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0355 - Die Bande der Nachzehrer

0355 - Die Bande der Nachzehrer

Titel: 0355 - Die Bande der Nachzehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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übernahm das ein weiterer Helfer. Es war ein Halbwüchsiger aus dem Dorf, der sich mit Begeisterung in die neue Aufgabe gestürzt hatte. Als die Brüder eintrafen, war er dabei, Bäume zu verkaufen. Er bemerkte die Männer nicht einmal. Erst als Marco ihm auf die Schulter klopfte, drehte er sich um. Vor Aufregung war sein Gesicht gerötet.
    »Ich bin gut, Marco. Ich habe verkauft…«
    »Toll, mein Junge. Willst du weitermachen?«
    »Das ist eine Frage.«
    Marco nickte. »Verkaufe weiter. Mein Bruder und ich haben noch zu tun.« Der Zigeuner schlug dem Jungen auf die Schulter.
    »Danke, Marco, danke. Ich werde euch nicht enttäuschen, wirklich nicht. Auf keinen Fall.«
    »Das hoffen wir.«
    Die Brüder wußten, daß ihr Tarngeschäft in guten Händen lag.
    Dennoch waren sie vorsichtig. Mit keinem Wort hatte Marco dem Helfer gegenüber erwähnt, wohin sich er und sein Bruder begeben wollten. Niemand sollte von ihrer eigentlichen Aufgabe etwas ahnen.
    Und so gingen sie los, schlugen einen großen Bogen, damit sie auf dem Markt nicht mehr gesehen werden konnten. Von der entgegengesetzten Seite tauchten sie in den Wald ein. Der Lärm des Marktes blieb hinter ihnen zurück, und auch das letzte Glockenspiel verwehte.
    Es war schon spät geworden. Je weiter der Tag fortschritt, um so kälter wurde es.
    Mit Anbruch der Dämmerung erschienen zumeist die Abendwolken. Von den Bergen wurden sie herangetrieben. Sie waren prall gefüllt und brachten den Schnee mit. Auch an diesem Tag.
    Stani blieb stehen. Er schaute zum dunkelgrauen Himmel. »Der Schnee bleibt liegen«, meinte er.
    Marco lachte. »Stört es die Ghouls?« ragte er danach.
    »Wohl kaum.«
    »Na bitte.«
    Sie gingen weiter. Das Laub auf dem Boden war hart gefroren. Es raschelte unter ihren Sohlen und knisterte sogar, wenn es zertreten wurde. Schweigend stapften die beiden Männer durch den Wald.
    Ihre Gesichter zeigten einen verbissenen Ausdruck, die Lippen waren fest zusammengepreßt, und die Atemwolken waren zu sehen.
    Der Wald umfing sie wie eine Insel des Schweigens. Lautlos rieselte der Schnee vom Himmel.
    Als die beiden ihr Ziel erreicht hatten, lag auf den Schultern der Lederjacken ebenfalls eine weiße Schicht. Marco blieb nicht vor dem Eingang stehen, er ging einige Schritte zur Seite, wühlte sich durch kratziges Buschwerk und holte zwei lange Eisenstangen hervor, die dort versteckt gelegen hatten.
    Es war klar, daß sie die Stangen als Hebel benutzen würden. Damit konnten sie es schon schaffen, die schwere Grabplatte zur Seite zu wuchten. Als Stani eine Stange entgegennahm, deutete er mit der freien Hand zu Boden. »Sieh dir das an, Marco.«
    Der Bruder bückte sich. »Verdammt, das sind Spuren.«
    »Genau.«
    Marco kam wieder hoch. »Und von wem?« fragte er.
    Stani grinste hinter seinen beiden zum V erhobenen Fingern. »Ich kann dir auch sagen, wer das gewesen ist. Der Alte und er Ausländer.«
    »Dann wissen sie also Bescheid.«
    Stani nickte. »Und wie, mein Lieber. Wir hätten sie doch ausschalten sollen.«
    »Das können wir ja nachholen.«
    »Ja, einer von uns stattet ihnen einen Besuch ab, der andere muß auf dem Markt bleiben. Wir wollen die Form fahren.«
    »Du kannst gehen«, entschied Marco.
    Stani sprach nicht dagegen. Statt dessen setzte er die Stange an der Breitseite der Steinplatte an. Marco tat das gleiche. Beide Männer hatten Handschuhe angezogen, sie bückten sich jetzt und benutzten die Stangen als Hebel.
    Beide strengten sich so sehr an, daß die Adern auf ihren Stirnen hervortraten, und sie schafften es tatsächlich, die schwere Platte zu bewegen. Bald stand die Platte aufrecht, gestützt von den Männern.
    »Das ist gut!« keuchte Stani, »drück noch weiter.«
    Gemeinsam schafften sie es schließlich, die schwere Platte zu kippen, so daß sie zur anderen Seite hinüberfiel und mit einem dumpfen Laut auf dem Boden landete.
    Dort blieb sie liegen.
    Beide atmeten schwer, wischten sich den Schweiß von der Stirn und schauten schräg nach unten, wo sich eine Öffnung im Boden auf getan hatte.
    Aus diesem Loch wehte es ihnen entgegen.
    Ein widerlicher, ekelerregender Leichengeruch, der bei einem normalen Menschen den Brechreiz in die Höhe getrieben hätte. Nicht so bei den zwei Zigeunern. Sie empfanden den Verwesungsgeruch als angenehm. Sie bückten sich sogar, schauten in die Graböffnung hinein und riefen in das Dunkel.
    »Es ist alles bereit. Ihr könnt kommen…«
    Eine Antwort bekamen sie nicht sofort. Dennoch warteten sie

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