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0353 - Die Vampirkutsche

0353 - Die Vampirkutsche

Titel: 0353 - Die Vampirkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Aber schon nach ein paar Schritten mußte er anhalten. In seinem Kopf dröhnte und hämmerte es. Ihm wurde übel. Er brauchte ein paar Minuten, bis er sich wieder erholt hatte. Aber sein Gleichgewichtssinn war gestört. Und da war noch irgend etwas an seinem Hals, das ihn störte. Er schlug instinktiv den Kragen seiner Jacke hoch, ohne zu wissen, warum er das wirklich tat. Er wußte nur irgendwie, daß es wichtig war, seinen Hals zu schützen.
    »Verdammt«, murmelte er und taumelte weiter dem Dorf zu.
    Er brauchte für die paar hundert Meter über eine Viertelstunde. Dann endlich hatte er den Gasthof erreicht. Zu seiner Erleichterung brannte in der Schankstube noch Licht. Aber nur der Wirt und zwei Männer, unter ihnen Vereschy, der reiche Nichtstuer, waren da.
    Der andere Mann war Imre Szarasz, Ilkas Vater!
    »O nein«, murmelte Wenzel, weil ihm klar wurde, daß er sich jetzt, in diesem Augenblick, seinem Schicksal stellen mußte. Ausgerechnet Imre Szarasz persönlich bezahlte gerade seine Rechnung und wollte gehen!
    Und dazu Vereschy… mit dem ließ sich doch keine Suchaktion im Wald durchführen. Der Mann war doch jetzt völlig betrunken.
    Wenzel taumelte zur Theke. Salmak, der Wirt, hob die Brauen. »Wenzel? Wo kommst du denn um diese Zeit noch her?«
    Ungefragt stellte er Wenzel einen Wodka hin. Wenzel trank ihn wie Wasser.
    »Ein Kerl hat mich niedergeschlagen. Im Wald«, sagte er. »Wo ist dieser Landrys?«
    »Oben, in seinem Zimmer, denke ich«, sagte der Wirt. »Warum?«
    »Seit wann ist er wieder da?« keuchte Wenzel.
    »Oh, schon seit heute nachmittag. Er hat gegessen und ist nach oben gegangen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    Wenzel schluckte. Es gab keinen Hinterausgang für die Gästezimmer. Wer sie verließ, mußte unweigerlich vorn durch den Schrankraum. Aber…
    »Schau nach, ob er da ist, der Mistkerl.«
    »Warum?«
    »Schau nach, verdammt!« Wenzel gab sich einen Ruck und sah Szarasz an. »Imre… Ihre Tochter ist verschwunden.«
    Imre Szarasz stutzte. Seine Augen weiteten sich. Dann brüllte er los. »Was?«
    Der Wirt schaltete blitzschnell und er ahnte einen Zusammenhang zwischen Wenzels Frage nach Landrys und Ilkas Verschwinden. Er flitzte die Treppe hinauf und klopfte oben an Landrys’ Zimmertür.
    Da oben rührte sich niemand. Auch nicht, als Salmak mit beiden Fäusten kräftig gegen die Tür hämmerte. Schließlich öffnete er sie mit einem Nachschlüsel.
    Das Zimmer war leer, der Vogel ausgeflogen. Das mußte wörtlich zu verstehen sein, denn das Fenster war offen.
    Polternd kam der Wirt die Treppe wieder herunter. »Er ist weg«, sagte er fassungslos. »Das verstehe ich nicht. Ich war die ganze Zeit hier. Heilige Jungfrau, ich hätte ihn doch sehen müssen! Aber ich habe ihn nicht gesehen…«
    »Der Kerl«, sagte Wenzel mühsam, »hat mich niedergeschlagen und Ilka verschleppt. Er muß auch Elena auf dem Gewissen haben. Salmak, dein Logiergast ist ein Mörder.«
    Szarasz faßte ihn an der Jacke. »Wenzel… du redest irre. Und - was - hattest - du - mit - Ilka - zu - tun -du Lumpenhund?«
    »Laß ihn los, Imre«, mahnte der Wirt. »Im ›Roten Ochsen‹ gibt es keine Schlägerei. Wenn du ihn verprügeln willst, mach das draußen auf der Straße. Aber warte, bis er wieder gerade stehen kann! Siehst du nicht, daß er taumelt? Da muß ihm einer schon ein gehöriges Ding verpaßt haben…«
    Szarasz ließ Wenzel los.
    »Du Hund, was hast du mit meiner Tochter gemacht?«
    »Vielleicht läßt du ihn mal in Ruhe erzählen«, verlangte der Wirt. »Danach sehen wir alle klarer, ja?«
    Und Wenzel erzählte.
    Szarasz’ Gesicht rötete sich, als er erfuhr, daß Wenzel und Ilka schon öfters nachts allein draußen gewesen waren. Aber er beherrschte sich.
    »Wir müssen sofort ’raus und alles absuchen«, schrie er schließlich. »Vielleicht finden wir noch eine Spur. Und mit dir Lausekerl rechne ich später ab!«
    »Es war Landrys«, behauptete Wenzel wieder.
    »Glaube ich nicht«, mischte sich plötzlich Joszef Vereschy ein. »Der Vampir-Baron Roatec ist wieder da. Das habe ich euch heute mittag schon gesagt. Er ist es gewesen.«
    »Dein Vampir-Baron ist seit 170 Jahren ein Klumpen Asche«, fauchte Szarasz. »Und mal nüchtern, Joszef! Wir trommeln jetzt ein paar Männer heraus und suchen den Wald ab…«
    »Es war der Baron, ich bin sicher«, sagte Vereschy. »Ich habe doch die Kutsche gesehen! Und Landrys hat sie auch gesehen…«
    »Um von sich abzulenken, wie?« brüllte

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