0353 - Die Vampirkutsche
einer Vollbremsung zum Stehen bringen mußte.
»Endstation - alles aussteigen«, sagte der Parapsychologe und schwang sich ins Freie. »Jetzt werden wir uns diesen Vampir-Baron schnappen.«
»Und wenn der Vogel ausgeflogen ist?«
Zamorra zuckte mit den Schultern.
»Dann räuchern wir sein Nest aus. Wenn wir ihm den Sarg in Brand setzen, in dem er schläft, spürt er das iiher eine innige Verbindung mit dem makabren Möbel, die wir gar nicht wahrnehmen können. Er wird schleunigst zurückkehren, um zu retten, was noch zu retten ist. Und dann haben wir ihn auch…«
»Optimist…«
Zamorra versuchte das Portal zu öffnen. Es gelang ihm. Der es zuletzt benutzt hatte, hatte vergessen, die inneren Riegel vorzulegen. Aber selbst wenn alles hundertprozentig abgesichert gewesen wäre, hätte Zamorra das Tor mit dem Amulett oder dem Dhyarra-Kristall geöffnet.
Jetzt, im Innenhof, spürte er die Woge Schwarzer Magie, die über ihm zusammenzuschwappen schien. Hier war die Hölle nah. Oder etwas, das noch gefährlicher war als der Teufel …
Zamorra bewegte sich auf das Gebäude zu. Die Ausstrahlung des Bösen wurde immer stärker. Er brauchte gar nicht mehr nach dem Ursprung zu suchen. Die stetige Steigerung zeigte ihm den Weg.
Er drang in das Gemäuer ein.
Weit hatte er es nicht mehr, bis die finstere Aura schier unerträglich wurde. Nicole war schon zurückgeblieben. Zamorra wußte, daß er jetzt am Ziel war.
Er schob eine schwere Holztür auf, die kunstvoll verziert war. Die Motive der Schnitzereien waren bedrohlich aussehende Dämonen- und Teufelsköpfe.
Zamorra blieb stehen. Er konnte keinen Schritt mehr weiter. Zu bizarr war das Bild, das sich ihm hier bot.
Ein großer Saal. Darin eine niedrige kreisförmige Mauer, umgeben von gemauerten Siegeln und Höllenzeichen.
Und in ihrem Innenbereich sieben steinerne Lager. Auf sechs davon lagen Mädchen.
Also waren nicht nur zwei verschwunden.
Die anderen kamen wohl aus anderen Dörfern der Umgebung.
Zamorra war klar, daß die Anordnung der als Opfer vorgesehenen Mädchen, von denen eines noch fehlte, ein bestimmtes Symbol anzeigten. Eines der wenigen Symbole Schwarzer Magie, die Zamorra nicht kannte!
Aber der Vampir selbst fehlte. Zamorra konnte ihn nirgendwo entdecken.
Statt dessen sah er einen verhutzelten, gnomenhaften Mann in abgewetzter, schmutziger Kleidung. Der Hutzelmann warf Zamorra einen überraschten Blick zu. Offenbar hatte er mit allem gerechnet, nur nicht damit, daß hier ein ungebetener Gast so einfach eintrat.
Zamorra war nicht weniger erstaunt, wenn auch aus einem anderen Grund. Denn die unsagbar bösartige Ausstrahlung, die ihm fast den Atem nahm, hatte ihren Ausgangspunkt in diesem Hutzelgnom!
***
Der Verhutzelte überwand seine Überraschung schneller als Zamorra. Er hielt sich nicht mit überflüssigen Fragen auf, sondern schlug sofort zu. Zamorras Amulett reagierte innerhalb von Sekundenbruchteilen und hüllte den Parapsychologen in grünes, schützendes Feuer. Aber es verlosch sofort wieder, und Zamorra spürte, wie ein blitzartig aufflammender Schmerz ihn verbrennen wollte.
Er dauerte gerade eine Sekunde lang, aber das hatte ihm bereits gereicht. Er wußte, daß er vielleicht noch einen zweiten magischen Schlag dieser Art verkraften konnte, aber keinen dritten.
Dieser Gnom war unglaublich stark! Er hatte es sogar fertiggebracht, den grünen Magie-Schirm des Amuletts zu zerschlagen! Das war bisher noch keinem Dämon gelungen.
Wer war dieser Hutzelmann?
Zamorra leitete den Gegenschlag ein. Er war dabei gehandicapt. Dort, wo der Gnomenhafte stand, befanden sich auch die sechs Mädchen, die garantiert noch lebten. Zamorra durfte sie nicht gefährden!
Der Gnom dagegen brauchte keine Rücksicht zu nehmen. Und er wußte genau, wie unangreifbar seine Stellung war! Als Zamorra das Amulett nur noch für seinen Schutz einsetzte und mit dem Dhyarra-Kristall zu kämpfen begann, lachte der Häßliche meckernd.
»Ah, ein Kristall zweiter Ordnung… ein Spielzeug!« schrie er spöttisch. In den rauchgschwärzten Steinwänden knisterte es gefährlich, als die mit einer lässigen Handbewegung abgewehrte Dhyarra-Energie in die Steine fuhr und sie mit einem Reigen blau tanzender Funken und Lichtbögen überzog.
Der Gnom schleuderte etwas Unsichtbares gegen Zamorra. Erneut brach der Schutz des Amuletts sofort zusammen. Zamorra schrie und krümmte sich zusammen. Er glaubte, er müsse das Bewußtsein verlieren. Das aber würde seinen Tod bedeuten.
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