0347 - Satans Mädchenfänger
Gesicht seines Mentors wie in der Oper Rigoletto der Hofnarr vor dem Herzog.
So linkisch, etwas spöttisch anmutend. Dabei streckte er den rechten Arm aus. Die Bewegung war nicht flüssig, sie sah steif aus, aber Luzifer wußte, was gemeint war.
»Du brauchst mir nicht zu danken. Sieh selbst zu, daß du mit deinen Problemen fertig wirst. Bisher hat die Hölle alles lösen können. In den letzten Jahren jedoch hast du Niederlagen bekommen. Ich will, daß dies gestoppt wird. Wir müssen uns die Erde Untertan machen, nicht unsere Gegenseite, und ich weiß, daß es schwer sein wird. Leider kommen wir an die Menschen nicht heran. Nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Religionen sind einfach zu stark. Wir können uns nur mehr Einzelpersonen herauspicken und nicht die Allgemeinheit. Das solltest du versuchen, aber erst, wenn du mit den Feinden aus den eigenen Reihen fertig geworden bist. Stoppe die Großen Alten! Laß niemals zu, daß sie dir die Macht wegnehmen. Wenn das geschieht, hat die Hölle verloren. Und der Teufel darf nicht verlieren. Verstanden? Niemals!«
»Ja, Luzifer, ich habe verstanden.«
»Wir stehen an einem neuen Anfang. Du hast es oft versucht, und immer wieder Rückschläge erlitten. Diesmal habe ich das Heft in die Hand genommen. Wir werden den Kreislauf erweitern. Irgendwie paßte alles, was die Menschheit sich in Tausenden von Jahren aufgebaut hat, hinein. Und die Vergangenheit wird zur Gegenwart. Was in den Urzeiten aufgebaut worden ist, muß auch jetzt noch Bestand haben, denn es hat sich erwiesen, daß das Alte oft genug stärker ist als das Neue. Ich habe die uralte Magie der Großen Mutter wieder zum Leben erweckt und bin bereit, dir diese an die Seite zu stellen. Sie wird dir helfen, deine Feinde zu besiegen, zu denen ich auch Menschen wie John Sinclair zähle. Richte dich danach, kämpfe nicht gegen sie und handle entsprechend. Ihr müßt es schaffen, alles an euch zu reißen, auch Götzen wie die Großen Alten, die sich so mächtig geben, aber gegen mich ein Nichts sind…«
Es waren die letzten Worte, die Luzifer seinem Ersten Diener übermittelt hatte. So rasch und lautlos, wie das Gesicht erschienen war, verschwand es auch wieder.
Die absolute Schwärze der Dimensionen schluckte es wie ein gewaltiger Trichter und mit einer nahezu gespenstischen Lautlosigkeit.
Nichts mehr war von Luzifer zu sehen.
Allein blieb Asmodis zurück. Flammenumweht stand er da, die häßliche Dreiecksfratze zu einem widerlichen Grinsen verzogen und dabei so laut auflachend, daß er sich fast selbst noch darüber erschreckte.
Ja, er würde es schaffen, er wollte es den anderen zeigen. Gegen ihn waren sie ein Nichts, sie sollten spüren, was es heißt, sich mit einem gestärkten Asmodis anzulegen.
Und er dachte an Lilith…
Natürlich kannte er sie. Im Reich des Bösen in den Regionen der Finsternis nahm gerade sie eine besondere Position ein. Sie besaß die Macht, die wesentlich größer war als die der Hexen. Deren Magie und Kräfte stützten sich auf den Teufel. Nur ihn kannten sie als den großen Helfer an. Bei Lilith war es anders. Für sie gab es einen anderen Helfer, der ihr wie ein großer Bruder zur Seite stand.
Eben Luzifer!
Er, der auch zu Asmodis hielt, hatte sie dem Teufel an die Seite gestellt. Ein mehr als besserer Ersatz für die in der Flammenschlinge verbrannte Oberhexe Wikka.
Bestimmt würde Lilith ihm helfen, seine Pläne zu verwirklichen.
Es sah also alles gut aus.
Nur wenn der Teufel genauer darüber nachdachte, störte ihn etwas. Bei Wikka war er der Meister gewesen, sie hatte ihm gehorcht, sich immer seinen Wünschen gefügt und mit ihren Dienerinnen genau das getan, was Asmodis von ihnen verlangte.
Lilith würde nicht so reagieren.
Sie war mächtiger als Wikka, bestimmt gleichrangig, wenn nicht stärker als Asmodis.
So etwas mochte er nicht. Er konnte einfach nicht vertragen, wenn man ihm Befehle gab.
Luzifer ja, aber Lilith?
Der Satan war nicht sehr glücklich über die Entwicklung, obwohl sie für ihn positiv ausschaute. Aus seiner Sicht reagierte er normal.
Menschen wären froh gewesen, hätten sie eine so starke Hilfe bekommen. Nicht aber die Dämonen der Hölle.
Ihnen waren Worte wie Dankbarkeit fremd. Für sie existierte das Gegenteil davon, und dabei machte auch der Höllenfürst keine Ausnahme. Aus diesem Grunde schaute er der Zukunft auch mit gemischten Gefühlen entgegen, zudem er noch nicht wußte, welche Pläne Lilith genau verfolgte…
***
Mit dem
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