0353 - Ein Toter zuviel
dann die Treppe hinab.«
»Kanntest du den Burschen?«
»Nein, er trug eine Maske. Ich glaube, es war niemand, den ich kenne.«
Ich war nicht so sicher, aber ich schwieg. Ich dachte an den Zigarettenrauch im Zimmer, an den Aschenbecher und an das Schnapsglas. Das Mädchen mußte gewußt haben, daß sich jemand in der Wohnung aufhielt. Natürlich kannte sie den Mann, sonst hätte sie Alarm geschlagen. Ich fühlte nach meiner Pistole unter der Achsel. Sie war noch da. Warum hatte mich der Kerl überhaupt niedergeschlagen? In meinen Taschen fehlte nicht das geringste.
Ich langte nach meiner Brieftasche. Sie steckte verkehrt herum in meiner Innentasche. Der Fisch hatte also angebissen. Der ungebetene Besucher hatte unsere Unterhaltung mitgehört und mich niedergeschlagen, um in den Besitz des Briefes zu gelangen.
»Was wirst du jetzt tun?« fragte Rosie. »Die Cops holen«, antwortete ich ironisch. »Oder hast du einen besseren Vorschlag?«
Sie antwortete nicht, sondern schenkte mir mein Glas noch einmal voll. Diesmal machte mir die Qualität nichts aus, ich leerte das Glas in einem Zug. Als ich die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnete, sah sie mich fragend an.
»Ich möchte nur wissen, ob sich noch mehr dieser Zeitgenossen in der Wohnung herumtreiben«, erklärte ich.
»Ich wußte wirklich nichts davon, Slater«, entgegnete sie rasch. »Ich kam doch erst mit dir nach Hause…«
»Ist schon gut, Rosie. Reden wir nicht mehr davon. Ich lege mich jetzt ins Bett. Gute Nacht!«
Ich hatte den Eindruck, daß sie sich gerne mit mir noch eine Weile unterhalten hätte, aber sie machte keinen Versuch, mich aufzuhalten.
Ich rief Phil in seiner Wohnung an. Zwei Minuten hörte ich nur Gähnen. »Bist du's, Gangster?«
»Hallo, ja, ich bin’s. Habt ihr etwas über einen Spezialisten für Sicherheitsvorrichtungen herausbekommen können?«
»Wir haben per Fernschreiben bei unseren Kollegen in San Franzisko angefragt. Es gibt drei oder vier Leute, die dafür in Frage kommen. Aber was will eine Protection-Gang mit einem solchen Mann? Normalerweise entfernt sich eine Bande doch nicht so weit von ihrem Arbeitsgebiet.«
»Das habe ich mir auch schon gedacht. Wenn mir die Beule auf dem Kopf nicht so sehr zu schaffen machte, würde ich es vielleicht herauskriegen.«
»Wieso Beule?« fragte mein Freund. Ich erzählte ihm die Geschichte mit dem Brief, den es nie gegeben hatte.
»Die Gang von Steve Crown hat nichts damit zu tun?«
»Ich weiß es nicht. Es könnte natürlich sein, daß sie mir auf den Zahn fühlen wollten. Das hieße dann, daß sie Vecha umgebracht hätten. Aber ich glaube nicht, daß Rosie Roof zu der Bande gehört. Die Mitglieder des Rackets behaupten, sie wüßten nicht, warum Vecha sterben mußte. Auf der anderen Seite machen sie sich bemerkenswert wenig Gedanken über den Tod ihres Freundes.«
***
Am späten Vormittag machte ich mich auf den Weg zu Slim Brooks.
Der Gangster schien die Anweisungen seines Chefs wortgetreu ausgeführt zu haben. Er sah ausgeschlafen aus und roch nicht einmal nach Gin.
Diesmal teilten wir uns die Tour. Ich übernahm den Straßenzug, in dem auch das Lokal Ellerys lag.
Als ich das Lokal betrat, saßen dort einige Arbeiter, die bestimmt nicht zum Stammpublikum gehörten.
Ich kannte sie. Jeder von ihnen trug einen Ausweis des FBI in der Tasche, aber keiner von ihnen verzog eine Miene, als ich die paar Stufen herabkam.
Der junge Ellery gab sich hinter dem Schanktisch den Anschein, außerordentlich schwer beschäftigt zu sein. Aber der Junge war nervös. Wahrscheinlich machten ihm meine Kollegen Sorgen, Vielleicht hielt er sie für die Leute, die das Lokal zerlegen sollten Wortlos schob er mir ein Bündel Scheine über den Tisch.
Ich warf die Banknoten in die offenstehende Kassenschublade zurück. Und als ich dann noch den Whisky bezahlte, den er mir hinstellte, war es mit der Fassung des Jungen vorbei. Er sah mich an wie den Weihnachtsmann Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging ich wieder hinaus.
»Bist du fertig, Jeff?«
»Fertig«, sagte ich. »Diesmal hat er es aufgegeben. Ellery wird keine Schwierigkeiten mehr machen, Haben wir noch Zeit für einen Schluck?«
»Ich glaube, es ist besser, wir verdrücken uns. Für meinen Geschmack stehen zu viele Cops in der Gegend herum. Du weißt, was der Boß gesagt hat!« Es kam mir darauf an, Brooks die Zunge mit Gin zu lösen.
»Er braucht es ja nicht zu wissen«, sagte ich deshalb. »Was soll denn an einem Schluck Gin schon dran
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