0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen
bis die Tür von innen aufgestoßen wurde.
Beißender gelblich-weißer Rauch drang nach außen. Ein Mann taumelte auf den Flur. Er hielt stöhnend beide Hände vor das Gesicht und rieb sich die tränenden Augen.
Phil nahm ihn in Empfang und riss ihm die Arme nach hinten. Ich hörte das leise Klicken der Handschellen, die sich um die Gelenke des Mannes geschlossen hatten.
Dann mussten wir noch einmal in Deckung gehen.
Peter Conolly schien durchzudrehen. Wieder hackte die Tommy-Gun los. Diesmal schlugen die Geschosse nicht nur in die der Tür gegenüberliegenden Wand. Conolly schien mit der ratternden Maschinenpistole einen irren Tanz aufzuführen.
Plötzlich hörte das Hämmern auf. Ich hörte den Schlagbolzen anschlagen: Conolly hatte das Magazin leer geschossen.
Ich presste mein Taschentuch noch fester gegen die Nase und stürzte in das Zimmer. Conolly stand in der Mitte des Zimmers. Über sein entstelltes Gesicht liefen Tränenbäche. Sehen konnte er mich nicht, aber er musste gehört haben, dass ich das Zimmer betreten hatte. Er schleuderte die Maschinenpistole in die Richtung, wo er mich vermutete. Ich wich aus, und die MP krachte gegen die Wand.
Ich spürte jetzt auch die ersten Auswirkungen des Gases. Mit einem Satz war ich bei dem taumelnden Conolly. Ich drückte ihm meine 38er in die Seite und zerrte ihn mit der anderen Hand durch die Tür. Phil empfing auch ihn und legte ihm Handschellen an. Den dritten Gangster sah ich im letzten Moment am Boden liegen. Mit letzter Kraft, die Augen fest geschlossen, zerrte ich ihn aus dem Zimmer.
Mit tränenverschleiertem Blick sah ich Stan Blower die Treppe hinaufstürmen. Er erkannte die Situation und ließ die drei Gangster vor sich hermarschieren, nachdem Phil auch den dritten wieder auf die Beine gestellt und mit der stählernen Acht versehen hatte.
Phil, den es lange nicht so erwischt hatte wie mich, besorgte einen kleinen Behälter mit Wasser. Er tauchte sein Taschentuch hinein und wusch mir die misshandelten Augen.
***
Nach einer Viertelstunde war alles vergessen. Meine Augen waren zwar noch rot wie die eines Kaninchens, aber Phil hatte seine Dienste als Wunderdoktor hervorragend getan.
In der Bar war inzwischen die erste Erregung über die Schießerei abgeklungen. Maßgeblich trug dazu das Erscheinen zweier Streifen-Cops, die von der Lady an der Bar benachrichtigt worden waren, bei. Ich bat die Cops, noch einmal in den Raum zu gehen, in dem sich die Gangster verborgen hatten. Vielleicht gab es noch einen Hinweis, der uns auf Dorothy brachte.
Ich ließ mir an der Bar einen doppelten Scotch eingießen. Er rann wie Öl durch meine ausgedörrte Kehle. Da Stan Blower unsere Rechnung bereits bezahlt hatte, konnten wir auf brechen, zumal die Gangster inzwischen in unseren Fahrzeugen untergebracht waren.
Peter Conolly saß vor meinem Schreibtisch. Seine Blicke wanderten unruhig im Zimmer umher. Er vermied es dabei, sowohl Phil als auch mich anzusehen. Nachdem ich ihn eine Weile in Ruhe gelassen hatte, sprach ich ihn an.
»Bei Ihnen, Conolly, können wir uns wohl die Einleitungen sparen. Kommen wir also gleich zur Sache. Sicher wissen Sie, wo Dorothy Simmons sich aufhält. Also raus mit der Sprache. Wo ist sie?«
Der Gangster lächelte mich frech an.
»Da müssen Sie schon selbst suchen, Cotton, oder glauben Sie wirklich, ich würde Ihnen Dorothy ans Messer liefern?«
Ich sah Phil an.
»Was meinst du, Phil, wenn wir ihn in seine Zelle zurückbringen lassen? Wir verschwenden nur unsere Zeit. Im Crazy Drummer ist’s gemütlicher.« Meine Stimme klang völlig gleichgültig. Ich war gespannt, wie Conolly reagierte. Als ich den Namen Crazy Drummer erwähnte, zuckte er zusammen.
»Glaubt ja nicht, dass ihr Dorothy erwischen könnt. Die hat noch mehr Eisen im Feuer, als ihr es euch in eurem Gehirn vorstellen könnt.«
»Aber, aber«, lächelte ich belustigt, »wer wird sich denn gleich so erregen? Wir wollen doch das noble Etablissement nur auf einen Drink aufsuchen. Oder sollte sich die Lady dort etwa aufhalten? Das wäre ja einfach zu schön.«
Conolly biss sich fest auf die Lippen. Seinen Zornesausbruch bedauerte er sicher schon. Jetzt wollte er durch doppelte Schweigsamkeit seinen Fehler wiedergutmachen. Aber wir hatten auch so schon genug von ihm.
Mein Hieb hatte ins Schwarze getroffen.
Wenn wir auch nicht hoffen konnten, dass Dorothy Simmons im Crazy Drummer ihren ständigen Wohnsitz hatte, so war doch zu vermuten, dass sie dort zumindest nicht ganz
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