nicht?« wollte ich nach meinem Bericht von ihm wissen.
»Diesen, sagen wir, Zufall.«
»Wieso?«
»Ich bin fast wegen der gleichen Sache zu dir gekommen, hatte aber noch keinen Beweis, nur eine Vermutung, und auch die war mehr als vage.«
»Was ist dir denn passiert?«
»Mir nichts, aber dem Museumswärter.«
»Dann berichte mal von dem guten Knaben.«
Der Reporter ließ sich nicht mehr lange bitten und begann. »Es ging um eine Ausstellung alter griechischer Kunst im Kunsthistorischen Museum. Ich wollte einen Bericht darüber schreiben, besonders interessierte mich ein Stück oder ein Gegenstand dieser Ausstellung. Es war die berühmte Medusa.«
Ich berichtigte Bill sofort. »Die gibt es nicht. Perseus hat sie zerstört.«
Mein Freund winkte ab. »Hau doch nicht so auf den Pudding. Deine Medusa meine ich nicht, mir ging es um die Statue, die man gefunden hat. Ein Ding aus purem Gold, soll angeblich magische Kräfte gehabt haben und so weiter. Auf jeden Fall setzte ich mich mit dem Museumsdirektor in Verbindung. Ich kannte ihn noch aus früheren Tagen und trug ihm meine Bitte vor. Ich wollte mir die Statue ansehen, und zwar außerhalb jeglicher Besichtigungszeiten. Nur so, verstehst du?«
»Natürlich.«
»Das habe ich auch getan. Ein Museumswärter begleitete mich, er schloß den Raum auf, wo die Statue zu stehen hatte und bekam ebenso große Augen wie ich. Sie war nicht mehr da.«
»Gestohlen«, vermutete ich.
»So muß es gewesen sein.«
»Und jetzt?« fragte ich meinen Freund.
»Nichts weiter. Ich war perplex und dachte an die magischen Kräfte die man der Medusa und auch der Statue nachsagt. Es konnte natürlich ein Hirngespinst werden, das wußte ich selbst, aber…«
Bill hob seine Hand und tippte mit dem Zeigefinger gegen meine Brust, »ich habe mich entschlossen, an die Magie zu glauben und aus diesem Grunde dich eingeschaltet. Vielleicht steckt wirklich mehr dahinter, als ich annahm.«
»Ja, das sehe ich auch so.« Ich rieb über mein Kinn. Verlegen war ich zwar nicht, aber ich wußte auch nicht, wie ich beide Fälle so direkt zusammenbringen sollte.
Die Polizisten hoben die Sperre auf. Bill wurde gebeten, seinen Wagen zur Seite zu fahren. Als er das getan hatte, kam er wieder zu mir.
»Ist dir inzwischen der große Geistesblitz gekommen, John?«
»Nein.«
Bill verzog die Mundwinkel. »Schwaches Bild. Die Blutübertragung hat bei dir wohl einige negative Reaktionen in bezug auf dein Gedächtnis ausgelöst, wie?«
»Ach, hör auf! Ich habe den Mann fallen sehen, Bill. Er wurde zu Stein. Und jetzt frage ich mich, was ein gewisser Peter Roling mit einer gestohlenen Statue zu tun hat? Da komme ich einfach nicht mit.«
Bill hob die Augenbrauen. »Peter Roling, sagst du? Der Anwärter auf einen der Bürgermeisterposten?«
»Ja, genau der.«
Der Reporter lachte. »Das ist ein Ding.« Er schüttelte den Kopf.
»Ich kenne den Mann.«
»Wen kennst du nicht?«
»Ja, mein Lieber. Weißt du auch, wo er kandidiert hat?«
»Nein.«
»In einem Stadtteil, in dem überwiegend Ausländer wohnen. Zumeist Griechen.«
»Das ist mir neu«, gab ich zu.
Bill nickte, »Wußte ich doch, daß ich erst kommen mußte, um dir auf die Sprünge zu helfen.«
»Dafür bedanke ich mich, Alter. Trotzdem bringt es uns nicht viel weiter, wie du sicherlich einsiehst. Wenigstens nicht im Augenblick.«
»Deshalb sollten wir uns auch fragen, aus welchem Grund sich Roling gerade aus diesem Haus hier gestürzt hat und ob er etwas mit der verschwundenen Medusa-Figur zu tun hat.«
»Das meine ich auch. Ich habe Sir James schon versprochen, mir das Haus genauer anzusehen. Allein war es ein wenig viel. Komm mit, Bill, du sollst auch was tun.«
Der Reporter blieb an meiner Seite. Wir betraten gemeinsam die Passage. Dort gab es eine Schilderwand. Auf ihr war aufgeführt, wer alles in dem Gebäude wohnte. Nicht die einzelnen Mieter, sondern die Firmen. Wir schauten
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