0357 - Die Treppe der Qualen
auf.
Während ich das tat, hörte ich die leisen, verwehenden Schreie meines Freundes. Ich sah, wie sein Kopf zitterte, aber ich bekam auch noch mehr mit.
Die gesamten Stufen der Treppe veränderten sich. Damit kam die Magie, vor der Mandra mich so intensiv gewarnt hatte, frei…
***
Bill Conolly und Sheila hatten sich ebenfalls verabschiedet. Bill mit zerknirschtem Gesicht, er wäre noch gern geblieben, doch Sheila drängte zum Aufbruch. Sie wollte Johnny und Ali nicht zu lange allein lassen. Eine gewisse Unruhe spürte sie als Mutter immer.
»Halte mich aber auf dem Laufenden«, hatte Bill zum Abschied noch gesagt und Sukos Nicken geerntet.
Der Inspektor wartete auf die Kollegen der Mordkommission. Als sie eintrafen, zog Suko den Chef sofort zur Seite und erklärte ihm einige Dinge. Der Mann zeigte sich sehr kooperativ, zudem wußte er, welch einen Job Suko bei Scotland Yard ausübte.
»Gut, wir transportieren die Tote dann sofort ab.«
»Das wäre mir lieb.«
Ansonsten machten sich die Experten an die Arbeit, und Suko fand Zeit, sich um die zwei unscheinbar aussehenden Männer in den beigen Staubmänteln zu kümmern, die sich im Hintergrund aufhielten. Es waren Leute von der Inneren Sicherheit, einer Spezialabteilung des Innenministeriums. Auch die wußten von Sukos Arbeit, und der Chinese konfrontierte sie mit den beiden zusammengebundenen russischen KGB-Killern.
»Kennen Sie die Typen? Die stehen unter Mordverdacht.«
Die Geheimdienstleute grinsten. Sie umrundeten die Kerle und nickten synchron.
»Und ob wir die kennen«, lautete die Antwort. »Die Typen sind uns schon lange ein Dorn im Auge. Wir hätten sie fast einmal erwischt, als es um einen Mann ging, der für das Königshaus arbeitete und der in ihre Fänge geraten war. Damals haben sie Glück gehabt. Heute sieht es wohl etwas anders aus.«
»Das können Sie sagen«, behauptete Suko.
Die Killer sprachen nicht. Aus ihrer unbequemen Lage schauten sie die Engländer nur finster an.
Wenig später waren die vier verschwunden. Ein größerer Wagen holte sie ab.
Was folgen würde, waren Dauerverhöre.
Der Chef der Mordkommission hatte Suko gesucht und ihn auch gefunden. »Sieht ja für uns ganz gut aus«, meinte er. »Wir brauchen uns nicht um sie zu kümmern.«
»Da haben Sie recht.«
»Und wie kommt es, daß die Tote kein Gesicht hat, Inspektor?«
Suko hob die Schultern. »Da bin auch ich noch überfragt.«
»Soll ich Ihnen das glauben?«
»Mir egal.«
Lange hielt sich Suko nicht mehr auf, denn er mußte noch seinen Chef, Sir James, informieren. Dies nicht vom Büro, sondern von seiner Wohnung aus, wo Shao sicherlich sehnsüchtig wartete.
Als Suko endlich im Fahrstuhl stand, spürte auch er die Müdigkeit. Gähnend lehnte er sich gegen die Kabinenwand und verließ den Lift, als die Tür automatisch zur Seite glitt.
Den Schlüssel hielt er schon in der Hand, kam aber nicht dazu, die Wohnung zu öffnen, denn sie wurde von innen aufgezogen, und eine aufgelöste Shao blickte Suko an.
Der Chinese blieb stehen. »Du bist noch nicht im Bett?«
Shao lachte. »Wie hätte ich nach diesen Ereignissen schlafen können, mein Lieber?«
»Wieso? Was ist geschehen?«
»Komm erst einmal in die Wohnung, dann sage ich es dir.«
Suko war beunruhigt. Er schloß sehr schnell die Tür und legte die Jacke ab.
Shao erwartete ihn im Wohnzimmer. Sie stand neben dem Eßtisch und hatte eine Hand auf die Platte gestützt. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen zeigten einen Ausdruck der Furcht.
Suko legte beide Hände auf Shaos Schultern. »Okay, Mädchen, jetzt bin ich bei dir. Was war los? Was hat dich so aus der Fassung gebracht? Bitte, rede jetzt!«
»Es ist so schwer«, flüsterte Shao. »So verdammt schwer und auch so unglaublich.« Sie hatte bei ihren Worten den Kopf gedreht und hob ihn jetzt an, damit sie Suko ins Gesicht blicken konnte. »John Sinclair war hier!«
Suko lächelte schief. »Was sagst du da?«
»Ja, er war hier, obwohl er erst am nächsten Morgen eintreffenwollte.«
»Dann hat er eben eine bessere Maschine bekommen. Das ist ja möglich.«
Shao schaute ihn spöttisch an. »Bezeichnest du den Adler Garuda vielleicht als eine Maschine, Suko?«
»Wie, bitte?«
»Ja, es war der Adler, der ihn hergeschafft hatte, und dies nicht ohne Grund, wie du gleich hören wirst.« Shao nahm auf dem neben ihr stehenden Stuhl Platz, wartete, bis auch Suko sich gesetzt hatte, und begann mit ihrem Bericht.
Suko hörte zu. Selten war er so ins Staunen
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