035 - Party im Blutschloss
Filmarbeiten im Blutschloß Begegnung mit einem echten Geist!«
oder: »Interview mit Sir McCartney - dem Amokläufer aus dem 15. Jahrhundert!«
Er lachte,
und Gina Peters hörte sein Lachen noch als er längst im Dunkel des kahlen
Gewölbegangs verschwunden war.
Larry
frühstückte ausgiebig, wechselte noch ein paar Worte mit dem Wirt und bat
darum, sich von Patsy verabschieden zu dürfen. Eigentlich war das der
Hauptgrund, weshalb X-RAY-3 an diesem Tag später als vorgesehen wegkam. Er
wollte unbedingt noch mit Patsy zusammentreffen. Zu diesem Zweck fuhr er schon
am frühen Morgen - kurz nachdem die Läden geöffnet hatten - in die Stadt und
besorgte in einem Spielwarengeschäft einen Kasten mit großen bunten Klötzen und
ein Bilderbuch, wie man es normalerweise Kindern im sechsten oder siebenten
Lebensjahr schenkt. Der quadratische Band enthielt eine fortlaufende
Bildergeschichte mit großen, farbigen Illustrationen, eine großartige Arbeit
eines bedeutenden englischen Kinderbuchautors. Jedes Bild enthielt - ohne
Worte, dennoch eine Geschichte-, und es gab eine Unmenge zu entdecken. X-RAY-3
war überzeugt davon, daß dieses Abschiedsgeschenk Patsy gefallen würde.
●
McCormick
begleitete den Amerikaner wieder zum Zimmer hoch.
Patsy war
schon auf. Das Zimmer war nicht besonders gut aufgeräumt. Kleider und
Spielsachen lagen herum. Patsy verhielt sich in allem wie ein Kind. Sie fing
eine Sache an, ließ sie dann liegen und wandte sich einer anderen zu. Kein Wort
der Kritik kam über McCormicks Lippen.
»Mister Brent
möchte siph von dir verabschieden, Patsy.«
Larry
lächelte. »Ich habe dir etwas mitgebracht, Patsy.« Mit großer Geduld zeigte er
ihr, wie das Zusammensetzen der besonders geformten und äußerst hübschen
Bausteine vor sich ging. Minutenlang war Patsy gefesselt, dann stürzte sie sich
auf das Buch, das der Amerikaner ihr mitgebracht hatte.
»Ich hoffe,
du hast gut geschlafen heute nacht, Patsy«, sagte er beiläufig.
Das
schwachsinnige Kind schüttelte heftig den Kopf.
»Ich kann
nachts nicht mehr gut schlafen. Ich will immer spazierengehen.«
»Ach, und du
warst weg?«
»Ja. Am
Schloß.«
McCormick
blickte den PSA-Agenten rasch an. »Ich verstehe das nicht«, murmelte er.
»Und hast du
dort etwas Besonderes gemacht?« fragte Larry.
»Nein.« Sie
sah gar nicht auf, blätterte im dem Buch, freute sich wie ein Kind und gab auf
Larrys Fragen keine weiteren Antworten.
Bevor Larry
ging, sagte er jedoch: »Wenn du so oft zum Schloß hinaufgehst, dann kennst du
dich bestimmt in der Gegend hier gut aus nicht wahr?«
»Oh ja, sehr
gut .«
»In der Nähe
vom Loch Tay steht ein kleines Haus. Weißt du, wer dort wohnt?«
Patsy warf
den Kopf herum. Und dann sah X-RAY-3 etwas im Blick dieses kindlichen
Geschöpfs, das ihn erschreckte. Patsys Augen sprühten Haß. Aber der Eindruck
währte nur Sekunden. Das Mädchen schlug beide Hände vors Gesicht, wandte sich
ab und warf sich schluchzend auf das Bett.
»Bring ihn
weg, Vater! Er soll nicht länger in meinem Zimmer sein. Bring ihn weg!«
Die
Heftigkeit, mit der sie reagierte, war sowohl für Larry Brent als auch für
McCormick überraschend.
Der Wirt
schloß die Tür hinter sich, als Patsy auch ablehnte, von ihm beruhigt zu
werden.
»Ich verstehe
das nicht«, murmelte der Schotte benommen.
»Immer wenn
man auf das Schloß zu sprechen kommt, wird sie so widerspenstig, Mister
McCormick. Und auch jetzt, als ich von dem Haus am Loch Tay sprach - es gibt
doch keinen Grund, daß sie sich so sehr darüber erregt, oder?«
McCormick
seufzte, während er dem PSA-Agenten voranging. »Tja Mister Brent, was wissen
wir schon von dem, was im Gehirn einer Schwachsinnigen vorgeht. Und was das
einsame Haus vom Loch Tay anbetrifft: vielleicht erinnert sich Patsy an etwas
.«
»Erinnern? An
was?«
»Der Fall
liegt fast so wie der Patsys. - In dem Haus wohnt eine Witwe, Mrs. Longway. Sie
hatte einen Sohn, er erkrankte als Zehnjähriger an einer Hirnhautentzündung. Je
älter er wurde, desto merkwürdiger benahm er sich. Man schaffte ihn schließlich
in ein Krankenhaus für psychisch gestörte Kinder in Glasgow. Vor vier Jahren
entließ man ihn. Er benahm sich ruhig und gesittet, es gab keinerlei Bedenken
gegen eine Freilassung. Seine Mutter war überglücklich, ihn endlich wieder bei
sich zu haben. Ohne ihren Sohn fühlte sie sich einsam. Sie ist eine alte Frau.
Und der Schicksalsschlag dann muß sie um so mehr getroffen
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