0353 - Flucht vor dem Grauen
Staubreste schwebten noch träge nach unten. Sogar nicht weit von uns entfernt.
Die Macht meines Kreuzes hatte Hemators ureigene Welt geleert und ihm klargemacht, daß man mit uns nicht so umgehen konnte.
Aber den Großen Alten selbst hatte mein Kreuz, nicht geschafft.
Seine Hände befanden sich nach wie vor über unseren Köpfen, so daß wir uns winzig vorkamen.
Ein Lachen erklang.
Es schallte schaurig und hohl in die Tiefe, erreichte uns und ließ uns zittern.
»Jetzt macht er ernst«, hauchte Ali. »Verdammt, was ist mit deinem Kreuz?«
»Hemator ist auch für diese Waffe zu stark.«
»Und der Bumerang?«
»Ich lasse ihn stecken.« Mit ihm und dem Kreuz zusammen war es mir vor langer Zeit gelungen, den Schwarzen Tod zu besiegen.
Aber diese Verhältnisse hier waren andere.
Hemator sprach zu mir. »Bist du nun zufrieden, Geisterjäger John Sinclair?«
»Nein!«
Abermals erklang sein Lachen. »Das habe ich mir gedacht. Du wolltest mich haben, nicht wahr?«
»Das liegt auf der Hand.«
»Kann ich mir denken. Doch ich bin jetzt derjenige, der bestimmt, was weiterhin geschieht. Ich hätte auch schon vorher eingreifen können, aber ich wollte euch eine trügerische Hoffnung geben. Die Mutanten interessieren mich nicht, weil sie ersetzbar sind. Ihr seid es auch. Nur werde ich euch mit dem größten Vergnügen töten. Zwar erweise ich da der Hölle leider einen Gefallen mit, aber es ist nun mal nicht zu ändern. Ihr selbst habt euch in diese Lage hineinmanövriert.«
»Wird das dem Spuk denn recht sein?« rief ich dazwischen.
»Wieso?«
»Er ist der letzte Große und gleichzeitig der mächtigste unter euch. Oder nicht?«
»Wir sind alle mächtig.«
»Waren mächtig«, erwiderte ich und schaute zu, wie die Strahlen allmählich verblaßten, für einen Moment nachleuchteten und schließlich völlig verschwanden.
»Ja, es sind einige von uns nicht mehr da«, gab Hemator zu.
»Aber die wichtigsten existieren noch. Der Spuk und ich werden das weiterführen, was wir früher zusammen…«
»Ich kenne den Spuk!« rief ich laut. »Oft genug habe ich ihm gegenübergestanden!«
»Du lügst.«
»Wieso?«
»Wenn du ihm tatsächlich gegenübergestanden hättest, wärst du jetzt nicht mehr am Leben. Der Spuk radiert Personen wie dich aus.«
»Das mag vielleicht für gewisse andere Gegner zutreffen. Bei mir war es nicht der Fall. Im Gegenteil, wir waren so manches Mal zusammen. Er hat uns auch geholfen, sogar gegen einen Krakengott, der sich Krol nennt. Du kannst für den Spuk nicht sprechen, Hemator. Das sage ich dir, der ich ihn auch kenne. Ich würde mich an deiner Stelle zunächst einmal bei ihm rückversichern…«
»Genug!«
Die Stimme donnerte uns so laut entgegen, daß man bei diesem Dämon schon von einem wahren Haßausbruch reden konnte. Er war wie von Sinnen. Wahrscheinlich hatte ich ihn zu sehr geärgert, aber meine Worte entsprechen den Tatsachen. Der Spuk und ich hatten uns schon des öfteren gegenübergestanden, und bisher war nichts geschehen.
Beide lebten wir noch.
»Kannst du die Tatsachen nicht hören?« rief ich.
»Doch, das kann ich. Aber ich mag es grundsätzlich nicht, wenn man versucht, mich mit billigen Tricks zu leimen. Ich habe beschlossen, euch zu vernichten, und daran werde ich mich auch halten. In meiner Welt regiere ich, da kann ich tun und lassen, was ich will. Hast du verstanden, Sinclair?«
»Klar, das streite ich nicht ab. Hier bist du der Mächtige. Nur frage ich mich, ob es klug ist, sich gegen deinen Bruder, den Spuk zu stellen. Nicht wahr?«
»Ich stelle mich nicht gegen ihn!«
»Wenn du uns tötest, doch.« Ich ließ Hemator einfach nicht zur Ruhe kommen, denn ich wollte ihn an irgendwelchen Taten hindern, eine Galgenfrist herausschinden, das war alles.
»Du stellst dich gegen ihn!« nahm ich den Faden wieder auf und reckte die Hand mit dem Kreuz. »Du stellst dich voll gegen ihn, denn der Spuk, das gebe ich zu, hatte öfter die Chance, mich zu töten. Er tat es nicht. Bestimmt ließ er mich aus einem guten Grund am Leben, denn ich bin zugleich ein Gegner der Hölle. Und gegen die hast du schließlich gekämpft. Zusammen mit den anderen.«
Hemator mußte über meine Worte lachen. »Willst du damit sagen, daß du ein Freund der Großen Alten bist, Geisterjäger? Willst du das im Ernst behaupten?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber man kann es so auffassen. Du bist raffiniert. Sonst hättest du nicht so lange überlebt. Ich kenne deine Tricks, jetzt wendest du
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