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0346 - Medusas Horrorblick

0346 - Medusas Horrorblick

Titel: 0346 - Medusas Horrorblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Polizisten an, endlich einen so dichten Ring zu bilden, daß keine Neugierigen mehr durchkamen, denn ihnen wollte ich den schlimmen Anblick ersparen. Es war auch für mich grausam genug.
    Ich schaute mir den Kopf genauer an.
    Er zeigte menschliche Züge. Das Entsetzen stand darin tatsächlich wie eingemeißelt. Ein furchtbarer Anblick, ich bekam einen trockenen Hals, und mich schüttelte es.
    Dieser Mensch war vom Dachrand gefallen. Noch einmal stellte ich mir seinen Weg in die Tiefe vor, und ich war der Meinung, daß er, als er fiel, noch normal ausgesehen hatte.
    Auf dem Flug in die Tiefe mußte er sich so schrecklich verwandelt haben.
    Und jetzt lag er vor mir. Versteinert und gleichzeitig zersplittert in seine Einzelteile.
    Der Druck in meinem Magen wollte einfach nicht weichen. Ich spürte, daß ich zitterte und mir der kalte Schweiß auf der Stirn lag.
    Nur mühsam konnte ich mich dazu überwinden, die Haut des anderen anzufassen. Meine Fingerspitzen glitten über seine Wange.
    Ich konnte sie nicht eindrücken und hätte schon einen scharfen Meißel gebraucht.
    Dieser Mensch war zu Stein geworden. Leider hatte ich mit dem Tastversuch den Beweis bekommen.
    Es geschah nichts ohne Grund.
    Auch bei ihm mußte ein Motiv vorgelegen haben, über das ich anfing nachzudenken.
    Mit rechten Dingen war diese Verwandlung nicht zugegangen, also spielte Magie eine Rolle. Aber welche?
    Lange brauchte ich nicht nachzudenken. Es gab eigentlich nur eine Magie, die einen Menschen so verändern konnte, daß er zu Stein wurde.
    Die, der Medusa!
    Medusa – eine griechische Furie, die an Grausamkeit nichts zu wünschen übrigließ. Wer sie ansieht, wird zu Stein, heißt es, und auch ich hatte bereits meine Erfahrungen mit dieser Dame gesammelt. Man konnte sie allerdings anschauen und mußte dazu nur einen Spiegel nehmen. Wenn man sie in seiner Fläche sah, war ihre Kraft wirkungslos.
    Mein Blick wanderte in die Höhe. Durch das Loch in der Markise konnte ich an der Hauswand hochschauen. Ich dachte darüber nach, ob sich dort oben auf dem Dach eine Medusa aufgehalten haben könnte.
    Das war möglich.
    Jemand sprach mich an. Ich hatte den Leuten vorher gesagt, wer ich war, und ich hörte, wie man eine Bitte an mich herantrug. »Sir, wenn es Ihnen möglich ist, dann wollen wir den Mann gern… na ja, Sie wissen schon, was ich meine.«
    Ich erhob mich. Vor mir stand der Feuerwehrboß. Ein Brandmeister. Er war so groß wie ich, nur breiter in den Schultern, und sein Gesicht zeigte einen verstörten Ausdruck.
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ein Mann wird wohl kaum reichen, um den Toten abtransportieren zu können, mein Lieber.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie ihn nicht gesehen?«
    Der Brandmeister nickte. »Ja, das schon, ich wunderte mich auch darüber, daß ich kein Blut sah. Auch sehen Menschen, die aus einer so großen Höhe fallen, zumeist anders aus. Was ist mit diesem hier geschehen? Haben Sie eine Erklärung?« Er bückte sich, untersuchte den zersplitterten Toten auf die gleiche Art und Weise, wie ich es getan hatte, wobei er nur den Kopf schüttelte. »Unglaublich«, murmelte er. »Unglaublich. Dieser ist ein Stein.«
    »Zu Stein geworden.«
    »Und auf dem Dach kam er mir so lebendig vor.«
    Es hatte keinen Sinn, weiter mit dem Feuerwehrchef zu diskutieren, das brachte nichts. Dieser Mensch war auf eine grausame Art und Weise gestorben, ich mußte zusehen, die Hintergründe dieses Todes aufzuklären.
    Ich dachte wieder daran, daß der Mann, als er auf dem Rand der Brüstung gestanden hatte, noch völlig normal gewesen war. Zu Stein war er erst während des Falls geworden.
    Er mußte demnach noch auf dem Dach stehend etwas für ihn so Entscheidendes und Tödliches gesehen haben.
    Zwölf Stockwerke besaß das Gebäude. Verdammt viel, wenn man sie alle durchsuchen wollte. Zudem konnte die Person, die sich für das Grauen verantwortlich gezeigt hatte, das Haus schon längst verlassen haben, denn im Haus herrschte ein Kommen und Gehen.
    »Wir können dann den Toten wegschaffen lassen?« fragte der Feuerwehrchef.
    »Ja, tun Sie das, aber lassen Sie die Leichenteile zur Polizei schaffen. Ich möchte, daß sie noch genauer untersucht werden.«
    »Wird erledigt, Sir.«
    Ich ging nicht in das Haus, zündete mir eine Zigarette an und rauchte sie in langsamen Zügen. Noch einmal ließ ich mir den Fall durch den Kopf gehen. Es war allein der Anruf dieses Peter Roling gewesen, der mich so aufgeschreckt hatte. Es war ihm

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