0347 - Satans Mädchenfänger
linken Ellbogen schlug ich noch gegen die Leiterkante, dann prallte ich mit den Füßen zuerst zu Boden und hatte Mühe, mich zu fangen, denn der Druck wuchtete mich nach vorn.
Suko war an der anderen Seite der Leiter aufgekommen, blieb stehen und drehte sich um.
Auch ich schaute schräg in die Höhe, wobei sich der Lukenrand schärfer abzeichnete, da der ausufernde Lichtschein ihn noch erfaßte und auch an den Innenrändern ein Stück herabkroch.
Das Licht veränderte sich nur ein wenig, so daß wir zu dem Entschluß kamen, eine Hubschrauber-Landung zu erleben.
Verständigen konnten wir uns kaum. Das Geräusch des Motors und das Flappern der Rotorblätter erfüllte die Luft mit einem gewaltigen Krach. Ich dachte an die MPi-Garben, die man uns nachgeschickt hatte. Wären wir nicht so schnell gewesen, hätten wir hier unten wahrscheinlich durchlöchert gelegen.
Suko war schon an der Tür und stemmte sie auf. Er ließ sie auch offen, indem er sich mit dem Rücken gegen die Innenseite lehnte.
Wenn jemand vom Rand der Luke schoß, wollten wir wenigstens einen Fluchtweg haben.
Ich hatte meine trüben Gedanken, die sich allein um das Kreuz drehten, verscheucht und die Beretta gezogen. Sprungbereit stand ich da und behielt den Rand der Luke im Blick.
Wir konnten nichts verstehen oder hören. Keine Schritte, keine Stimmen, das Dröhnen des Copters übertönte jedes andere Geräusch. Die Läufe unserer Berettas zeigten schräg nach oben. Wenn jemand von der Hubschrauberbesatzung am Lukenrand erschien, wollten wir sofort reagieren können.
Da tat sich nichts.
Eine halbe Minute war vergangen. Ich fing einen Blick meines Freundes auf. Suko hob die Schultern. Diese Geste sagte mir eigentlich alles. Er war ebenso ratlos wie ich.
Kein Schatten unterbrach den weichen Lichtkreis auf dem Dach.
Er blieb zitternd in seiner Lage, und wir trauten uns auch nicht, auf die Leiter zu klettern und über den Rand zu peilen. Wenn die anderen etwas von uns wollten, würden sie kommen.
Es war zugig in diesem Schacht. Durch die offenstehende Tür zog es von der Eingangshalle bis zum Dach hoch durch das weite Treppenhaus. Unsere Kleidung bewegte sich wie eine Fahne. Meine Jackenschöße flogen hoch und knatterten.
Plötzlich nahm das Geräusch an Lautstärke zu. Wir beide wußten, daß es entstand, wenn ein Hubschrauber startete.
»Der fliegt wieder weg!« brüllte Suko.
Ich stand schon an der Leiter. Obwohl es riskant war, wollte ich nach oben steigen. Als ich meinen rechten Fuß auf die erste Sprosse gesetzt hatte, bemerkte ich meinen Fehler. Der Lichtschein wurde wesentlich greller und blendete auch.
Dafür gab es nur eine Erklärung.
Der Hubschrauber war gestartet und flog gleichzeitig auf unseren kleinen Schlupfwinkel zu, den er durch seine grelle Lichtfülle bis in den letzten Winkel ausleuchten konnte und wir dabei wie auf dem Präsentierteller standen.
Ich katapultierte mich nach hinten. Es ging um Sekunden. Der Lärm über mir steigerte sich zu einem infernalischen Krach. Ich konnte durch die Blendung überhaupt nichts erkennen, wußte nur, daß sich irgendwo hinter mir die Tür befinden mußte und stolperte fast über meine eigenen Beine, bis ich einen harten Schlag gegen die Schulter bekam und noch stärker nach hinten gezogen wurde.
Mein Freund Suko hatte eingegriffen. Er wirbelte mich auch herum, ich hämmerte mit der Seite gegen harten Beton und vernahm durch den Lärm ein böses Knattern.
Sie schossen wieder.
Zu Boden mußten wir beide. Mörtel und Staub spritzten um unsere Köpfe. Die Treffer lagen verdammt nahe. Sie schafften es nicht mehr, in unsere Körper zu hacken, denn die Eisentür rettete uns vor den Garben. Sie war so stabil, daß sie auch die harten Bleimantelgeschosse aufhielt, so daß wir gefahrlos auf die Beine kommen konnten und uns schweratmend an der Wand abstützten.
»Möchte wissen, wem wir da auf die Zehen getreten sind«, sagte Suko keuchend.
»Das kannst du laut sagen.«
»Hast du einen Verdacht?«
»Nein, denn Lilith schießt wohl nicht mit einer Maschinenpistole.« Danach schwiegen wir beide, um den Geräuschen zu lauschen, die allmählich abklangen.
Der Helicopter flog wieder fort. Seine Aufgabe war erledigt. Aber welche war es gewesen? Was hatte die Besatzung der Maschine auf dem Dach zu suchen gehabt?
Suko quälten natürlich die gleichen Gedanken wie mich. Er nickte mir zu. »Okay, sehen wir nach.«
Diesmal zog ich die schwere Eisentür auf und schaute mir die Innenseite an.
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