0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen
bewegung an, ihr zu folgen.
»Denken Sie einmal darüber nach, Cotton. Ihnen wird sicher noch etwas einfallen. Vergessen Sie aber nicht, dass in Ihren Händen das Leben zweier unschuldiger Kinder liegt. Sollten sich auch nur die geringsten Anzeichen dafür ergeben, dass Sie meine Warnung unbeachtet gelassen haben, müssen Sie auch die Folgen auf sich nehmen. Selbstverständlich werden Sie es auch unterbleiben lassen, mir zu folgen. Und nun, Agent Cotton, werden Sie wohl die Freundlichkeit haben, mich zur Tür zu begleiten.«
»Was sollte mich eigentlich davon abhalten, Sie zu verhaften und ins Distriktgebäude zu bringen?«
»Ihr gesunder Menschenverstand, Cotton. Wenn ich nicht innerhalb einer gewissen Zeit bei meinen Leuten bin, wird es den reizenden Knaben schlecht ergehen. Ich bin davon überzeugt, dass Sie das nicht auf sich nehmen wollen.« Sie drehte sich mit einer kurzen Bewegung herum und ging mit leichten, katzenhaften Schritten zur Tür.
Ich rührte mich nicht von der Stelle. Meine 38er lag noch immer in meiner Hand.
Dorothy Simmons drehte sich, bevor sie die Tür öffnete, noch einmal zu mir um und nickte mir mit einem höhnischen Lächeln zu. Dann verschwand sie. Zwei Schritte hinter ihr verließ auch ihr schweigsamer Leibwächter meine Wohnung. Als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, steckte ich ip Gedanken versunken meine 38er in das Schulterhalfter zurück.
Mir blieben nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich verzichtete darauf, Dorothy Simmons zu folgen, oder ich würde mich sofort auf ihre Spuren heften. Die zweite Möglichkeit hätte dann allerdings zur Folge, dass Dorothy Simmons ihre Drohungen in die Tat umsetzen könnte. Das konnte ich nicht riskieren. Es half nichts, ich musste eine dritte Möglichkeit finden, und zwar möglichst schnell.
Mein Blick fiel durch die geöffnete Tür, durch die ich das Zimmer betreten hatte, auf das noch immer offen stehende Fenster.
Ich sah eine reale Möglichkeit, Dorothy Simmons zu überlisten.
***
Ich hatte keine Zeit mehr, Phil oder den Chef zu benachrichtigen. Wenn ich Dorothy nicht sofort folgte, würde ich ihre Spur verloren haben.
Mit einigen schnellen Sätzen war ich am Fenster. Jetzt, da ich nicht mehr darauf achten musste, möglichst geräuschlos zu bleiben, war ich nach einer knappen Minute die Feuerleiter heruntergeklettert.
Dorothy Simmons würde mit ihrem Gorilla sicher noch einige Minuten vor dem Haus warten, denn sie musste feststellen, ob ich ihre Warnung befolgte. So lange musste ich mich an der Seitenwand des Hauses verbergen. Ich konnte nämlich dann, wenn ihr Wagen außer Reichweite war, zu meinem in der Nähe parkenden Jaguar eilen, um die Verfolgung aufzunehmen.
Nachdem ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, schritt ich leise an der Hauswand entlang. Zum Glück lag diese Seite des Hauses im Schatten der Straßenbeleuchtung, sodass ich ungesehen bis an die Ecke kam, von der aus ich die Straße beobachten konnte.
Meine Vermutungen wurden bestätigt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand mit abgeblendeten Scheinwerfern ein heller Wagen. Ich sah das im weißen Licht der Skalenbeleuchtung fahl wirkende Gesicht Dorothy Simmons hinter der Scheibe des Wagens. Ihre Augen spähten angestrengt hinüber zum Eingang des Hauses. Von Zeit zu Zeit sah ich die Glut ihrer Zigarette aufleuchten.
Ich musste fünf Minuten warten, bis sie ihr Gesicht dem neben ihr sitzenden Mann zuwandte. Die Scheinwerfer wurden aufgeblendet, der Motor gestartet. Mit einem leisen Brummen setzte sich der Wagen in Bewegung. Ich blieb noch einen Augenblick in meinem Versteck.
Erst als ich die Rücklichter des Wagens in einer Kurve verschwinden sah, spurtete ich los.
Noch im Laufen zog ich die Wagenschlüssel aus der Tasche. Ich riss die Tür auf, warf mich in den Jaguar und preschte davon.
Der Wagen Dorothys fuhr immer noch die schnurgerade 72. Straße entlang. Ich riss meinen Jaguar in eine Seitenstraße, bog gleich wieder links ab und jagte in halsbrecherischem Tempo die parallel zur 72. Straße verlaufende 71. hinab. Dann bog ich in die Amsterdam Avenue ein.
Bevor ich noch die 72. Straße wieder erreichte, sah ich den Wagen mit Dorothy Simmons ebenfalls in die Amsterdam Avenue fahren. Nun musste ich wieder etwas vorsichtiger werden. Die Gangster fühlten sich offensichtlich ziemlich sicher, denn sie fuhren nur in langsamem Tempo. Das erleichterte mir die Verfolgung ungemein.
Ich konnte es mir sogar erlauben, ein paarmal wieder in
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