Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0353 - Die Vampirkutsche

0353 - Die Vampirkutsche

Titel: 0353 - Die Vampirkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
aus den Gedankenbildern hinausgeworfen worden war.
    So kam er allmählich an eine Wegbeschreibung; Gryf hatte sich die nächtliche Kutschfahrt gut gemerkt. Er konnte auf diese indirekte Weise Zamorra die Route recht genau zeigen.
    Der Versuch, das Schloß per zeitlosem Sprung direkt zu erreichen, war fehlgeschlagen - Gryf schaffte es nicht einmal allein, geschweige denn in Begleitung Zamorras. Er hatte sich zwar das Aussehen der Ruine in allen Details eingeprägt, so daß er theoretisch sein Ziel einfach hätte erreichen müssen. Aber offenbar wirkte die Abschirmung trotzdem, ebenso wie bei der Kutsche.
    Also mußte Zamorra schon selbst sehen, wie er dorthin kam.
    Schließlich wußte er alles, was er nur eben erfahren konnte. »Ich danke dir, Gryf«, sagte er.
    Der Druide winkte ab.
    »Mach schnell, Alter«, sagte er. »Sonst ist alles zu spät. Ich will nicht trinken, aber ich werde müssen. Ich kann mich nicht mehr lange kontrollieren.«
    Zamorra nickte.
    »Du weißt, daß ich tue, was ich kann«, sagte er. Er verließ das Zimmer und eilte nach unten, wo Nicole auf ihn wartete.
    Hastig erklärte er ihr, was er in Erfahrung gebracht hatte. Nicole sprang auf. »Dann nichts wie hin«, sagte sie. »Der Einsatzkoffer liegt ja wohl noch im Wagen.«
    »Hoffentlich brauche ich ihn nicht«, sagte Zamorra. »Ich fahre selbst. Ich habe die Strecke einigermaßen im Kopf.«
    Der spritfressende Shiguli sprang etwas unwillig an. Zamorra schaltete die Scheinwerfer ein. Sie funktionierten zu seiner geheimen Überraschung. Dann jagte er den Wagen über die unebene Straße. »Fahr langsamer«, drängte Nicole. »Bevor uns die Kiste auseinanderbricht…«
    Aber Zamorra nahm den Fuß nicht vom Gaspedal. Der Wagen rumpelte von einem Schlagloch ins andere. Die Lichtkegel der Scheinwerfer fraßen sich durch die Dunkelheit. Zamorra dachte an Gryf, der verloren war, sobald er sich nicht mehr zurückhalten konnte. Noch gab es Rettung für ihn. Aber wie lange noch…?
    Gryf hatte Zeitangaben gemacht. Aber für die Fahrt mit dem Wagen stimmten die nicht. Der Shiguli kam bei weitem nicht auf die Geschwindigkeit, die die Kutsche vorgelegt hatte. Die war ja wohl auch über die Schlaglöcher hinweggeschwebt. Der Kleinwagen drohte in jedes größere hineinzufallen. Zumindest kam es Zamorra bei all dem Schaukeln, Rütteln und Scheppern so vor.
    Er zählte die Sekunden nicht, sah nicht auf die Uhr. Er bog an der richtigen Stelle ab. Jetzt wurde es noch schlimmer. Der Waldweg, durch den die rasende Fahrt jetzt ging, war völlig unbefestigt. Immer wieder stieß Zamorra mit dem Kopf unter das Wagendach.
    Und dann war da plötzlich eine Mauer aus Bäumen, die den Weg versperrte.
    »Endstation«, seufzte Nicole auf dem Beifahrersitz. »Wir haben uns verfahren. Gryf hat dir bewußt oder unterbewußt einen falschen Weg gewiesen. Jetzt können wir umkehren und suchen…«
    »Umkehren gibt’s nicht«, sagte Zamorra. »Wenden können wir hier nicht, und ich werde nicht die ganze Strecke durch den Wald rückwärts fahren… außerdem sind wir hier richtig.«
    »Ach, ja?«
    »Tannen«, sagte Zamorra. »Hohe Tannen. Das stimmt mit der Beschreibung überein. Wir müssen da durch…«
    Nicole wollte aussteigen. Aber Zamorra hielt sie zurück. »Wirst du wohl im Wagen bleiben?«
    »Wenn du mir verrätst, wie du ihn durch die Tannenschonung bekommen willst… so schmal ist er nun doch wieder nicht. Wir hätten Fahrräder nehmen sollen.«
    Zamorra gab Gas. Der Shiguli ruckte wieder an, direkt auf die Phalanx der Bäume zu. »Bist du wahnsinnig?« keuchte Nicole.
    Aber Zamorra sah so klar wie nie.
    Daß bisher niemand die Ruine gefunden hatte, konnte in Verbindung mit Gryfs Beobachtungen nur einen einfachen Grund haben. Die Tannen waren Illusion. Es gab hier sehr wohl einen Weg. Aber die vorgetäuschten Bäume sprachen auf Fußgänger an, die sich einzeln oder in Gruppen durch den Wald bewegten. Aber Fahrzeuge konnten ungehindert passieren. Zu diesen Fahrzeugen zählte die Kutsche ebenso wie der Wagen.
    Wenn Zamorra sich irrte, zerschmetterte er den Shiguli gleich an den ersten Bäumen…
    Unwillkürlich schloß er die Augen. Aber im nächsten Moment erlebten Nicole und er das Phänomen, das auch Gryf in seiner gedanklichen Kursanweisung schon demonstriert hatte. Die Bäume glitten einfach irgendwie zur Seite und gaben eine schmale Schneise frei. Dahinter erhob sich jetzt eine Ruine in der Dunkelheit.
    Zamorra sah sie fast zu spät, als er den Wagen vor dem Portal mit

Weitere Kostenlose Bücher