0351 - Wir jagten das schnelle Gespenst
es nicht viel mitzuteilen. Deshalb erwähnte er, dass der Professor ein alter Bewohner der Bowery, plötzlich verschwunden sei.
Mittags ließ ihn Captain Rickes rufen.
»In Ihrem Bericht ist von einem verschwundenen Mann die Rede, Sergeant!«
»Jawohl, Sir! Ich glaube jedoch nicht, dass er mit dem Mord an dem Rancher aus Texas zu tun hat.«
»Stellen Sie fest, wo der Mann geblieben ist!«
Der Sergeant machte sich auf den Weg. Er wusste nicht recht, wo er mit seinen Ermittlungen beginnen sollte.
Die Bewohner der Bowery sind mit Auskünften an die Polizei nicht freigebig. Vielleicht versuchte er es noch einmal in dem Stammlokal des Verschwundenen.
Keon war einer der wenigen Kneipenwirte, mit denen die Polizei auf gutem Fuß stand. Der Wirt war nicht zu Hause. Seine alte Mutter erklärte dem Cop, ihr Sohn sei einen Freund besuchen.
***
Während Lieutenant Traylor uns ausführlich informierte, schlürften wir heißen Kaffee, um den wir bereits am Telefon gebeten hatten.
»Der Erschossene wurde von einem Vorarbeiter der Baufirma gefunden. Zwanzig Minuten später war unsere Mordkommission zur Stelle. Der Pfeil steckte noch in der Brust, sonst gibt es kaum Hinweise. Der Strick, mit dem der Tote festgebunden war, stammte von der Baustelle. Eigenartig ist nur, dass sich keine Fußabdrücke fanden, obwohl der Boden auf der Baustelle sehr locker war. Von Fingerprints war auch nichts zu sehen.«
»Reifenspuren?«, fragte Phil.
»Auch nicht. Sie denken daran, dass der Tote nicht auf der Baustelle getötet wurde und nur dorthin geschafft worden ist. Diese Vermutung hat einiges für sich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Mann auf seine Ermordung wartete, während der Mörder nach einem Strick suchte.« Traylor schöpfte Atem.
»Dagegen hat unser Doc Druckflecken an Achseln, Rücken und Beinen festgestellt. Das könnte bedeuten, dass die Leiche im Kofferraum eines Autos gelegen hat. Aber noch etwas anderes ist verwunderlich. Der Pfeil steckte nicht sehr tief. Das heißt, dass der Mann aus großer Entfernung erschossen worden ist oder überhaupt nicht!«
»Wieso?«, meinte Phil. »Ich dachte, der Mann ist einwandfrei durch den Pfeilschuss ums Leben gekommen?«
»Es ist denkbar, dass ihm jemand den Pfeil in die Brust stieß - mit der Hand. Wenn die Spitze vergiftet war, genügte es ja, nur die Haut zu ritzen. Schließlich kann nicht jeder so gut mit dieser Waffe umgehen, dass er auf fünfzig Yards genau trifft!«
»Hm«, brummte Phil, »das ist auch eine Möglichkeit! Sagen Sie, Traylor, 24 hatte der Mann sonst keine Verletzung, eine Schussverletzung etwa?«
Der Lieutenant verneinte.
»Ich hatte einen Augenblick lang daran gedacht, dass der Tote unser Bogenschütze aus Lorkes Garten sein könnte«, erklärte mein Freund. »Doch der müsste eine Schusswunde auf weisen.«
»Sie kennen den Toten also noch nicht?«, erkundigte ich mich.
»Nein, Cotton! Der Mörder hat seinem Opfer zwar alle Taschen geleert, sogar aus der Jacke das Schneideretikett herausgerissen. Wie der schmale, weiße Streifen auf der Haut des Ringfingers beweist, hat er ihm auch einen Ring abgezogen. Aber auf dem Hinterkopf entdeckte Doc Shafer eine kaum vernarbte Wunde, die keine drei Wochen alt sein kann. Wir haben eine Beschreibung des Mannes an die Rundfunk- und Fernsehstationen hinausgegeben, die in den Mittagsnachrichten gesendet werden soll. Wenn wir Glück haben, meldet sich der Arzt, der ihn behandelt hat. Vielleicht war der Mann verheiratet und seine Frau gibt eine Vermisstenanzeige auf. Seine Fingerabdrücke sind bei uns nicht registriert. Vielleicht versuchen Sie’s mal in Ihrer Kartei, aber ich verspreche mir nicht viel davon. Ich habe Ihnen zwei Abzüge machen lassen!« Traylor reichte uns die schmalen Streifen, die die Abdrücke sämtlicher Finger und des Handballens zeigten.
Ich steckte sie in meine Brieftasche und bedankte mich.
***
In der Leichenschauhalle sahen wir uns den Toten an. Wir hatten ihn nie zuvor gesehen. Der Mann war etwa vierzig Jahre alt und nicht ganz sechs Fuß groß.
Sonst war nichts Auffälliges an ihm.
Ich besah mir die Wunde auf dem Hinterkopf, die der Lieutenant erwähnt hatte. Ich hatte genug solcher Wunden in meiner Dienstzeit gesehen.
»Schlag mit einem stumpfen Gegenstand«, liest sich das in den Polizeiberichten.
Ich ließ das Wachstuch wieder zurückgleiten.
Wir verließen den gekachelten Saal und kamen gerade an der Pförtnerloge vorbei, als der Mann in seinem Glaskasten Lieutenant
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