0347 - Satans Mädchenfänger
eine Gegenbeschwörung versuchen.«
Suko war skeptisch. »Du willst das Kreuz beschwören?«
»Bleibt mir etwas anderes übrig?«
Mein Freund atmete scharf aus. »Verdammt, John, das ist harter Stoff. Na ja, mal sehen.«
»Aber nicht jetzt.« Ich lächelte. »Wir sollten zusehen, daß wir das Haus hier verlassen.« Ich steckte das Kreuz wieder ein. Um den Hals hängte ich es mir bewußt nicht. Sollte irgendeine Gegenreaktion der anderen Seite erfolgen, mußte ich in der Lage sein, das Kreuz so rasch wie möglich wieder verschwinden zu lassen.
Diesmal stiegen wir die Leiter wieder normal hinab und klopften auch unsere mitgenommene Kleidung aus. Dennoch blieb der meiste Schmutz darin hängen. Treppen hinunterzulaufen ist nicht so schwer wie steigen. Verständlicherweise hatten wir es eilig, dennoch ließen wir eine gewisse Vorsicht walten. Bei unseren unbekannten Gegnern mußten wir mit allem rechnen und auf jede Überraschung gefaßt sein.
Abermals nahm uns sie Leere und die zugige Kälte dieses halbfertigen Hauses auf. Unsere Kleidung war zu dünn. Der Wind schnitt hindurch und biß auf der Haut. Abermals wehte uns der Geruch von Kalk, Mörtel und Betonstaub entgegen.
Auch jetzt schauten wir wieder in die langen Flure und Gänge hinein, wo sich die offenen Eingänge der Wohnungen gegenüberlagen. Suko war es, der mich auf eine Idee brachte. »Könnte es sein, daß sie auch den anderen Toten abgeholt haben?«
»Damit rechne ich eigentlich nicht. Dein V-Mann ist, so schlimm es auch klingt, auf normale Art und Weise gestorben. Im Gegensatz zu dieser Gladys Verly. Hinter ihrem seltsamen Ableben steckt viel mehr, als wir bisher ahnen.«
»Das glaube ich mittlerweile auch.«
Wir gingen weiter. Wieder hielten wir uns nahe der Wand.
Gegenüber gähnte der Abgrund des Treppenschachts. Auf meinen Lippen schmeckte ich den Staub. Er war auch in den Mund gedrungen, knirschte zwischen den Zähnen, und dann blieb Suko stehen.
Sehr plötzlich, ich drehte mich noch zur Seite, sonst wäre ich gegen ihn gelaufen.
In welchem Stockwerk wir uns befanden, konnte ich nicht sagen.
Jedenfalls hielten wir uns an der Einmündung eines Flurgangs auf, der wie ein dunkler Schacht in die Tiefe stach.
»Was hast du?« Ich hatte bei der Frage meine Stimme gesenkt.
Suko deutete mit dem abgespreizten Daumen in den Gang hinein.
»Da lauert etwas!«.
»Und was?«
Er hob die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber es ist vorhanden. Ich glaube sogar, Stimmen gehört zu haben.«
»Okay, schauen wir nach.«
Diesmal waren wir beide sehr gespannt. Ich ärgerte mich nur darüber, daß ich nicht lautlos gehen konnte, weil unter den Sohlen der Mörtel knirschte und jedes Geräusch durch die kahlen Wände noch verstärkt wurde.
Man mußte uns einfach hören…
Beide atmeten wir nur sehr flach. Unsere Gesichter waren gespannt, als wir in die erste Wohnung schauten. Ich trat hinein, während Suko sich die Wohnung gegenüber vornahm.
Ich fand einen leeren Raum und sah auch die offenen Türen zu den anderen Zimmern.
Meine Schritte setzte ich vorsichtig. Jeden Augenblick rechnete ich damit, von einer Gefahr erfaßt zu werden. Auch ich spürte, daß sich innerhalb dieser äußerlich so leeren Wohnung etwas tat. Erkennen oder begreifen konnte ich es nicht.
Ich war schon auf dem Rückweg, als ich es spürte. Es war nicht die Botschaft von draußen, sie drang praktisch aus mir selbst in mein Gehirn, zugleich spürte ich innerhalb der Jackentasche das Vibrieren.
Genau dort steckte das Kreuz.
Meine Hand befand sich schon auf dem Weg, als ich dennoch zögerte, da ich ein wenig Furcht davor bekam, das Kreuz wieder zwischen die Finger zu nehmen.
Sehr behutsam zog ich es hervor. Zuerst fiel die Kette auseinander, dann erschien das Kreuz und ich hielt es so, daß mein Blick von vorn und direkt darauf fallen konnte.
Wieder hatte es sich verändert.
In der Mitte glühte das L!
Obwohl ich es nur mehr an der Silberkette hielt, hätte ich es fast fallen lassen. Es kostete mich Überwindung, es trotzdem zu halten, und das war auch gut so.
Jemand sprach zu mir.
Zunächst wollte ich es nicht glauben, weil es einfach unwahrscheinlich war, bis ich feststellte, daß die zu mir sprechende Stimme nicht aus irgendeinem anderen Zimmer drang, sondern aus der Mitte des Kreuzes, das ich festhielt.
Aus dem L.
»Ich begrüße dich als Gefangenen meines Reiches, John Sinclair. Willkommen, Geisterjäger…«
Eine Frauenstimme hatte gesprochen.
Lilith!
***
»Du
Weitere Kostenlose Bücher