0349 - Das Dyarra-Inferno
spät…«
Und die Angst umklammerte mit einer eisig kalten Faust ihr Herz, denn sie wußte, daß Tendyke recht hatte…
***
Ted Ewigk sah den Dämon vor sich auftauchen. Eine titanische Gestalt, gut doppelt mannsgroß und mit einem großen, dreieckigen Schädel, in dem dreieckige Augen gelblich glühten. Aus der kahlen Schädeldecke entsprossen in sich gedrehte Widderhörner.
Der Dämon war nackt und geschlechtslos, seine blaugraue Haut schimmerte wie polierter Stahl. Die muskelbepackten Arme, so dick wie Teds Körper, mündeten in baggerschaufelartigen Pranken, mit denen der Dämon zupackte und den Krankenwagen endgültig auseinanderfetzte.
Und Beta reagierte nicht einmal darauf!
Der EWIGE, der als Leibwächter doch nichts anderes zu tun hatte als seinen Herrn in jeder Situation zu schützen, reagierte nicht darauf! Er war vollkommen gefangen in seinem Kampf gegen den dämonischen Zirkel, konnte diesen Bann nicht mehr verlassen, ehe der Kampf so oder so entschieden war!
Jäh begriff Ted, was das bedeutete.
Ablenkung! Der Leibwächter wurde in einen Kampf verwickelt, der ihn band, so daß er seine Aufgabe nicht mehr erfüllen konnte. Und unterdessen ging ein anderer dem ERHABENEN an den Kragen!
Plötzlich glaubte Ted nicht mehr, daß es allein die Hölle war, die dahintersteckte. Diesen Plan hatte kein Dämon entworfen. Die DYNASTIE selbst mußte dahinterstecken, die radikale Gruppe der macht- und eroberungshungrigen Rebellen. Sie schienen endlich reinen Tisch machen zu wollen, und sie bedienten sich der Dämonen, um selbst nicht aufzufallen.
Ein teuflischer Plan…
Da packten die Pranken des Dämons zu, um den ERHABENEN aus dem zerstörten Fahrzeug zu reißen…
***
Es war der Augenblick, in dem Beta seinen Erfolg errang.
Er spürte, wie die Kräfte des gegnerischen Zirkels jäh zerbrachen, wie Höllengeister sich auflösten unter der Wucht elementarer Energien. Von einem Moment zum anderen stieß Beta ins Leere.
Da war nichts mehr, wogegen er kämpfen konnte.
Das feindliche Kräftepotential war geschwunden, existierte nicht mehr. Beta konnte sich nicht erklären, wie das möglich war. Er fand auch keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Denn seine Aufmerksamkeit wurde von einem anderen Ereignis in seinen Bann geschlagen.
Er konnte sich nicht erholen. Er konnte keine Pause einlegen, um sich auf die veränderte Situation einzustellen. Er mußte sofort wieder handeln, die noch schwebenden Dhyarra-Kräfte umstrukturieren.
Denn da war ein gewaltiger Dämon, der den ERHABENEN angriff!
Er hatte sich unbemerkt genähert, während Beta kämpfte. Und jetzt wollte er den ERHABENEN töten, und nichts auf der Welt konnte ihn mehr daran hindern.
Nichts…?
Beta vermochte sich nicht mehr schnell genug auf den neuen Gegner einzustellen. Um ihn angreifen zu können, mußte er seine Struktur erfassen, und dazu fehlte ihm die Zeit. Er konnte nur noch etwas anderes tun.
Und das tat er. Ohne erst noch lange zu überlegen und sich über die Konsequenzen seines Tuns bewußt zu werden…
***
Der Dämon Phoog registrierte ein leichtes Flimmern, als seine Pranken hinabstießen. Das war wohl der letzte verzweifelte Versuch, den ERHABENEN zu schützen. Aber das Flimmern zerbrach sofort wieder.
Phoogs Pranken töteten den ERHABENEN.
Dann hob der stahlblaugraue Dämon den mächtigen Schädel und lauschte in den magischen Äther.
Da war nichts mehr.
Der Zirkel war zerschlagen. Aber das war vorauszusehen gewesen. Das war etwas, das nur er, der Anführer, gewußt hatte. Die anderen sollten geopfert werden. Nur so konnten sie schlagartig die erforderlichen Kräfte entfesseln.
Denn sowohl Eysenbeiß als auch dem niederen Dämon Phoog war es von Anfang an klar gewesen, daß die Kräfte nicht aus dem Nichts kommen konnten, die sich gegen den oder gar die Dhyarra-Kristalle zu stellen hatten. Vorher Lebensenergien in einem großen Ritual zu gewinnen, wäre zu auffällig gewesen. Irgend jemand hätte es bestimmt durch Zufall bemerkt und möglicherweise seine Schlüsse gezogen. Also mußte die notwendige Energie aus der Substanz der Höllengeister selbst kommen.
Sie hatten von Anfang an keine Chance gehabt, diesen Kampf zu überleben.
»Schwund«, hatte Eysenbeiß Phoog zugeraunt. »Mit Schwund muß man eben immer rechnen«
Irgendwie war Phoog dieser Ausspruch bekannt gewesen. Hatte nicht der frühere Fürst der Finsternis, Asmodis, ihn auch zuweilen angewandt, wenn wieder einmal Dämonen jenem Professor Zamorra zum Opfer
Weitere Kostenlose Bücher