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0354 - Gruft der wimmernden Seelen

0354 - Gruft der wimmernden Seelen

Titel: 0354 - Gruft der wimmernden Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weit von der äußeren Mauer entfernt. Mir gefiel das überhaupt nicht, denn diese Dunkelheit sah ich nicht mehr als normal an. So etwas war schon unnatürlich.
    Zudem bewegte sie sich.
    Das war der Spuk!
    Ich tippte dem Piloten auf die Schulter. »Beeilen Sie sich mit der Landung!« schrie ich ihn an.
    »Weshalb?«
    »Tun Sie es!«
    »Was ist denn?« fragte mich Shao.
    »Ich habe den Spuk gesehen. Die Wolke lauerte außerhalb der Klostermauern. Er hält alles unter Kontrolle. Das kann ins Auge gehen.«
    Shao starrte mich an. »Du meinst, er wird versuchen, den Hubschrauber zu stoppen?«
    »Vielleicht auch zu zerstören.«
    Shaos Blick wurde glasig. Auch mein knappes Lächeln konnte sie nicht mehr aufmuntern.
    Der Pilot flog einen Bogen. Ich konnte einen letzten Blick auf die Wolke werfen und stellte fest, daß sie ihren Standort geändert hatte.
    Wo sie steckte, war mir nicht bekannt.
    Das ungute Gefühl in meinem Magen verstärkte sich. Also hatte ich recht gehabt. So einfach ließ sich der Spuk die Butter nicht vom Brot nehmen. Er wollte den Würfel, und dafür setzte er alles ein und ließ sich durch nichts aufhalten.
    Weshalb flog der Pilot diesen Bogen? Er hätte auf normalem Kurs bleiben und das Ziel anfliegen können.
    Plötzlich traute ich keinem mehr. Ich schaute wieder in die entsprechende Zielrichtung.
    Das Kloster war nähergerückt. Es lag praktisch zum Greifen nahe unter uns. Wenn man sich in der Luft befindet, täuschen die Entfernungen oft genug. Was manchmal so nahe aussieht, ist oft weiter entfernt, als man tatsächlich glaubt. Auch was die Entfernung zum Kloster anging, durfte ich mich da nicht täuschen lassen.
    Aber wir kamen näher. Das war immerhin etwas, auch wenn die Maschine sich plötzlich schüttelte, als hätte sie einen Stoß bekommen und wäre gleichzeitig in die Tiefe gesackt.
    Zum Glück nicht so weit, daß sie mit den Kufen oder der Seite gegen einen Berghang knallte, aber es war unprogrammäßig, als sie fiel, und der Blick auf das Kloster wurde uns plötzlich verwehrt, obwohl wir schon so nahe waren und nur einen Berggrat »überspringen«, mußten.
    Im nächsten Augenblick potenzierte sich die Gefahr, denn der Pilot drehte sich zu uns um, so daß wir in sein Gesicht schauen konnten.
    Shao schrie gellend auf.
    Mich packte dabei das kalte Entsetzen.
    Aus den Augen des Mannes flossen zwei dicke Blutströme!
    ***
    Jane Collins litt Todesängste!
    Sie lag in einem geschlossenen Sarg, und unter ihr befand sich eine starre kalte Leiche.
    Jane, die nicht mehr wie eine Hexe dachte, sondern wieder wie ein Mensch, war innerlich und nervlich ein Wrack. Was sie da durchmachte, das überlebten die meisten nicht.
    Gab es überhaupt einen größeren Schrecken?
    Der Sarg, den sie sich als Versteck ausgesucht hatte, schloß luft-und fugendicht. Weder Sauerstoff noch das Kerzenlicht drangen durch irgendeinen Spalt. Jane dachte darüber nach, wie lange sie noch Luft bekam, und sie erinnerte sich an John Sinclairs Erzählungen, der auch schon lebendig begraben worden war.
    Denn so kam sie sich vor.
    Lebendig begraben!
    Bei den Erzählungen damals hatte sie geschaudert und sich gewünscht, daß so etwas nie eintreten würde. Jetzt war es soweit, und sie mußte sich mit dem Schicksal abfinden.
    Unter ihrem Rücken spürte sie den Druck der Leiche. Der alte Mann war sehr abgemagert gewesen. Sein spitzes Kinn stach in ihren Nacken, und sie hatte auch den Geruch wahrgenommen, den der Tote ausströmte.
    Er verweste noch nicht, aber Jane glaubte, einen süßlichen Gestank einzuatmen, wenn sie Luft holte. Sie versuchte dies zu ignorieren und auch nicht daran zu denken, wo sie lag. Dafür wollte sie sich auf die Geräusche außerhalb der Totenkiste konzentrieren.
    Und die waren vorhanden!
    Jane vernahm die schleichenden Schritte. Ohne die Person gesehen zu haben, wußte sie genau, um wen es sich dabei handelte. Das konnte nur Suko sein, der den Weg in die Gruft gefunden hatte.
    Jane vernahm auch andere Laute. Zuerst gelang es ihr nicht, sie einzustufen, bis ihr einfiel, daß Suko neben dem zweiten Sarg stehengeblieben war und dessen Oberteil angehoben hatte.
    Er hatte also richtig überlegt. Es würde nur mehr Sekunden dauern, bis er auch den Deckel ihres Sarges in die Höhe heben würde.
    Die Angst trieb den Schweiß aus allen Poren. Jane dachte nicht mehr an die Leiche, auf der sie lag. Für sie war es interessant zu erfahren, wie Suko reagieren würde, wenn er sie entdeckte.
    Würde er sofort schießen?

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