0347 - Attacke der Spinnen-Monster
und tragen sie jetzt irgendwohin.«
»Du glaubst, es scheint dir… Rob, vorhin hast du noch behauptet, diese Spinnen sehen zu können…«
»…was auch stimmt, bloß geht das nur über eine gewisse Distanz. Diese sind schon zu weit entfernt. Aber es ist die einzige Möglichkeit, die mir logisch erscheint.«
»Spinnen, die unsichtbar sind und ihre Unsichtbarkeit nach Belieben aufheben können, die aber auch für den einzelnen sichtbar werden im Moment der Berührung… Spinnen, die dabei auch noch schweben, als gäbe es für sie keine Schwerkraft… ich möchte wissen, wer oder was dahinter steckt. So etwas haben wir noch nie erlebt.«
Tendyke zuckte mit den Schultern. »Wir werden es in Erfahrung bringen«, sagte er. »Am besten folgen wir dieser seltsamen Prozession vorsichtig. Ich schätze, daß sie uns dahin führen, wohin man auch Zamorra gebracht hat.«
Nicole nickte.
Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung und folgten den schwebenden Spinnen und ihren mitgeschleppten Opfern…
***
Die Zeitlose erreichte ihr Ziel. Ihre Befürchtung, daß die Blaue Stadt zwischenzeitlich wieder in eine andere Dimension überwechseln könnte, war nicht Wirklichkeit geworden.
Es war Nacht. Ein klarer Sternenhimmel und der bleiche Mondschein erhellten die leeren Straßenzüge und die Mauern der Gebäude, die vor Jahrtausenden von ihren Bewohnern verlassen worden waren.
Das Gefühl grenzenloser Einsamkeit, Verlorenheit sprang die Zeitlose an. Wann hatte sie eine Blaue Stadt belebt gesehen? Wie lange war es her? Sie wußte es nicht mehr. Ihre Erinnerung verdrängte manche Einzelheit. Zahlen und Zeiten, was waren sie schon? Aber zugleich wurde ihr bewußt, daß sie selbst das einsamste Wesen des Universums war. Sie kannte kein Alter, keinen Tod. Er war ihr nie begegnet, außer wenn er andere traf. Aber weil ihr das Menschliche -Alter, Krankheit, Tod - so fremd war, waren ihr auch die Menschen fremd. Sie hatte keinen, den sie wirklich Freund nennen konnte, weil es niemandem gegeben war, sie auf ihrem Weg zu begleiten. An den Unterschieden mußte alles zerbrechen.
Und so war sie gezwungen, allein zu bleiben.
Nur selten wurde es ihr bewußt, denn sie erlebte viel, wo immer sie sich auch aufhielt. Sie suchte Zerstreuung darin, ihrer Aufgabe gerecht zu werden, von der sie nicht einmal mehr genau sagen konnte, wer sie ihr gestellt hatte…
Das geflügelte Einhorn brauchte seine Schwingen jetzt nicht mehr zu benutzten. Die Zeitlose ritt auf ihrem Tier in die Stadt hinein, die kalt und tot wirkte. Staub wirbelte auf. Dazwischen: ein warmer Fleck, ein Lichtpunkt. Ein niederbrennendes Feuer. Aber es war verlassen.
Die Zeitlose hielt das Einhorn irritiert an. Vorsichtig glitt sie von seinem Rücken, schwebte mit flinkem, fast lautlosem Schlag ihrer aus dem Rücken wachsenden Schmetterlingsflügel um das Feuer herum. Aber niemand war mehr hier. Nur die schwache Ausstrahlung, die auf Kampf und finstere Magie hinwies.
Die Zeitlose überlegte. Waren die Menschen am Lagerfeuer, zu denen auch Zamorra gehören mußte, entführt worden? Aber wohin? Gab es doch noch Leben in dieser Blauen Stadt?
Die Zeitlose lauschte ins Nichts. Aber sie konnte nichts wahrnehmen. Da wußte sie, daß es doch nicht so einfach sein würde, Zamorra zu finden. Er war hier, aber für sie unerreichbar. Sie würde vielleicht kämpfen müssen.
Ein Wink brachte das Einhorn zu ihr. Sie schwang sich wieder auf seinen Rücken, und mit angelegten Flügeln bewegte es sich über die Straßen. Der leichte Hufschlag war in der Nacht gut zu hören.
***
Nicole und Tendyke waren den Spinnen gefolgt, die ihre beiden Gefangenen schwebend durch die Straßen führten. Am jenseitigen Stadtrand schien das Ziel erreicht zu sein. Dort befand sich ein größerer Bau mit einem siebeneckigen Eingang. Vielleicht war er vor einer kleinen Ewigkeit mal mit einem Portal verschließbar gewesen, aber jetzt gähnte nur noch die Türöffnung in der Gebäudewand.
Gryf und Teri wurden hineinbewegt. Immer noch schwebten sie über dem Boden, getragen von unsichtbaren Spinnen. Tendyke konnte sie jetzt, bei größerer Annäherung, wieder klar und deutlich sehen. Nicole blieben sie verborgen, selbst als sie das Amulett einsetzte.
Als die Gruppe im Dunkel des Gebäudeinneren verschwunden war, wollte Tendyke sofort hinterher. Aber Nicole hielt ihn fest.
»Warte noch. Es könnte eine Falle sein. Glaubst du im Ernst, daß wir unbemerkt geblieben sind? Entweder werden sie uns drinnen sofort
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