0351 - Wir jagten das schnelle Gespenst
Lubrano war gefährlich.
Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war er auf einer Karteikarte verewigt. Vor ein paar Jahren hatte ihn irgendein »guter« Freund sogar als ein Mitglied des berüchtigten Mörder-Syndikats denunziert. Leider war dieser Freund die Beweise schuldig geblieben. Er starb vorzeitig an einer Kugel. Wer sie abgeschossen hatte, blieb uns immer ein Rätsel.
So hatten wir Lubrano wieder laufen lassen müssen. Es sprach zwar alles dafür, dass Mackie die bewusste Kugel mit harten Dollars bezahlt hatte, aber wir konnten es nicht nachweisen.
Phil klopfte den Gangster vorsichtig nach Waffen ab, als wir im Lokal einen Schuss hörten.
»Pass auf«, schrie ich ihm zu und spurtete auf die Tür. Aber noch ehe ich sie erreicht hatte, stürzte ein Mann heraus. Er sprang auf den Lincoln zu. Er hielt sich beide Hände vors Gesicht. Sie waren blutverschmiert.
Ich kannte diese Art von Verletzungen. Man hatte auf den Mann eine Schrotladung abgeschossen.
Er musste Schmerzen leiden, denn ein paar Schrotkörner hatten ihn am Kopf verletzt.
Ich überließ ihn Phil und sprang auf den Eingang zu.
Drinnen empfing mich Pulverdampf. Hinter der Theke erkannte ich die alte Wirtin, die ein doppelläufiges Gewehr unter dem Arm hielt. Der Lauf zeigte genau auf mich, aber sie senkte ihn sofort, als sie mich erkannte.
»Ah, der G-man«, sagte sie mit bewundernswerter Ruhe. »Entschuldigen Sie, ich dachte, Sie wären auch einer von den Gangstern. Die hätten es ja sicher noch mal versucht, wenn Sie nicht gekommen wären!«
»Kann schon sein, Madam! Was wollte der Gangster eigentlich von Ihnen? Wollen Sie mir nicht endlich erklären, was es mit dieser Geschichte auf sich hat? Das Märchen von der Reise Ihres Sohnes dürfen wir wohl fallen lassen!«
Unter den Tischen krochen ein paar Gäste hervor, die dort Schutz gesucht hatten.
»Sag’s ihnen, Magde!«, kreischte die Blonde von vorhin. Sie hielt zwei Flaschen in der Hand, die sie erstaunlicherweise gerettet hatte, ehe sie Deckung suchte.
Aber die alte Frau schüttelte energisch den Kopf.
»Hören Sie nicht auf sie, G-man! Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als vorhin. Diese Burschen waren sicher auf die Kasse aus!«
»Die sind immer hinter Geld her«, knurrte ich. »Aber auf die paar Bucks, die Sie in der Schublade haben, sind sie nicht scharf gewesen, das können Sie mir nicht erzählen. Es wäre besser, Sie machten ihren Mund auf, denn wir können Ihnen nicht garantieren, dass wir das nächste Mal in der Gegend sind, wenn die Burschen wiederkommen. Und die kommen wieder, verlassen Sie sich drauf. Diesmal haben Sie Glück gehabt, weil Sie den Burschen mit der Flinte überrascht haben. Aber das nächste Mal sind sie vorsichtiger, darauf können Sie sich verlassen.«
Die alte Frau blieb hart.
»Ich kann Ihnen nicht mehr sagen.«
Ich ging hinaus auf die Straße.
Inzwischen hatte sich ein Streifenwagen der City Police eingefunden. Die beiden Gangster saßen bereits im Fond, zwischen ihnen ein stämmiger Polizist, der sie an einer Absprache hindern sollte.
»Der Verletzte ist Gus Lorree«, erklärte Phil. »Wir schaffen ihn erst mal ins Hospital, denn sein Gesicht sieht böse aus. Lubrano lassen wir ins Federal Building bringen.«
»Okay!« Wir gaben dem Sergeanten des Streifenwagens die entsprechenden Anweisungen. Dann fuhren wir beim zuständigen Revier vorbei. Captain Rickes versprach uns, dass ein paar seiner Cops die Bar im Auge behalten würden.
»Was ist an der Geschichte mit dem Chemiker und dem Wirt?«, fragte Phil, als wir auf dem Wege in die 69. Straße waren.
»Ich sehe noch nicht durch. Wenn man nur wüsste, ob sie mit unserer Gespensterjagd etwas zu tun hätte.«
»Das wäre möglich. Das Gift der Pfeile und der Chemiker, der plötzlich verschwunden ist, passen doch gut zusammen.«
Unser Gespräch wurde unterbrochen. Wir erhielten einen Anruf von der Zentrale. Phil nahm den Hörer ab.
»Sie haben herausgefunden, wer der tote Neger ist, den wir in der Rüstung in Lorkes Haus fanden.«
»Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Lösung dieses Falles in Lorkes Haus begraben liegt«, meinte mein Freund. »Wir haben zwar zahlreiche Hinweise gesammelt, aber wir wissen immer noch nicht, was der Verbrecher eigentlich erreichen will. Warum spukt es in Lorkes Haus? Das ist meines Erachtens die Kernfrage, die wir immer noch nicht beantworten können. Während wir anscheinend Nebensächlichkeiten nachjagen, treibt das Gespenst weiter sein Unwesen.«
»Du hast
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