0347 - Satans Mädchenfänger
schwammen einige Eisstücke.
Manchmal hörte Gloria das Lachen ihrer Kolleginnen. Es gab einige unter ihnen, denen die Arbeit Spaß machte, die meisten allerdings widerte dieser Job an.
Gloria mußte bis zum Ende des Ganges durchschreiten, um in den Teil des Hauses zu gelangen, wo die Zimmer der Mädchen lagen. Dabei war der Begriff Zimmer übertrieben. Zu zweit hausten sie in Buden, in denen auch nichts Persönliches war und zum Teil die Heizungen nicht einmal funktionierten. Eine Schikane der Clubleitung, denn die Leute wollten, daß sich die Mädchen an ihren »Arbeitsplätzen« wohler als auf den Zimmern fühlten.
Die Tür war nicht verschlossen. Gloria drückte sie auf und betrat eine andere Welt. Die Sohlen der Clocks an den nackten Füßen schleiften über einen abgenutzten Teppichboden. Milchigweiße Wandleuchten gaben Licht. Die einzelnen Zimmertüren waren schmal, lagen dicht nebeneinander, und die ganze Aufmachung erinnerte Gloria an einen Knast. Fehlten nur noch die Gitter an den Türen.
Über ihre nackten Schultern rann ein Frösteln. Das Badetuch reichte ihr von der Brust bis zu den Hüften. Sie hatte dummerweise ihren Hausmantel im Zimmer vergessen.
So schnell es ging, lief sie zur vorletzten Tür, wo Diana und sie lebten.
Bevor sie eintrat, wurde die Tür gegenüber aufgestoßen. Leila, das Halbblut, ging zum Dienst. Sie war eine Kanone im Club. Ein heißes Geschöpf, das die Haare zu kleinen Bändern zusammengeflochten hatte, in denen Perlen schimmerten. Das Gesicht war breit, die Lippen aufgeworfen. Selten gab es wohl Frauen oder Mädchen, die einen so lasziven Gesichtsausdruck besaßen.
»Schon Feierabend?« fragte sie.
Gloria lauschte der rauchigen Stimme nach. Damit machte Leila jeden Mann schwach. Auch mit ihrer Aufmachung. Sie trug Strapse, knallrote Strümpfe, ein knappes Oberteil aus ebenfalls roter Spitze und einen Hauch von einem Tanga-Slip. Über den Arm hatte sie ein dünnes Kleid aus roter Seide hängen, das ebenfalls durchsichtig war.
Gloria zwang sich zu einem Lächeln. Sie dachte daran, was man sich von Leila erzählte. Angeblich sollte sie die Vertraute des Chefs sein. Man durfte ihr nicht zu viel sagen. »Ja, ich habe für heute genug getan.«
»Gut.« Leila tätschelte Glorias Wange. »Wie viele Kunden hattest du denn?«
»Vier.«
»Das ist Durchschnitt.«
»Ich weiß.«
Der Mischling legte einen Finger unter ihr Kinn und schaute sie aus großen Augen an. »Na ja, vielleicht werden es morgen mehr. Es wäre dir zu wünschen, Darling.« Dann ging sie…
Verdammtes Biest, dachte Gloria, als sie dem Halbblut nachschaute. Leila schwang mit den Hüften, und sie streifte während des Gehens ihr dünnes Kleid über.
Leila war ein Biest. Zudem gehörte sie zu den Personen, denen die Arbeit Spaß machte, und sie stand – daran glaubte Gloria fest –, unter dem Einfluß des Bösen, des anderen.
Auch ihre Freundin Diana und sie hatten etwas davon gespürt.
Man hatte sie locken wollen mit süßen gefährlichen Träumen, doch sie waren bisher immer davor zurückgeschreckt. Obwohl Diana schon bald daran zerbrach.
Auch jetzt, als Gloria die Tür ihres gemeinsamen Zimmers öffnete. Mit einem Schrei fuhr Diana in die Höhe. Die Whiskyflasche riß sie gleich mit. Da die Flasche nicht verschlossen war, schwappte Alkohol aus der Öffnung, rann über ihre Hand und klatschte auch auf das Bett, wo das Zeug versickerte.
»Himmel, hast du mich erschreckt!« Mehr sagte Diana nicht. Sie preßte ihre Hand gegen die Brust und schüttelte den Kopf.
»Weshalb hast du nicht vorher angeklopft?«
»Muß ich das?« Glorias Stimme klang scharf, als sie die Tür zudrückte. Mit zwei Schritten war sie bei Diana, riß ihr die Flasche aus der Hand und ließ den Whisky in ein Handwaschbecken gluckern, ohne sich um die Proteste ihrer Freundin zu kümmern. Die leere Flasche warf sie anschließend in den Papierkorb.
Diana saß steif auf der Kante des zweiten Betts. Das Mädchen besaß blonde Haare, ebenso wie ihre Freundin, und viele verwechselten die beiden. Aus diesem Grund hatten sie den Namen Zwillinge bekommen. Im Gegensatz zu Gloria hatte sich Diana bereits umgezogen. Ihr Kleid besaß eine violette Farbe, schmiegte sich sehr eng um den schlanken Körper und ließ erkennen, daß sie darunter nichts trug. Ihre Füße steckten in dunklen, glänzenden Schuhen.
Gloria sagte nichts. Sie öffnete eine Seite ihres Schranks und ließ das Badetuch zu Boden fallen. Ein Frösteln rann über den nackten
Weitere Kostenlose Bücher