035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
ihre Ghouls alles angestellt hatten…
Nein, Schonung durfte Cuca von mir nicht erwarten.
»Sagst du mir nun freiwillig, was ich wissen will, oder möchtest du leiden?« fragte ich die Hexe.
Es blitzte in ihren goldgesprenkelten Augen. Ihr Mund öffnete sich, und sie stieß eine blaugraue Wolke aus, mit der sie mich bezwingen wollte, doch ich ließ die Wolke nicht an mich heran.
Mit dem Ring stieß ich mittenhinein. Es zischte und knisterte.
Die Wolke verlor augenblicklich ihre Kraft und zerfaserte. Ich bremste meinen Schlag nicht ab und traf das Gesicht, das sich hinter der Wolke verbarg.
Cucas Schrei raste durch die Räume der Agentur.
»Wo ist Vicky Bonney?« brüllte ich und wollte noch einmal zuschlagen, doch da passierte etwas Unvorhergesehenes.
Atax kam der Hexe zu Hilfe. Die Seele des Teufels sprang aus dem Ziegenschädel und griff mich sofort an. Ein wuchtiger Schlag traf mich. Ich wurde zur Seite geschleudert.
Es war ein Reflex, der mich den Finger am Abzug krümmen ließ.
Krachend entlud sich die Waffe, doch die geweihte Silberkugel traf nicht Cuca, sondern bohrte sich neben ihr in die Wand.
Ich landete hart auf dem Boden, rollte herum und wollte mich Atax zuwenden. Da riß mir eine unsichtbare Kraft den Colt Diamondback aus der Hand, und zentnerschwere Magie preßte mich nieder.
Ich glaubte zu ersticken. Der Geschlechtslose stieß ein triumphierendes Lachen aus. »Jetzt habe ich dich endlich, Tony Ballard!« höhnte er.
»Er soll sterben!« fauchte Cuca haßerfüllt. »Beim Knochenfest um Mitternacht!«
***
Der Friedhof südöstlich von der Akropolis erstreckte sich über eine weite Fläche. Friedhöfe, die Heimat der Ghouls. Nirgendwo fühlen sie sich wohler. Einige von ihnen verbringen ihr endloses Leben auf Friedhöfen, unter der Erde, in weit verzweigten Labyrinthen, deren Gänge von Grab zu Grab führen.
Es gibt aber auch Ghouls, die unter den Menschen wohnen – wie Cronis, Mikis und Stavros Gizikis, Phaidon Eiliou… Doch auch sie kehren immer wieder gern auf den Friedhof zurück, um sich mit ihren Artgenossen zu treffen und schreckliche Feste zu feiern.
In dieser Nacht sollte so ein grausiges Fest stattfinden.
Das Knochenfest um Mitternacht!
Die Ghouls würden diesmal keine Leiche verschlingen, sondern einen lebenden Menschen: Vicky Bonney.
Das blonde Mädchen saß in einem Gitterkäfig aus Eisen.
Ringsherum Gräber und Grüfte, huschende Schleimgestalten, knurrende Schemen, die es nicht erwarten konnten, bis das Schreckensfest begann.
Cuca würde daran teilnehmen, und vielleicht auch Atax, wenn er Zeit hatte. Die rangniederen Dämonen trafen hektisch die letzten Vorbereitungen. Magische Wälle wurden errichtet, damit kein Laut den Friedhof verlassen konnte.
Für Vicky Bonney gab es keine Möglichkeit, zu fliehen. Die Gittertür war abgeschlossen, und irgendein Ghoul hatte den Schlüssel an sich genommen. Grausig waren diese gedrungenen Bestien anzusehen.
Vicky schauderte jedesmal, wenn ein Leichenfresser näher an den Käfig herankam. Die Aussichtslosigkeit ihrer Lage schnürte ihr die Kehle zu. Sie dachte an Tony Ballard, der bestimmt vor Sorge um sie fast verrückt wurde, und an Roxane und Mr. Silver, die ihr geholfen hätten, wenn sie von ihrer kritischen Situation gewußt hätten.
Nur ein einziger Ghoul verbarg sich hinter menschlichem Aussehen: Mikis Gizikis. Er trat grinsend an den Käfig heran, streckte die Hand nach Vicky aus. Sie zuckte zurück.
Vorhin hatte er sich kurz verwandelt, so daß sie wußte, daß auch er ein widerlicher Leichenfresser war. »Wir freuen uns alle schon auf den Beginn des Knochenfestes«, sagte Gizikis. »Willst du wissen, warum es Knochenfest genannt wird? Weil am Ende des Festes von unseren Opfern nur noch Knochen übrig sind.«
Vicky hatte das Gefühl, jemand würde sie mit Eiswasser übergießen. Entsetzlich war das, was sie erwartete. Gab es für sie keine Möglichkeit, dem zu entgehen?
»Dafür wird euch Tony Ballard gnadenlos bestrafen!« preßte Vicky Bonney heiser hervor.
Gizikis winkte verächtlich ab. »Ballard ist kein Wunderknabe.«
»Er hat nicht erst einen Ghoul zur Hölle geschickt.«
Gizikis fletschte die Zähne. »Ja«, dehnte er. »Er hat meinen Bruder Stavros auf dem Gewissen, das verzeihe ich ihm nie, dafür wird er bezahlen!«
»Wenn ihr euch an mir vergreift, wird euch Tony Ballard mit seinen Freunden ausrotten.«
»Wir fürchten weder ihn noch die anderen«, behauptete Mikis Gizikis. »Denn wir können mit
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