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035 - Party im Blutschloss

035 - Party im Blutschloss

Titel: 035 - Party im Blutschloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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haben.«
    »Welcher
Schicksalsschlag?« X-RAY-3 stand schon an der Tür und hielt die Klinke in der
Hand.
    »Barry - so
hieß ihr Sohn - ertrank im See. Man sondierte den Grund, aber man fand den
Jungen nicht. Der See gab sein Opfer nicht her. Hier in Killin erzählte man
sich natürlich lange von dem Vorfa ll. Und es ist nicht ausgeschlossen, daß
auch Patsy davon hörte.«
    Diese
Ausführungen beschäftigtet Larry noch, als er bereits in dem Leihwagen saß und
Schloß Bloody Grave entgegenraste.
    Kurz vor dem
Auftauchen vom Loch Tay änderte er seinen ursprünglichen Plan. Er bog in den
Feldweg ein, fuhr einige hundert Meter am See entlang und hielt dreißig
Schritte von dem alten, dunklen Haus entfernt, das man kaum als bewohnbar
bezeichnen konnte.
    X-RAY-3
wollte sich die Witwe Longway, von der McCormick gesprochen hatte, einmal
persönlich ansehen.
     
    ●
     
    X-RAY-3
erreichte den Eingang. Die Tür stand spaltbreit offen. Er klopfte an. Niemand
meldete sich.
    »Hallo?« rief
er in das düstere Haus. Die Fenster waren klein. Dunkel lag der schmale
Korridor vor ihm.
    Keine
Antwort. Da trat Larry einfach ein.
    Modrige Luft
schlug ihm entgegen. Gleich rechts befand sich der Eingang zur Küche. Auf einem
alten eisernen Herd stand ein zerbeulter Aluminiumtopf und eine dunkle,
schmutzige Bratpfanne. Die Küche enthielt nur das notwendigste Mobiliar: einen
klobigen Tisch und zwei harte, zerkratzte Stühle. Am Fenster hing eine brüchige
Gardine.
    »Hallo?« Die
Frage war sinnlos. Die kleine, verrußte Küche ließ sich mit einem Blick
überschauen.
    Gleich
nebenan lag das Wohnzimmer. Eine alte verschlissene Couch, ein Sessel, eine
Lampe mit langen Troddeln, die fast bis auf den Tisch in der Mitte des Raums
herabgezogen war.
    Auf dem Tisch
standen zwei Gläser und eine Whiskyflasche. Es roch nach Alkohol und
abgestandenem Rauch. Auf dem Schrank mit der Glastür standen alte Krüge und schwere,
farbige Gläser. An der Wand entdeckte der Agent mehrere alte Fotografien, zum
Teil hinter Glas, zum Teil nur mit Reißzwecken festgeheftet.
    Larry
betrachtete sich die Bilder. Sie zeigten eine altmodisch gekleidete,
ungewöhnlich hübsche junge Frau mit einem blassen Knaben. Auf einem anderen
Bild ein Konterfei des gleichen Jungen. Darauf war er schon älter. Ein stilles,
scheues Kind offensichtlich. Etwa vierzehn oder fünfzehn Jahre.
    Dann noch
einmal ein Bildnis des Jungen. Diesmal im Alter von etwa dreißig Jahren. Das
Haar glatt zurückgekämmt, ein stilles, ernstes Gesicht mit schmalen, bleichen
Lippen.
    »Was suchen
Sie hier?« Die Stimme hallte rauh durch das düstere Wohnzimmer.
    Larry drehte
sich langsam um - und ihm gegenüber stand eine alte Frau in einem langen,
schwarzen Wollkleid, darüber eine großgewürfelte, schmuddelige Schürze.
    Das Haar der
etwa Sechzigjährigen war schlohweiß, ungepflegt und so dünn, daß man darunter
die rosa Kopfhaut durchschimmern sah.
    »Mrs.
Longway?« fragte Larry einfach und ging zwei Schritte auf sie zu. Die Alte hob
den Besenstiel ein wenig in die Höhe, und für einen Augenblick schien es, als
wollte sie damit auf den frechen Eindringling losschlagen, wenn dies nötig sein
sollte. »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Ich hatte angeklopft, aber
niemand gab mir Antwort. Die Tür war nicht abgeschlossen, da trat ich ein.«
    Die Augen von
Mrs. Longway waren fest auf ihn gerichtet.
    »Sie
wünschen?« fragte sie eisig. Mit Befremden stellte sie fest, daß Larry eine der
vergilbten Fotografien, die ihren Sohn Barry zeigten, in der Hand hielt. »Was
wollen Sie mit diesem Bild?« Und noch ehe X-RAY-3 etwas darauf erwidern konnte,
erfolgte seitens der alten Schottin eine Reaktion, die der Amerikaner nicht
erwartet hatte.
    »Sie kommen
aus Glasgow, nicht wahr? Legen Sie sofort das Bild hin! Einmal habt ihr mir
Barry genommen. Könnt ihr eine alte, einsame Frau, die nichts mehr vom Leben
erwartet, nicht endlich in Ruhe lassen? Ihr wißt doch, daß er tot ist ... gehen
Sie . gehen Sie .«
    Die Alte
erregte sich so sehr, daß es unmöglich war, sie zur Vernunft zu bringen. Es
mußte irgend etwas in ihrem Leben geben, das ihr furchtbar zugesetzt hatte. Der
Tod ihres Sohnes! McCormick hatte davon gesprochen. Und dieses Ereignis war
zuviel für sie gewesen. Sie hatte den Verstand verloren und war mit zunehmendem
Alter eigensinniger geworden.
    Die Tatsache,
daß sie völlig allein lebte und auf sich selbst angewiesen war, spielte dabei
ebenfalls eine nicht unbedeutende Rolle.
    »Aber

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