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0353 - Die Vampirkutsche

0353 - Die Vampirkutsche

Titel: 0353 - Die Vampirkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aktiver zu werden und in die Traum-Gedankenwelt der Erstarrten einzudringen. Der Vampir mochte das mitbekommen und mißtrauisch werden. Aber das wollte Gryf verhindern.
    Der Bursche sollte ihn in sein Hauptquartier bringen, ganz gleich wo sich das befand. Dann würde man weitersehen.
    Das Mädchen gefiel Gryf. Und an den Vampirmalen an ihrem Hals wollte er sich nicht unbedingt stören. Er bedauerte nur, daß das Mädchen geistig so abgeschaltet war. Er hätte sich gern mit der Dunkelhaarigen unterhalten und dafür gesorgt, daß die Zeit bis zum Erreichen des Ziels schneller verging…
    Aber so machte es keinen Spaß.
    Immerhin bot diese geistige Abwesenheit einen anderen Vorteil. Gryf konnte seine Unsichtbarkeit aufgeben, ohne bemerkt zu werden. So konnte er Kräfte sparen, die er vielleicht später besser brauchen konnte - schließlich konnte er nicht voraussehen, ob der Vampir nicht vielleicht unfreundlich reagieren würde.
    Und immerhin wollte Gryf ihm ja auch noch eine Tracht Prügel verabreichen für die Dreistigkeit der vergangenen Nacht.
    Er hob also den Unsichtbarkeits-Zauber auf. Dann sah er aus dem Fenster der Kutsche und versuchte zu erkennen, wohin die rasende Reise ging-Mitten durch den transsylvanischen Wald…
    ***
    Wenzel Precik erwachte. Sein Kopf schmerzte, und als er sich aufrichtete, wurde ihm sekundenlang wieder schwarz vor Augen. Vorsichtig tastete er nach der schmerzenden Stelle an seinem Hmterkopf. Dort bildete sich eine beachtliche Schwellung, die mörderisch weh tat. Wenzel murmelte eine Verwünschung.
    »Ilka…?«
    Keine Antwort.
    Das alarmierte ihn. Er sah sich um. Das Licht von Mond und Sternen unter dem Überhang der vordersten Laubbäume war hell genug, daß er sich einigermaßen orientieren konnte. Von Ilka Szarasz war nichts zu sehen. Keine Spur. Sie war verschwunden. Auch der Kerl, der Wenzel niedergeschlagen hatte, war fort.
    Zusammen mit Ilka!
    Wenzel mußte an die verschwundene Elena denken. Auch von ihr gab es keine Spur. Aber im Gegensatz zu ihr war Ilka wenigstens nicht im Evakostüm verschwunden. Wenzel fluchte bitter vor sich hin. Wie hatte dieser Kerl es nur geschafft, sich so lautlos heranzupirschen? Und woher hatte er gewußt, daß Wenzel und Ilka sich hier in der Einsamkeit am Waldrand befanden?
    Es mußte dieser Landrys gewesen sein. Dem Kerl traute Wenzel alles zu. Dieser undurchsichtige Bursche gefiel Wenzel nicht. Von ihm ging etwas Böses aus. Dazu kam, daß er wenig über sich redete. Vielleicht war er ein entsprungener Zuchthäusler, vielleicht ein international gesuchter Mörder. Wo konnte er sich besser vor dem Zugriff des Gesetzes in Sicherheit bringen als ausgerechnet in einem abgelegenen Dorf wie Tesciu? Welcher Interpol-Beamte würde ihn schon hier suchen?
    Dazu kam, daß Landrys aussah wie der geborene Frauenheld. Ilkas Äußerung hatte es Wenzel einmal mehr bewiesen. Die Mädchen flogen auf diesen Typen. Um so leichter mußte es ihm fallen, sie abzuschleppen, sie zu verschleppen und sie zu ermorden.
    »O nein«, murmelte Wenzel entsetzt. Wenn Ilka jetzt auch ermordet worden war…?
    Seine Knie begannen zu zittern, und er stützte sich auf den Holzstapel. Ilka, seine sanfte, liebe Ilka ermordet…? Und dann die Vorwürfe ihres Vaters! Nicht nur, daß sie sich heimlich hinter seinem Rücken getroffen hatten. Das allein war in einem Dorf wie Tesciu schon ein schändliches Verbrechen. Zusätzlich aber hatte Wenzel es nicht einmal geschafft, Ilka vor diesem Mörder zu schützen!
    Wie konnte Wenzel dem alten Mann da noch unter die Augen treten? Wieder wurde ihm schwindlig. Würgende Angst fraß in ihm.
    Verschwinde einfach nach Hause! flüsterte sein innerer Schweinehund ihm ein. Tu so, als sei nichts geschehen. Du weißt von nichts. Weder du noch Ilka wart heute abend hier draußen! Morgen… morgen ist sie einfach verschwunden, und…
    Nein. Das konnte er nicht tun. Er konnte sich nicht feige in seiner Wohnung verkriechen und so tun, als sei überhaupt nichts geschehen. Was war, wenn Ilka noch lebte? Wenn sie irgendwo hier im Wald war, bedrängt, gefesselt und geknebelt von diesem verdammten Engländer?
    Wenzel gab sich einen Ruck. Er mußte sich zu diesem nächtlichen Ausflug mit dem Mädchen bekennen, ganz gleich, was danach kam. Er mußte die Männer im Dorf alarmieren, daß sie das Waldstück durchkämmten und nach Ilka und dem Engländer suchten. Noch jetzt, in dieser Nacht! Vielleicht war sie noch zu retten…
    Wenzel fuhr herum, rannte auf das Dorf zu.

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