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035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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nächsten Foto war wieder das Mädchen zu sehen. Diesmal hatte sie drei Schatten, von denen einer höchst seltsam geformt war. Aber das letzte Foto brachte die größte Überraschung. Nach dem Kleid zu urteilen, mußte es sich wieder um Kathy handeln. Doch dort, wo sich ihr Kopf hätte befinden sollen, war nichts außer einem hellen Fleck; und durch diesen Fleck konnte man undeutlich den Hintergrund erkennen.
    Dorian sah sich die Fotos genau an und nahm sich dann den Bericht über Madame Picard vor. Mit richtigem Namen hieß sie Suzanne Fletcher und war vor achtundzwanzig Jahren in London geboren. Das Wachsfigurenkabinett hatte sie vor einem halben Jahr eröffnet. Es fand aber nicht viel Zuspruch, da die Wachsfiguren nicht die Qualität von Madame Tussauds erreichten. Suzanne Fletcher war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Ein Foto von ihr war dem Bericht beigefügt.
    Es zeigte eine nicht unhübsche schwarzhaarige Frau mit großen nachtschwarzen Augen.
    Dorian lehnte sich nachdenklich zurück. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, was dieses Wachsfigurenkabinett mit dem Schatten zu tun hatte, doch es war eine der wenigen Spuren, die er hatte.
    Als die Tür geöffnet wurde, sah Dorian auf. Coco kam mit einem großen Tablett ins Zimmer.
    »Guten Morgen«, sagte sie fröhlich. Sie stellte das Tablett ab und küßte Dorian auf den Mund.
    »Sieh dir das an, Coco!« sagte Dorian und schob dem Mädchen die Fotos hin.
    Coco sah sich die Fotos genau an. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Als sie aufblickte, merkte Dorian, daß ihr Blick seltsam verschleiert war.
    »Wir haben es mit einem gefährlichen Gegner zu tun«, sagte sie. »Er kann Menschen zu Schatten verwandeln, und diese Schattengeschöpfe sind kaum zu töten.«
    »Und du bist sicher, daß wir es mit solchen Schatten zu tun haben, Coco?«
    Das Mädchen sah die Bilder nochmals an.
    »Ziemlich sicher«, sagte sie. »Es ist eine seltene Fähigkeit, die unglaublich viel Kraft und Kenntnis erfordert. Unser Gegner ist stark. Wir müssen aufpassen, sonst können wir einige unliebsame Überraschungen erleben.«
    Dorian gab ihr einen kurzen Bericht über das tote Mädchen und das Wachsfigurenkabinett. Coco wollte mitkommen, doch Dorian war dagegen. Er wollte als harmloser Besucher zu Madame Picard gehen.
     

     
    Dorian parkte den Wagen vor dem Museum. Er rauchte noch eine Zigarette, dann stieg er aus und schlenderte die Honor Oak Road entlang. Das Wachsfigurenkabinett befand sich in einem Backsteinhaus in der Benson Road.
    Dorian ging langsam darauf zu, durchquerte den Vorgarten und stieg die zwei Stufen zum Eingang hinauf. Er öffnete die Tür. Vor ihm lag ein winziger Raum. Hinter einer Kasse saß eine alte Frau mit weißen Ringellöckchen und einem schönen Spitzenkragen. Die Brille war ihr weit über die Nase gerutscht, und sie strickte. Jetzt sah sie auf und lächelte.
    »Einmal«, sagte Dorian und nahm das Billet in Empfang.
    Ein weißer Pfeil wies auf eine Tür. Zum Wachsfigurenkabinett stand darauf.
    Die alte Frau mit den Ringellöckchen blickte dem Besucher zufrieden nach. Als dieser verschwunden war, nahm sie einen Zettel und schrieb ein paar Worte darauf. Dann steckte sie den Zettel in eine Schublade und nahm ihre Strickerei wieder auf.
    Dorian gelangte in einen großen Raum, der in mehrere Gänge unterteilt war. Er sah sich kurz um, doch was er zu sehen bekam, entzückte ihn nicht. Die Figuren waren dilettantisch ausgeführt. Neben der Tür standen einige Monster, die allesamt aus einem SF-Roman der Dreißigerjahre stammen konnten.
    Dorian ging weiter. Der abgehackte Kopf von Robespierre grinste ihm aus einer blutbeschmierten Schale entgegen, daneben kniete Maria Stuart auf dem Schafott. In einer Nische stand ein ausgestopfter Gorilla, der ein nacktes Wachsmädchen auf den Armen trug. Dieses Mädchen war besonders schlecht ausgeführt.
    Doch dann blieb Dorian plötzlich überrascht stehen. Auf einem Bett lag ein alter Mann, die Hände wie in Abwehr ausgestreckt, die Augen weit aufgerissen, mit einem Ausdruck, der das Grauen widerspiegelte. Seine Kehle war durchgebissen. Über ihn gebeugt stand Dracula. Das Monster war besonders gut getroffen.
    Fasziniert starrte Dorian die zwei Gestalten an. Sie paßten gar nicht zu den anderen Wachsfiguren. Rasch blickte er sich um und trat dann näher heran. Er berührte die Hand des Vampirs und kratzte mit den Fingernägeln daran, doch er bekam kein Wachs herunter. Er probierte es bei einer der anderen

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