0351 - Wir jagten das schnelle Gespenst
arbeitete. Dass er mithalf, Menschen zu töten. Und dass er nichts dagegen unternehmen konnte.
Jetzt lag er auf der Treppe seines Gefängnisses. Lebend hatte er es nicht mehr verlassen können.
Aber der Mann, der sich Smith nennt, sollte keine ruhige Minute mehr haben, dachte Keon, der Wirt. Aber auch sein Feind in dem Haus an Portland Road würde ihn nicht ruhen lassen.
Er erinnerte sich daran, dass er bei seiner Flucht aus dem Haus über einen Menschen gestolpert war.
Vielleicht war es der Schütze, der mit seiner Tommy Gun den Professor erschossen hatte. Der Hausherr konnte es nicht sein. Der war viel zu vorsichtig, um solche Sachen selbst zu erledigen.
Sicher hatte er sich inzwischen einen neuen Gangster gemietet, der die verbrecherische Taten für ihn erledigte.
»Wohin jetzt?«, fragte Keon. »Du müsstest zwei Stunden ungestört schlafen können.«
Und dann kam ihm der rettende Einfall.
Zehn Minuten von hier entfernt wohnte ein alter Freund von ihm. Keon hastete durch die Straßen. Mühsam schleppte er sich vorwärts.
Er war am Ende, als er auf den Klingelknopf drückte. Seine Hände flatterten.
Ein Mann im Schlafrock blinzelte neugierig heraus.
»Mensch, Saul! Was spült dich denn um diese Zeit vor meine Tür? Komm ’rein, alter Junge!« Und dann: »Mein Gott, wie siehst du aus!«
Keon fühlte sich schlapp und elend. Jetzt, da er sich in Sicherheit wähnen durfte, fiel seine Energie von ihm ab.
Außerstande zu sprechen, gab er seinem Gastgeber ein entsprechendes Zeichen mit der Hand. Der beeilte sich und war einen Augenblick später mit einer Flasche Whisky zur Stelle.
Der Wirt riss sie ihm förmlich aus der Hand, aber Keon nahm nur einen kleinen Schluck.
»Das tut gut, Rossi!«, sagte er leise. »Kann ich für ein paar Stunden hier bleiben? Ich brauche nur eine Couch und ein bisschen Ruhe, das ist alles!«
»Meinetwegen kannst du ein Jahr lang hier bleiben«, erklärte Rossi. »Sind die Cops hinter dir her?«
Keon schüttelte den Kopf und ließ sich im Wohnzimmer auf eine Couch fallen.
»Ich erkläre es dir später!«
Er ließ sich hinten überfallen und war auch schon eingeschlafen.
Rossi holte aus dem Schlafzimmer eine Decke und deckte seinen Freund damit zu. Rossi und Keon hatten sich am glühenden Strand von Guadalcanar kennen gelernt. Rossi war von der ersten Landungswelle übrig geblieben - mit einem Bauchschuss.
Keon hatte die zweite Welle an Land geworfen. Während die japanische Artillerie von den Hügelstellungen im Innern der Insel aus den Strand beschoss, hatte Keon neben dem wimmernden Rossi gelegen und ihm vorsichtig, Tropfen um Tropfen, aus seiner Feldflasche zu trinken gegeben. Keon hatte eine flache Grube in den Sand gegraben, in die er den Verwundeten bettete.
Als dann die eigenen Trägerflugzeuge die japanischen Artilleriestellungen niederkämpften, hatte er Rossi zu dem eilig errichteten Feldverbandplatz geschleppt.
Für Keon war es die Hölle.
Drei Meilen im feindlichen Feuer, mit seiner stöhnenden Last auf dem Rücken. Fünfhundert Yards vor dem Verbandsplatz hatte ihn noch ein Splitter erwischt.
Auf allen vieren kriechend, Rossi immer noch auf seinem Rücken, traf er auf die Sanitäter.
Deshalb stellte Rossi keine weiteren Fragen. Geduldig wachte er über den Schlaf des Mannes, der ihm einmal das Leben gerettet hatte. Nach zwei Stunden rasselte der Wecker, der Rossi gewöhnlich zur Arbeit rief.
Er sprang auf und stellte ihn ab. Dann schlich er sich auf Zehenspitzen hinaus auf den Flur und rief seine Firma an.
Er bat um einen Tag Urlaub - einer familiären Angelegenheit wegen, wie er sich ausdrückte.
***
Wir opferten den Nachforschungen nach dem Verbleib Dr. Cabots noch eine halbe Stunde. Der Wirt, dessen Freund der Wissenschaftler angeblich gewesen war, hielt sich nicht in seinem Lokal auf.
Wir fanden eine alte Frau hinter der Theke, die den wenigen Gästen mit steinernem Gesicht ihre Gläser füllte.
»Wo ist der Wirt?«
Sie zuckte die Schultern.
»Verreist! Kann ich ihm irgendwas ausrichten?«
»Kaum«, antwortete ich. »Er ist also verreist. Die City Police nannte es anders!«
»Wie es die Polizei nennt, geht mich nichts an«, antwortete sie barsch. »Für mich ist mein Junge verreist, und ich als seine Mutter werde wohl wissen, was er zu mir gesagt hat!«
»Als Mutter werden Sie vermutlich auch wissen, wohin er gereist ist!«, sagte Phil.
»Das hat er mir nicht gesagt. Wer sind Sie überhaupt? Was wollen Sie von meinem Sohn?«
Ich ließ den
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