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0358 - Bestien der Nebelwelt

0358 - Bestien der Nebelwelt

Titel: 0358 - Bestien der Nebelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amerikanerin übriggeblieben war.
    »Wem gehörten sie, Manolito?«
    »Einer Toten«, keuchte er, »Du irrst, Manolito. Sie ist noch nicht tot!«
    »Aber…« Er hatte doch ihr Skelett gesehen!
    »Ich zeige dir etwas«, sagte Sara Moon. Blitzschnell schoß ihre Hand vor, berührte Manolitos Arm. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Im gleichen Moment wechselte die Umgebung. Manolito und die Frau befanden sich an einem anderen Platz.
    Sie standen inmitten der rotgelben Felsen, zwischen den Nebelschwaden. Ungeheuer schrien in der Luft und in einem Talkessel.
    Nein, es war kein Talkessel. Die seltsame Umgebung veränderte die Maßstäbe. Manolito erkannte es, als er Susan Hayworth sah. Sie kauerte nackt und hilflos auf einer Felsenkante, von der sie nicht entkommen konnte. Rings um sie herum fiel der Fels steil ab, und hinter ihr war er glatt, als hätte ein Messer ihn durchschnitten. Dort konnte niemand hinaufklettern.
    Aber von unten konnte man zu der Felsplatte hinaufklettern. Es war mit Schwierigkeiten verbunden, aber es ging. Und drei, vier reptilienhafte Ungeheuer, wie Manolito sie sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können, waren dabei, diese Schwierigkeiten zu meistern. Sie mühten sich damit ab, am Felsen emporzuklettern zu Susan Hayworth. Und es war klar, was geschehen würde, wenn sie oben ankamen. Die spitzen, langen Zähne in den riesigen, geifernden Mäulern und die nadelscharfen Klauenkrallen besagten alles.
    Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Bestien oben waren.
    »Aber - das Skelett…« keuchte Manolito.
    »Das hier?« Sara Moon schnipste mit den Fingern. Vor ihr entstand aus dem Nichts heraus ein Skelett und verschwand ebenso lautlos wieder. »Magie«, sagte sie. »Verstofflichte Magie, sonst nichts.«
    Ihm fiel auf, daß ihre Augen in dem Moment, als sie zauberte, nicht flackerten, sondern nur schockgrün leuchteten. Aber er sah keine Zusammenhänge. Er kannte doch die Silbermond-Druiden nicht - und erst recht nicht das einzige entartete Exemplar!
    »Wenn du meinen Willen nicht erfüllst«, sagte Sara Moon mit eiskaltem Lächeln, das ihn frieren ließ, »wird diese Frau vor deinen Augen von den Ungeheuern zerrissen werden. Nichts als ein, Skelett wird von ihr übrig bleiben. Aber den Anblick kennst du ja schon.«
    Manolito schluckte.
    »Ich kann nicht«, keuchte er. »Bitte…«
    Er schaffte es doch nicht einmal, diese mörderische Frau in den Abgrund zu den Bestien hinunter zu stoßen, obgleich es ihm theoretisch möglich gewesen wäre. Aber seine moralische Hemmschwelle war zu groß.
    »Überlege es dir. Aber überlege nicht zu lange«, sagte Sara Moon. »Ihr Leben und dann deins - oder der Mann, den du töten wirst. Du wirst ihn töten, ich weiß es.«
    Er ballte verzweifelt die Fäuste.
    »Einstweilen bleibst du hier, denn ich habe wichtigeres zu tun«, sagte Sara Moon. »Viel Spaß beim Zusehen, wie schnell die Bestien klettern!«
    Sie machte einen Schritt und war verschwunden.
    Manolito sah nach unten. Die Bestien waren höher geklettert. Nur noch etwa dreißig Meter trennten sie von Susan Hayworth.
    ***
    Zamorra hatte sich schon oft die Frage gestellt, was passieren würde, wenn zwei Gegenstände versuchten, denselben Platz im Universum einzunehmen. Vor allem dann, wenn einer der Druiden ihn per zeitlosem Sprung mitnahm und von einem Ort an den anderen versetzte. Was geschah, wenn sie mitten in einem Gebirge ankamen, oder fünf Meter tief im Erdboden, weil irgend etwas nicht funktionierte?
    Wo etwas ist, da kann nicht noch etwas anderes sein!
    Das hatte Zamorra bisher immer angenommen. Diesmal aber schien ihm jemand das Gegenteil beweisen zu wollen.
    Es war, als bliebe die Zeit stehen. Um ihn herum entstand von einem Moment zum anderen fester, massiver Stein, der seine Bewegungen abrupt stoppte. Zamorra spürte, daß der Stein auch in ihm selbst zu existieren begann. Vermischten sich die Atome miteinander? Wurde er jetzt Bestandteil des Steins?
    Irgendwo tief in seinem Unterbewußtsein blitzte die Erkenntnis auf, daß die Stadt aus dem Nichts gekommen war. War das eine Art Angriff gewesen? Hatte jemand genau auf den Moment gewartet, wo er sich an einer Stelle befand, wo die Mauer entstehen würde?
    Zamorra fühlte, wie er versteinerte, wie er mit der Mauer eine enge Verbindung einging.
    Er war die Mauer, und die Mauer war er. Das einzige, was ihm noch blieb, war das Denken. Aber wie lange? Würde er innerhalb der nächsten Sekunden sterben, oder würde er als Mauer

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