0356 - Am Schleppseil hing der Tod
Fußmarsch zum Truck, denn ich wollte nicht, dass der Truckfahrer von meinem Ford wusste, war ich in guter Stimmurig. Mit Jeff Merkel, so hieß der Fahrer, konnte ich kaum Schritt halten, obwohl ich längere Beine hatte.
»Hallo!«, rief ich. »Wir veranstalten hier doch keine Olympischen Spiele, ein bisschen langsamer, bitte…«
Der Kleine zeigte keine Lust zur Unterhaltung. Stumm rannte er weiter. Als wir jedoch an seinem Truck standen und er unter die Haube leuchtete, schimpfte er.
Ich besah mir den Motor. Ein G-man soll auch vom Auto etwas verstehen. Nach drei Minuten hatte ich den Schaden entdeckt: Eine versteckt angebrachte Doppelmutter der Ölleitung war gelockert. Das sah mir ganz nach Sabotage aus.
»Und das soll bei der Generalüberüberholung passiert sein?«, fragte ich den Trucker ungläubig.
»Manche Monteure haben keine Augen!«, schimpfte Merkel und holte einen Schlüssel. Er drehte die Muttern wieder fest. Merkel stieß mich an »Mensch, da ist ja schon der Abschleppwagen.«
Aber er hielt nicht. Trotz des starken Nebels trat der Fahrer aufs Gas und rauschte am Truck und an den Warnleuchten vorüber.
»He!«, rief Merkel und winkte mit der Taschenlampe. Ratlos wandte er sich an mich und sagte: »Der muss uns doch gesehen haben. Ich brauche ihn zwar jetzt nicht mehr, aber ich muss ihm doch Bescheid geben.«
Ich wehrte ab: »Lass mal, mein Junge, mach dich besser sofort auf die Piste. Ich stiefele zum Inn zurück. Sicher dreht der Bursche und fragt später bei Scrow nach, wo du steckst. Ich sage ihm dann Bescheid.«
Merkel konnte es nicht begreifen, wieso ich, ein arbeitsloser Truckfahrer, keine fünf Dollar nehmen wollte. Die hatte er mir für meine Hilfe angeboten.
***
Etwa eine Meile war ich gegangen. Da vernahm ich das Brummen eines schweren Motors. Ich stellte mich mitten auf den Highway und winkte. Zum Glück kalkulierte ich richtig. Mit einem Satz sprang ich zur Seite, denn der Kerl hatte nicht die Absicht, zu halten. Dann hörte ich plötzlich einen Krach. Der Abschleppwagen war verunglückt! Direkt vor der großen Pforte des Friedhofs von Wakefield bot sich ein grausiges Bild. Der schwere Abschleppwagen hatte einen Mann erwischt. Das Führerhaus war eingedrückt. Im schwachen Schein der Armaturen, denn die Elektroanlage war noch intakt, sah ich den Fahrer. Er lag zusammengefallen mit zertrümmerter Schädeldecke auf dem Lenkrad.
Als ich keuchend Scrows Truckers Inn erreicht hatte, um Alarm zu schlagen, stutzte ich. Links neben der Tür zum Inn stand ein schwarzer Mercury. Genau der Jahrgang, aus dem eine Automatic McNoel und den Cop Snyder beschossen hatte. Ich notierte mir die Nummer.
Diesmal hustete ich' nicht, als ich das verqualmte Inn betrat. Der Wirt Hal Scrow und seine Serviererin Betsy Maynard sahen mich frech und neugierig an.
Scrows Hände erschienen mir recht nervös, als er mir den geforderten Gin eingoss. Ich bemerkte bei ihm ein Augenblinzeln, das jedoch nicht mir galt, sondern an mir vorbeiging. Ich sah in die Richtung und bemerkte zwei Burschen an meiner linken Seite. Es waren, wie ich später feststellen sollte, die beiden Gorillas von Conny Clarke, Loy und Alby. Loy kaute an einem Streichholz. Er sah eigentlich gut aus. Aber was sagen schon glatte Gesichter. Alby, der »Geierschnabel«, schwieg. Ich drehte mich zu Scrow um und sagte: »Ich muss mal telefonieren.«
»Ist was mit dem Truckfahrer?«
Ich schüttelte den Kopf: »Der braucht keinen Abschleppdienst mehr, höchstens einen guten Freund, der seinen Wagen bewacht, während er essen geht.«
Dann ging ich in Richtung Telefonzelle. Aber ich sollte sie nicht erreichen.
Hal Scrow war sofort hinter mir, riss mich am Ärmel herum und knurrte mich böse an »Du darfst alles, aber mich darfst du nicht auf den Arm nehmen! Da kennst du Hal Scrow schlecht!«
Ich lachte hell auf und meinte zweideutig: »Dich werd ich schon noch kennenlernen.« Dann fragte ich sanft wie ein Lamm: »Kannst du mir die Nummer der nächsten Polizeistation geben?«
Es war, als hätte ich in ein Wespennest gestochen. In der verräucherten Bude, in der es nach meinem Eintreten mäuschenstill geworden war, herrschte jetzt ein kleiner Tumult. Ich rief: »Der Truck läuft schon wieder.«
In diesem Moment kam Phil in die Kneipe. Er hatte meine Worte noch verstanden. Unauffällig stellte er sich an die linke Ecke der Theke.
Ich fuhr fort, ohne Phil eines Blickes zu würdigen: »Die Zuleitung zur Ölpumpe war kaputt, das war alles.«
»Und
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