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0353 - Die Vampirkutsche

0353 - Die Vampirkutsche

Titel: 0353 - Die Vampirkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Freundinnen sich ein paar Tage lang nicht über den Weg liefen.
    »Wann ist sie denn verschwunden? Und mit wem?«
    »Das weiß niemand«, sagte Wenzel. »Man munkelt so allerlei. Vereschy soll erzählt haben, der verfluchte Vampirbaron sei wieder aus seiner Gruft geklettert, aber das ist natürlich Mumpitz. Dabei ist das mit der Elena schon komisch. Ihr Vater sagt, alle ihre Sachen seien noch da. Alle, Ilka. Restlos.«
    »Nun, vielleicht hat sie einen Liebhaber gefunden, der sie mit allen Reichtümern ausstattet und ihr als erstes einen Koffer voll neuer Kleider gekauft hat«, sagte Ilka. »Ist zwar unwahrscheinlich, denn sie hat mir nie etwas davon erzählt, daß sie einen heimlichen Freund hat, aber…«
    »Du verstehst nicht«, sagte Wenzel. »Ihre ganzen Sachen waren noch im Zimmer, alles. Sie muß… äh… nackt verschwunden sein.«
    »Du spinnst.« Ilka lachte auf. »Du willst mich auf den Arm nehmen, Wenzel. Wohin sollte sie denn ohne Kleidung verschwinden? So verrückt ist sie nicht.«
    »Das ist ja gerade das Seltsame daran«, sagte Wenzel. »Ihr Vater sagt, das Bett wäre so zerwühlt gewesen, als hätten zwei Menschen darin gelegen. Und sie ist spurlos verschwunden.«
    »Aber doch nicht ohne Kleidung! Was habt ihr Männer bloß manchmal für Vorstellungen?« Ilka schüttelte heftig den Kopf.
    »Weißt du, was ich glaube?« fragte Wenzel. »Jemand hat sie verschleppt und ermordet. Und ich glaube, ich weiß auch, wer es war.«
    Ilka machte große Augen. »Verschleppt und ermordet? Du bist verrückt.«
    »Aber es ist die einzige Möglichkeit. Hör mal, sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Weg, fort, verschwunden. Und ich glaube auch nicht, daß sie pudelnackt davongelaufen ist. Also hat sie jemand weggeschleppt und irgendwo im Wald vergraben. Da gehe ich jede Wette ein.«
    »Und wer soll das gewesen sein?« fragte Ilka ungläubig.
    »Dieser Fremde, der sich seit ein paar Tagen in Tesciu herumtreibt. Dieser Engländer. Landrys, oder wie er sich nennt.«
    »Das glaube ich nicht. Der sieht doch so sympathisch aus… also, mir gefällt er unheimlich.«
    »Hoffentlich nicht so, daß ich eifersüchtig werden muß«, sagte Wenzel.
    »Oh, da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher«, neckte sie ihn. »Aber im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, daß er ein Mörder sein soll.«
    »Mörder sehen nie wie Mörder aus«, sagte Wenzel. »Aber niemand weiß, wer er ist und woher er kommt und ob er überhaupt Engländer ist. Und hast du dir mal seine Augen angesehen? Ganz grün sind sie. So grün sind nur Katzenaugen. Und manchmal ist es, als würden sie glühen wie Feuer.«
    »Grüne Augen und Feuer, das paßt doch nicht«, sagte Ilka, aber sie konnte nicht verhindern, daß ihr ein Schauer über den Rücken lief. Was, wenn doch etwas an dieser Sache dran war?
    Plötzlich versteifte sie sich.
    »Was ist los?« fragte Wenzel überrascht. Er sah, wie sich Ilkas Augen weiteten, ahnte die Gefahr hinter sich und fuhr herum. Aber noch ehe er den überraschend aufgetauchten Mann erkennen konnte, traf ihn ein harter Schlag und löschte sein Bewußtsein aus.
    ***
    Gryf war nach seinem Aufwachen nicht wieder in die Schankstube hinuntergegangen. Er blieb oben in seiner Kammer und hing seinen Gedanken nach, während er auf das Auftauchen der Vampirkutsche wartete. Er träumte von seiner Zukunft und begriff dabei nicht einmal, daß er sie längst nicht mehr besaß - es sei denn, er löste sich vom Höllenzwang. Aber aus eigener Kraft und eigenem Willen war ihm das unmöglich. Er hielt in Leonardos Bann das, wozu er sich jetzt hingezogen fühlte, für gut. Es war ihm gar nicht möglich, daran zu zweifeln.
    Am Fenster sitzend und auf die Straße hinunter schauend, empfand er keine Ungeduld. Hin und wieder sandte er seine telepathischen Fühler aus, um Gedankenimpulse von möglichen Opfern zu erkennen.
    Er fragte sich zwischendurch auch, warum er bei seiner Suche am Nachmittag auch keine Gedankenfetzen von Elena aufgefangen hatte. Entweder stimmte die Geschichte mit der Schloßruine im Wald nicht, oder Elena befand sich ganz woanders. All right, den Vampir hatte er nicht spüren können, aber zumindest bei dem Mädchen mußte das doch möglich sein.
    Daß Elena bereits tot war, daran glaubte Gryf auch wieder nicht. Denn dann hätte der Vampir sich kaum die Mühe gemacht, sie zu entführen. Er hätte sie an Ort und Stelle getötet und ihr Blut getrunken. Also war sie noch keine Untote, sondern nur ein Opfer, eine Sklavin des

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