0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen
unbekannt war. Wenn wir Glück hatten, konnte der Fall Corny Blake - denn so hieß er noch immer in unseren Akten - bald abgeschlossen werden.
Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie sehr ich mich täuschte.
***
Unser Besuch im Crazy Drummer erwies sich als eine einzige Pleite. Sicher kannten die meisten Gäste Dorothy Simmons, aber niemand wollte sie auf unserem Foto erkennen.
Enttäuscht kehrten wir zurück.
Im Augenblick gab es für uns nichts zu tun, sodass wir ziemlich schweigsam unsere Behausungen ansteuerten. Ich setzte Phil vor seinem Quartier ab und brummte dann ebenfalls nach Haus. Gerade als ich meine Zigarette im Aschenbecher ausdrücken und den Zündschlüssel abziehen wollte, stutzte ich.
Irgendetwas hatte sich eben verändert. Mein Unterbewusstsein registrierte diese Veränderung sofort. Aber dennoch konnte ich nicht sofort sagen, was meine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Ich vollzog noch einmal die gleichen Bewegungen, die ich eben getan hatte. Plötzlich wusste ich es.
Als ich mich zum Aschenbecher hinüberbeugte, kam ein größerer Teil des Hauses durch die Windschutzscheibe in mein Blickfeld. Ich erinnerte mich nun genau daran, dass hinter einem Fenster des Hauses das Licht erloschen war. Ich war sicher, dass irgendjemand mein Kommen beobachtet hatte, denn das Fenster, das nun wie alle anderen in tiefem Dunkel lag, gehörte zu meiner Wohnung.
Ich überlegte einen Augenblick, dann griff ich zum Sprechfunkgerät. Es’dauerte nicht lange, bis ich den Chef an der Strippe hatte.
»Ich habe unerwarteten Besuch bekommen, Chef«, meldete ich ihm, »vielleicht schicken Sie mir ein Empfangskomitee. Die Burschen sollen sich nicht beklagen können.«
»Geht in Ordnung, Jerry, ich schicke Ihnen sofort drei Kollegen. Halten Sie sich so lange zurück.«
»Das hat wenig Zweck, Mr. High, die Burschen wissen ja nicht, dass sie sich verraten haben. Ich werde versuchen, unbemerkt in die Wohnung zu gelangen. Die Kollegen sollen sich so lange zurückhalten, bis sie ein Eingreifen für erforderlich halten. Wenn es klappt, dann werde ich mich mit den Burschen da oben nachher eingehend unterhalten.«
Ich merkte, dass mein Vorschlag dem Chef nicht ganz geheuer war, aber schließlich willigte er doch ein.
In unserer Bf anche geschieht es nicht selten, dass sich ungebetene Gäste einstellen. Dementsprechend hatten wir vorgesorgt. Ich konnte über die Feuerleiter in meine Wohnung gelangen, ohne dass jemand etwas gemerkt hätte.
Ich stieg aus und knallte die Wagentür zu. Die Gangster sollten glauben, dass ich sie nicht bemerkt hätte. Als ich die Hauswand erreicht hatte, schlug ich einen Haken und strebte der hinteren Front des Hauses zu.
Sicher würden die Gangster jetzt an der Tür auf mich lauern, aber ich würde ihnen die Suppe schon versalzen.
Vorsichtig, jedes Geräusch und jeden Kratzer vermeidend, stieg ich die Feuerleiter hinauf. Dicht unter dem Fenster meiner Wohnung hielt ich an. Vorsichtig öffnete ich ein Fenster. Ich hatte mir eine Vorrichtung angebracht, die mir ein Öffnen des Fensters sowohl von innen, als auch von außen erlaubte.
Geräuschlos drückte ich den Fensterflügel nach innen.
Aus der Wohnung kam ein dumpfer Laut, so, als liefe jemand im Dunkeln gegen einen Sessel. Lautlos kletterte ich durch die Fensteröffnung in meine Wohnung. Ich befand mich jetzt wenige Schritte vor der Tür, hinter der ich den unerwarteten Besuch wusste. Auf Zehenspitzen schlich ich mich zur Tür. Ich zog meine 38er aus dem Schulterhalfter und blieb einen Augenblick bewegungslos stehen. Hinter der Tür hörte ich leises Flüstern. Mit einer schnellen Bewegung stieß ich die Tür auf, während meine linke Hand gleichzeitig den Lichtschalter betätigte.
Ich wäre fast umgefallen.
Da suchen wir seit vielen Stunden nach der brutalen und gefährlichen Frau, die uns dreimal durch die Lappen gegangen ist, und diese Frau sitzt gemütlich mit übereinandergeschlagenen Beinen, in einem Sessel in meiner Wohnung. Auf dem Tisch stand mein gesamter Whiskyvorrat.
***
Dorothy Simmons trug ein cremefarbenes Kleid. Als sie mich sah, lehnte sie sich lässig in die Polster zurück, nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette und blies mir den Rauch entgegen. Ihre Augen ruhten spöttisch auf meiner Smith & Wesson.
Dicht neben dem Fenster stand ein mir unbekannter Mann, offenbar die Leibwache der schönen Dorothy. Seine undurchdringlichen Augen sahen mich kalt an. Ich hatte meine Kanone auf die Lady gerichtet, als ich auf
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