035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
meinen Colt Diamondback in die Schulterhalfter und öffnete mein Hemd, um den Dämonendiskus von der Kette loszuhaken. Die handtellergroße, milchigsilbrige Scheibe vergrößerte sich in meiner Hand um das Dreifache.
Der Diskus war meine stärkste Waffe, ihr hatte Atax garantiert nichts entgegenzusetzen. Wenn ich ihn damit traf, war er erledigt. Aber dazu war es nötig, daß wir erst mal diesen roten Feuervorhang hinter uns brachten.
Mr. Silver schien eine Möglichkeit zu kennen, den brennenden Vorhang zu zerreißen. Ich verließ mich auf den Ex-Dämon. Er würde schon das richtige tun. Mit langen Sätzen näherten wir uns den Flammen, vor denen die Ghouls verständlicherweise flohen.
Roxane und Vicky Bonney schalteten die Fliehenden nacheinander aus. Mein Freund und ich konnten wirklich stolz auf diese beiden Mädchen sein.
Der Hüne schrie etwas. Bestimmt in der Dämonensprache. Der Feuervorhang bekam tiefschwarze Risse. Wir sahen Cuca und Atax wieder. Die beiden saßen immer noch auf den Knochenthronen.
Mr. Silver sprang durch einen Riß im Vorhang. Ich ebenfalls.
Sofort holte ich aus und schickte den Dämonendiskus auf die Reise! Er sollte Atax den Garaus machen, denn er war gefährlicher als Cuca.
Die Scheibe rutschte aus meiner Hand und fegte durch die Dunkelheit. Da zeigte uns Atax noch einmal, wie unheimlich schnell er reagieren konnte.
Es hatte den Anschein, als würde er unter den Knochensesseln Raketen zünden. Feuerstöße rasten darunter hervor. Mr. Silver wollte sich Cuca holen, doch er erreichte sie nicht.
Die Knochenthrone hoben vom Boden ab und sausten mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit in den Nachthimmel hinein.
Sie schrumpften binnen weniger Augenblicke zu kleinen Glutpunkten zusammen, die in einer unendlichen Ferne erloschen.
Mr. Silver blieb zornig stehen. Mein Dämonendiskus schwebte in der Luft. Natürlich war auch ich enttäuscht. Ich hatte gehofft, Atax diesmal zu kriegen. Es hatte nicht geklappt. Schade.
Ich streckte meine Hand aus und erreichte mit der Kraft meines Willens, daß der Diskus zu mir zurückkehrte.
Die letzten Ghouls fielen, dann war Ruhe auf dem Friedhof. Ich hängte den Diskus an die Kette.
Der brennende Vorhang erlosch hinter uns. Die magische Schallsperre existierte nicht mehr auf dem Friedhof, und die schwarzmagischen Symbole, die vorhin noch geleuchtet hatten, waren jetzt auch nicht mehr zu sehen.
Vicky fiel mir um den Hals. Ich drückte sie an mich und küßte sie.
»O Tony«, hauchte sie. »Ich dachte…«
»Überlaß das Denken den Pferden. Die haben größere Köpfe«, sagte ich schmunzelnd.
Wir hatten uns viel zu erzählen, taten das jedoch nicht auf dem Friedhof, sondern eine halbe Stunde später in der Bar unseres Hotels, die rund um die Uhr geöffnet hatte.
Der Ex-Dämon freute sich über den Sieg über die Leichenfresser am allerwenigsten. Ganz klar. Er hatte Cuca nicht erwischt, und somit wußte er weiterhin nicht, wo sich sein Sohn befand.
Hatte mich Cuca belogen, als sie sagte, sie kenne den Aufenthaltsort ihres Sohnes selbst nicht?
»Verdammt!« brummte der Hüne und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich hätte Cuca zu gern gekriegt.«
»Mach dir nichts draus, Silver«, tröstete ich ihn. »Ich bin sicher, wir sehen sie wieder.«
***
Tags darauf setzte ich mich telefonisch mit Kommissar Alexis Vassis in Verbindung. Er hatte mich – Tony Ballard, den vermeintlichen Rauschgift-Hai – noch in bester Erinnerung.
Seine Stimme klang sehr freundlich. »Mr. Ballard, was kann ich für Sie tun?«
Meine guten Verbindungen hatten ihn beeindruckt. »Nicht Sie können etwas für mich, ich kann etwas für Sie tun, Kommissar«, erwiderte ich.
»Tatsächlich? Und was?«
»Gibt es nicht ein paar unaufgeklärte Todesfälle in den Kreisen der oberen Zehntausend von Athen?«
»Nun ja… Woher wissen Sie…?«
»Ich kann Ihnen helfen, diese Fälle aufzuklären. Sind Sie interessiert?«
»Selbstverständlich.«
»Wann haben Sie für mich Zeit?«
»Sie können kommen, wann Sie wollen.«
Zwanzig Minuten später betrat ich das Büro des Kommissars. Er sah mich prüfend an. Ich legte ihm die Unterlagen auf den Schreibtisch, die ich mir in Cucas Büro unter den Nagel gerissen hatte. Es war kein Kommentar nötig.
Alexis Vassis sah sich die Listen genau an. Dann hob er erstaunt den Kopf und blickte mich groß an. »Woher haben Sie das, Mr. Ballard?«
Ich sagte es ihm, und ich erzählte ihm noch einiges mehr. Es fiel ihm nicht leicht, mir zu
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