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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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beschleunigte den Rhythmus. Ruckartig und langsam wie eine Schnecke kroch der Bug der F-17 über den Rand der Bahn und neigte sich auf die Piste. Und dann war die Maschine oben. Alle brachen in lauten Jubel aus.
    »Yeah! Yeah!« Dave ballte die Fäuste, schüttelte sie über den Schultern und stampfte in den Schnee. »Washington, ich komme!«
    Sie schoben den Jet bis an den äußersten Rand der Stadtautobahn und rollten nacheinander die Fässer unter die Tragflächen, bockten sie auf ein Holzgestell auf und öffneten sie. Dave begann das Flugzeug zu betanken. Er hängte die Ansaugsonden in die Fässer und steuerte den Vorgang mit der Bordelektronik. Das dauerte, aber dafür, dass er noch nie zuvor einen solchen Job hatte erledigen müssen, klappte es wie am Schnürchen.
    Etwa dreihundert Männer und Frauen aus Coellen standen um den Jet herum. Etwas weniger als die Hälfte der gesamten Einwohnerschaft. Viele Schaulustige waren gekommen und der Bürgerrat natürlich. Die Männer, die geholfen hatten, das Flugzeug vom Floß auf die Piste zu befördern, hatten sich bewaffnet und waren flussabwärts gezogen.
    Dort wollten sie ihre zwanzig oder dreißig Mitstreiter unterstützen, die sich einen Kilometer weiter in der Böschung verborgen hielten, um den Flößen der Dysdoorer einen gebührenden Empfang zu bereiten.
    Honnes und Juppis hatten sich gewundert, dass Haynz nicht gestern schon angegriffen hatte. Sie waren sicher, dass er das heute nachholen würde. Und Dave glaubte ihnen.
    Der Tank wurde voll. Eines der Fässer musste nicht einmal völlig geleert werden. Dave atmete auf. »Es geht voran«, seufzte er und kletterte aus dem Jet.
    Der Schnee fiel dichter inzwischen. »Wird Zeit, dass du hier wegkommst«, sagte Honnes.
    Dave blickte in den weißen Vorhang, der vom Himmel herabfiel, und nickte. Tones und ein paar junge Männer halfen ihm, sein Gepäck zu verstauen. Nur wenig nahm er mit Proviant, einen Fellmantel, zwei Decken und ein Fell, das ihm Gittis Attenau aufgedrängt hatte, und ein paar Werkzeuge, die ihm unentbehrlich erschienen.
    Dann kam der Augenblick des Abschieds. Dave blickte auf seine Uhr. Den 26. Dezember zeigte der Kalender, viertel vor zehn. Zweiter Weihnachtsfeiertag, dachte Dave, und ungefähr die gleiche Zeit, zu der ich vorgestern notlanden musste. David McKenzie war nicht abergläubisch, deswegen hielt er das weder für ein gutes, noch für ein schlechtes Omen.
    »Zeit zu gehen.« Er streckte Honnes die Hand entgegen. »Ich bin froh, dass sich unsere Wege gekreuzt haben. Gott segne dich. Ich schätze, wir sehen uns das letzte Mal.«
    Honnes drückte ihm die Hand. In seinem zerfurchten Gesicht zuckte kein Muskel. Ernst sah er den Jüngeren an. »Vielleicht«, sagte er.
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Wir sind glücklich, Maddrax' Freund geholfen zu haben«, sagte Juppis.
    Schneeflocken klebten an seinem weißen Zopf.
    »Solltest du ihn tatsächlich treffen, dann grüße ihn und berichte ihm von uns.« Etwas in seiner alten Stimme ließ Dave aufhorchen. Juppis schien daran zu zweifeln, dass er das sagenhafte Meeraka je erreichen würde.
    Nacheinander verabschiedete Dave sich von der Familie des Kanzlers, von Tones und den vielen jungen Streitern, die ihm die Piste bearbeitet und den Jet hinaufgezogen hatten. Jeder wollte ihm die Hand drücken.
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, schritt Dave dann zur Maschine. Ein Nebel aus Schneeflocken hüllte sie ein. Unter dem Cockpit blieb er stehen. Er schloss die Augen. »Washington ruft«, murmelte er. »Und Gott steh mir bei.« Er bekreuzigte sich und kletterte ins Cockpit.
    Genau in diesem Augenblick schrie jemand unter der alten Autobahn vom Flussufer aus. Alle lauschten. »Die Dysdoorer!« Mehrere Männerstimmen riefen durcheinander. »Sie kommen durch den Wald!«
    Honnes gab Dave ein Handzeichen. »Fort mit dir!«
    Dave zog die Cockpit-Kuppel zu. Die Triebwerke sprangen an. Zwischen den Bäumen des Waldes, hinter einem Vorhang aus Schnee tauchten dunkelgraue Schatten auf. Erst drei, dann fünf, dann immer mehr. Honnes erkannte die kurze fassartige Gestalt des Dysdoorer Hauptmanns. Die Triebwerke heulten auf.
    Honnes zog sein Schwert aus der Scheide, winkte seine Streiter hinter sich her und rannte am Bug des anfahrenden Jets vorbei. Vierzig Streiter folgten ihm. Sie bildeten eine lebende Mauer zwischen dem davon rollenden Flugzeug und dem Waldrand.
    Rasch zählte Honnes die Dysdoorer zwischen den Bäumen durch. Es waren kaum mehr als zwanzig. Und sie

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