035 - Party im Blutschloss
sie wie ein Schock. Ihre Nackenhaare
sträubten sich, als sie erkannte, worin sie sich befand. Im unruhigen Licht der
fernen Fackel sah sie das graue Metall, das sich über sie wölbte und die Form
eines Menschen hatte.
Eine »Eiserne
Jungfrau«!
Sie hatte
schon mal in einem Horrorfilm mitgewirkt, einem von Reynolds gestalteten Thema,
in dem eine »Eiserne Jungfrau« zum Leben erwachte und sich ihre Opfer selbst
holte.
»Du hast es
so gewollt und ich habe dir gesagt, daß es nicht gut ist, stolz zu sein und vor
allen Dingen ist es nicht gut, schön zu sein«, murmelte die heisere Stimme.
Alles an
Lorette Young spannte sich. Erst jetzt schien sie zu begreifen, was auf sie
zukam und in welcher Gefahr sie sich befand. Mit ungeheurer Willensanstrengung
versuchte sie das Unheil abzuwenden. Sie bäumte sich auf, spannte ihre Muskeln
an und wollte die Fesseln sprengen, um die Hände freizubekommen. Doch es war
nur ein Aufflackern unmittelbar vor der völligen Erschöpfung.
In der
Dämmerung vor sich sah sie die blitzenden, dolchspitzen Messer, die aus dem
aufgeklappten Vorderteil der »Jungfrau« ragten. Und dieses Vorderteil wurde von
unsichtbaren Händen zugeklappt, als handele es sich um eine Tür.
Lorette
Youngs rote, schimmernde Lippen öffneten sich zum Schrei. Die starren Spitzen
drangen in ihren Körper. Durch die Ritzen am Fußende des grausamen
Marterinstruments sickerte das Blut.
Harry P.
Reynolds war der erste, der den »Roten Salon« betrat.
●
»Lorette . «,
begann er, unterbrach sich und blickte sich suchend um.
»Niemand
hier«, bemerkte McKarring überflüssigerweise. Er warf einen Blick durch den
langen Gang, die Treppen hinauf. Sie waren fast eine Stunde weggewesen, und
doch hatten sie erst einen Bruchteil dessen gesehen, was das Schloß bot.
Gina Peters
schüttelte den Kopf. »Sie wird doch nicht auf den Gedanken gekommen sein, uns
nachzugehen?«
Reynolds
zuckte die Achseln. »Vielleicht .«
»Warten wir
eine Zeitlang hier«, schlug der Schotte vor. »Wenn sie merkt, daß sie uns nicht
findet, wird sie sicher in den »Roten Salon« zurückkehren.«
Niemarid
dachte zu diesem Zeitpunkt daran, daß vielleicht etwas passiert sein könnte. Es
gab keinen Grund für eine solche Annahme.
McKarring und
Reynolds besprachen letzte Einzelheiten und wurden vertragseinig. Der
Filmproduzent mietete Bloody Grave für vierzehn Tage. Daß es kein elektrisches
Licht und kein Telefon gab, war ein Handicap. Um seinen Sekretär zu
benachrichtigen, mußte Reynolds extra nach Killin fahren. Dort mußte auch heute
noch ein größeres Kaufhaus damit beauftragt werden, regelmäßig Proviant für den
Filmstab zu liefern. Dieses Dinges sollte der spätestens in vierundzwanzig
Stunden hier eintreffende Sekretär Reynolds regeln.
Lorette Young
aber blieb verschwunden.
»Wenn sie uns
nicht findet, dann könnte sie doch wenigstens rufen«, bemerkte Gina Peters,
während sie sich in einem kleinen Handspiegel betrachtete und ihre Haare
ordnete.
McKarring
lächelte dünn. »Das könnte sie - aber es ist fraglich, ob wir sie auch hörten.
Wenn sich Miß Young auf der anderen Seite des Schlosses befindet, dann ist das
aussichtslos.«
»Langsam wird
mir die Sache unheimlich«, bemerkte nun Pit Wright, den sonst so schnell nichts
aus der Ruhe brachte. »Ich schlage vor, wir machen uns auf die Suche.
Vielleicht hat sie sich zuviel zugemutet unti glaubte, den Fuß wieder voll
belasten zu können - und nun liegt sie vielleicht irgendwo, und kommt nicht vom
Fleck.«
»Sie hätte
den »Roten Salon« überhaupt nicht verlassen sollen«, bemerkte Reynolds mit
scharfer Stimme. »Sie konnte doch nicht wissen, in welcher Richtung wir
weitergehen würden.
Wright
nickte. »Und genau das gibt mir zu denken, Harry! Lorette handelt nicht
unüberlegt.«
McKarring
wurde plötzlich blaß, griff sich an den oberen Kragenknopf und öffnete ihn.
»Was ist mit
Ihnen, McKarring?« fragte Reynolds.
»Ich hoffe
nur, daß Mister Wright nicht recht hat«, flüsterte der Schotte mit dumpfer
Stimme.
»Was wollen
Sie damit sagen?« hakte Reynolds nach.
»Sie kennen
die Geschichte des Schlosses, es ist die Geschichte Sir McCartneys ...«
»Unsinn«,
stieß der Filmproduzent hervor, konnte sich aber eines gewissen Unbehagens
nicht erwehren.
»Wenn Lorette
also nicht auf die Idee gekommen ist, uns nachzugehen, dann muß sie
logischerweise jemand geholt haben.« Wright nannte die Dinge beim Namen.
McKarring
nickte. »Ich fürchte, daß
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