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0353 - Flucht vor dem Grauen

0353 - Flucht vor dem Grauen

Titel: 0353 - Flucht vor dem Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Möglicherweise paßte es ihnen auch nicht, jedenfalls schwiegen sie und brachten ihren Sohn somit in Zugzwang, weiterzureden.
    »Bitte«, sagte der Eiserne. »Bitte, helft uns! Ich muß sie einfach haben. Es ist die einzige Möglichkeit…«
    »Was willst du haben?« wurde er gefragt.
    »Die Pyramide des Wissens!«
    ***
    Schatten sind oft größer als die Gegenstände, die sie normalerweise abbilden. Hier traf es nicht zu. Ich glaubte fest daran, daß die Schatten von der Größe her mit den Originalhänden übereinstimmten, und ich mußte ehrlich gestehen, daß es mir bei dieser Vermutung oder Tatsache nicht gerade wohler ums Herz wurde.
    In meinem Magen breitete sich allmählich ein trockenes Gefühl aus, und als ich – eigentlich ohne feste Absicht – meine Hand auf den Bumerang legte, fragte mich Ali: »Willst du damit gegen die beiden verdammten Hände kämpfen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, das wollte ich nicht. Das würde ich auch nicht schaffen. Sie waren einfach zu stark. Ihr Gestein würde der Kraft meines Bumerangs trotzen. Das war ein anderes Material als das, aus dem die Turmmauern bestanden.
    Der Junge schwieg. Wahrscheinlich hatte ich ihm mit meiner Antwort die letzte Hoffnung geraubt, aber ich wollte ihm keine Illusionen vorgaukeln, unsere Lage sah mehr als bescheiden aus.
    Und so warteten wir ab.
    Die Welt, in der wir standen, verdunkelte sich. Nicht allein die gewaltigen Hände senkten sich von zwei Seiten auf uns zu, sie brachten auch etwas, das kaum zu fassen war, aber mit dem Begriff Grauen und Schrecken bezeichnet werden konnte.
    Dieses Gefühl ergriff allmählich von mir Besitz. Ich fühlte, wie es kalt den Rücken hinabrann, hatte die Lippen zusammengepreßt und würgte die unsichtbaren Klöße herunter.
    Angst stahl sich in mein Herz…
    Bisher hatten die Hände ausgesehen wie zwei mächtige Klumpen aus Stein. Wie weit sie von uns noch entfernt waren, konnte ich nur vermuten. In Meilen oder Kilometern war das nicht anzugeben. Die Klauen konnten sich ebenso in einer anderen Welt befinden und nur für uns sichtbar sein.
    Aber sie kamen näher.
    Und sie nahmen uns das Licht!
    Noch düsterer, noch unheimlicher wurde es. Lange Schatten erschienen, die sich mit den grauen Schleiern vermischten, so daß sie mir vorkamen, als wären sie nur mehr träge Gestalten.
    Die Schatten wanderten weiter.
    Von der Seite drangen sie in unsere Richtung und kamen auf uns zu, wie der zuklappende Buchdeckel auf die Seiten.
    Sie wollten uns gefangennehmen.
    Noch hatte sich nichts getan. Wir waren weiterhin relativ fit und warteten nur ab, was Hemator vorhatte.
    Eigentlich war es leicht, dies zu erraten. Wir brauchten nur noch seinem Zweitnamen zu gehen.
    Er war der Zerstörer, und wie es aussah, würde es ihm auch nichts ausmachen, uns zu zerstören.
    Wir befanden uns in seiner Welt, die ebenfalls Grenzen besaß. Für mich waren es die beiden Hände. Ihnen konnte es auch gelingen, diese Welt zu verändern.
    Wenn die Hände auseinanderklappten, vergrößerte sich das Reich, schoben sie sich zu, so verkleinerte sich die Dimension, in der wir uns befanden, und irgendwann würden sie zusammentreffen, um uns brutal zu zerquetschen.
    In diese Dimension des trügerischen Schweigens geriet eine gewisse Unruhe.
    Wir erkannten es daran, daß sich die makabren Vögel mit trägen Flügelschlägen erhoben, in die langen Schatten hineinflogen, um dort zu verschwinden.
    Auch das drachenähnliche Monster blieb nicht auf seinem Fleck.
    Es rutschte den Wall hinab, dabei gerieten die Steine in Bewegung, kollerten nach unten, und das Geräusch hörte sich an, als würden leere Bierflaschen gegeneinander schlagen.
    Es waren die einzigen Laute, die diese lastende Stille unterbrachen. Ansonsten blieb es nervenaufreibend ruhig, wobei ich das Gefühl nicht loswurde, daß sich die Luft allmählich erwärmte.
    Ali schaute mich an. Auf seinem Gesicht glänzte der Schweiß. In den Augen las ich die Angst. »War schön mit dir, John«, sagte er.
    »Laß doch den Unsinn!« Ich schüttelte unwillig den Kopf. »Woher hast du überhaupt diese Sprüche?«
    »Das habe ich mal in einem Film gehört.«
    »Dann laß es auch bleiben!«
    »Siehst du denn eine Chance?«
    »Kann sein.«
    »Und welche?«
    »Gib lieber auf den komischen Drachen acht, der da ankommt. Das Tierchen sieht mir ziemlich gefährlich aus.«
    In der Tat hatte die Bestie mit dem unförmigen Körper den Steinwall hinter sich gelassen. Sie schob sich jetzt über den Boden, wobei

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