035 - Party im Blutschloss
Ohren
durchbrach.
». du sollst
dich vor mir auf dem Boden wälzen, schönes Kind, das ist alles. Nun komm schon,
zier dich nicht! Oder paßt es dir nicht, weil du so schön bist?«
Schweiß lief
in Bächen über Lprettes Stirn. Die Amerikanerin hatte nicht zu sagen vermocht,
ob ein Mann oder eine Frau zu ihr sprach. Die Stimme war undefinierbar.
Sie nahm die
Gestalt wahr wie hinter wabernden Nebelschleiern, wie ein Spuk, der sich jetzt
aus dem Kernschatten löste. Die Gestalt war kleiner als sie und reichte ihr
höchstens bis zur Brust, war schmal und wendig.
Lorette Young
sah, daß das unbekannte Geschöpf etwas in der Hand hielt.
»Es hat
keinen Sinn, sich zu weigern«, hörte die Amerikanerin die Stimme sagen, leise
aber bestimmt. »Oder willst du hiermit Bekanntschaft machen?«
Etwas zischte
vor ihr durch die Luft und schlug auf den Boden, nur wenige Zentimeter von
ihren Füßen entfernt.
Funken
spritzten hoch, und Lorette Young drückte sich unwillkürlich enger an die
kalte, feuchte Mauer. Sie spürte das grobe Gestein durch den dünnen Stoff.
Ein
Morgenstern! Sie sah die kopfgroße Kugel, aus der zahlreiche fingerdicke
Metallstacheln ragten. Die unheimliche Waffe wurde an einer Kette spielerisch
über den Boden gezogen und verschwand aus ihrem Blickfeld.
»Du weigerst
dich noch immer?«
Die
Schauspielerin wußte nicht mehr, was sie tun sollte. Ihr Herz schlug wie
rasend, das Blut klopfte in ihren Schläfen, sie fühlte sich matt und elend,
wich Schritt für Schritt an die Wand zurück und war nur von dem einen Wunsch
beseelt: zu fliehen.
Aber wohin?
Das
unheimliche, riesige Gewölbe war ihr zur Falle geworden. Vergebens suchte sie
nach einem Ausgang, nach einem Fenster. Immer wider formten ihre Lippen die
Namen der Freunde, aber sie fand jetzt nicht mehr die Kraft zu rufen. Sie
wankte, taumelte und humpelte an der Wand entlang.
Und Schritt
für Schritt folgte das unbekannte Wesen, die tödliche Waffe hinter sich
herziehend.
Lorettas Atem
flog.
»Daß ihr
Weiber so stolz sein müßt, und immer sind es die Schönen, die so stolz sind,
aber du wirst keine Gelegenheit haben, stolz zu sein, du nicht mehr, du hast
meine Bitte abgeschlagen.« Dumpf und dröhnend hallten die Worte durch den
Folterkeller.
Lorette
Youngs Knie wurden weich. Sie konnte sich nicht mehr halten. Langsam rutschte
sie an der Wand herunter und fiel zu Boden. Sie war erledigt, am Ende ihrer
Kräfte, sie vermochte sich nicht mal zu wehren, als die langen, schmalen Hände
unter ihre Achsel faßten und sie einfach über den rauben Bode schleiften. Vor den
Augen der Amerikanerin verschwamm alles. Sie murmelte etwas Unverständliches
vor sich hin, begriff jedoch ihre eigenen Worte nicht. Ihr Körper fühlte sich
kochendheiß an als litte sie plötzlich unter starkem Fieber. Die unheimlichen
Marterinstrumente, die Streckbank unter einem Durchlaß, bekam sie nur beiläufig
mit, Tief im Innern ihres Unterbewußtseins fand sie es absurd, daß eine so
schwächliche Gestalt, die sie selbst um mehr als drei Kopflängen überragte,
plötzlich eine solche Kraft enwickeln konnte. Das war doch nicht normal!
Was aber war
überhaupt normal in diesem Spukschloß? Sie hatte geglaubt, über den Dingen zu
stehen. Sie kam aus einem Land, in dem man nicht an Geister glaubte. Schon der
erste Eindruck von Bloody Grave jedoch hatte etwas in ihr geweckt, das sie
zuvor nicht gekannt hatte: Zweifel und Angst. Es wurde ihr bewußt, daß ihre
Hände auf den Rücken gebunden wurden. Schwach setzte sie Widerstand entgegen,
aber genausogut hätte sie das auch unterlassen können.
Sie wurde an
den Schultern gepackt und hingesetzt. Das alles bekam sie nur beiläufig mit.
Ihr war alles egal, sie konnte nicht mehr. Wenn sie nur irgendwie diese
unerklärliche Schwäche hätte abstreifen können. Etwas lähmte sie. Es war ihre
eigene Angst, die grenzenlose Panik, die sie gepackt hatte. Sie wurde mit dem
Ungeheuerlichen einfach nicht fertig.
Die Dinge
liefen ab wie in einem Film - oder wie in einem Träum. Und sie waren
unabänderlich. Lorette Young wurde in die Höhe gezogen, half selbst mit, auf
die Beine zu kommen. Neben ihr ragte etwas Dunkles, Großes aus dem Boden, ein
Metallgestell? Sie preßte mehrmals die Augen zusammen, versuchte zu erkennen,
was es war. Eine dunkle Höhle, etwas, das sich vor ihr ausdehnte?
Blitzschnell
wurde sie hineingedrückt.
Etwas Hartes,
Metallisches schnappte um ihre Fußgelenke.
Als sie das
kalte Metall spürte, wirkte das auf
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