0359 - Ich stieß auf eine heiße Spur
das natürlich nicht mehr sagen, aber höchstens ein Dutzend, schätze ich. Die meisten saßen da drüben an den Fenstertischen und aßen irgendetwas.«
»Waren viele Fernfahrer dabei? Berufsmäßige Lastwagenfahrer, meine ich.«
»Vielleicht die Hälfte.«
»Gut. Nun zu einer anderen Sache. Können Sie sich erinnern, dass Mister Sillinger ein Päckchen trug, als er hereinkam?«
»Das war Mister Debaldos, der hatte ein Päckchen.«
»Was für ein Päckchen?«
»Eine Uniform war drin. Eine von seinen Polizei-Uniformen. Vielleicht wollte er sie Umtauschen.«
»Haben Sie gesehen, dass er das Päckchen tatsächlich trug, als er zusammen mit Mister Sillinger das Lokal hier verließ?«'
»Nun, ich nehme doch an…«
»Sie sollen nichts annehmen«, fiel ich ihr ins Wort. »Sie sollen versuchen, sich genau daran zu erinnern, was Sie gesehen haben. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Sie sich an dies oder jenes nicht eindeutig erinnern können, nimmt Ihnen das niemand übel. Aber dann sagen Sie es offen. Es ist durchaus möglich, Miss Lammers, dass Sie vor Gericht einmal beschwören müssen, was Sie uns jetzt sagen. Also: Haben Sie gesehen und können Sie sich daran einwandfrei erinnern, dass Mister Debaldos tatsächlich mit dem Päckchen hinausgegangen ist? Haben Sie das deutlich gesehen?«
»Ehrlich gesagt, ich kann mich gerade daran nicht erinnern. Ich könnte diese Frage weder so noch so beantworten. Er wird wohl das Päckchen mitgenommen haben, denn er hatte es mit hereingebracht, aber er könnte es auch vergessen haben. Ich weiß es nicht mehr. Allerdings hätten wir das Päckchen doch finden müssen, wenn er es vergessen hätte.«
»Nun«, brummte ich zufrieden, »jedenfalls haben Sie nicht gesehen, dass er das Päckchen bei sich trug, als er ging. Eine weitere Frage: Kannten Sie von den anderen anwesenden Leuten an diesem Abend einige mit Namen?«
»Nein. Es waren ein paar Männer da, die ich hier schon früher mal gesehen hatte, aber ich kenne ihre Namen nicht. Schließlich stellen sich unsere Gäste nicht bei mir vor. Auch wenn sie öfter mal hier reinschauen.«
»Angenommen, wir legten Ihnen Bilder von diesen Gästen vor, würden Sie danach sagen können, ob der Betreffende an jenem Abend hier gewesen war oder nicht?«
»Bei einigen könnte ich es. Ich erinnere mich deutlich an das Pärchen, das links hinten am Ecktisch saß, und an die beiden Männer drüben neben dem Aquarium. Es käme auf einen Versuch an.«
»Okay. Wie lange haben Sie heute Dienst?«
»Bis acht Uhr abends.«
»Das genügt uns«, sagte ich. »Bis dahin sind wir auf jeden Fall wieder hier gewesen. Mit den Bildern, von denen ich sprach. Einstweilen vielen Dank für Ihre Auskünfte.«
Wir fuhren zurück nach Manhattan. Bei den Entfernungen, die wir seit dem frühen Morgen zurückgelegt hatten, war die Zeit ziemlich rasch vergangen, und es war ungefähr zwei Uhr nachmittags, als wir im Distriktgebäude ankamen. James Peiker, der beim FBI hauptberuflich tätige Zeichner, war mit seinem Auftrag gut fertig geworden. Wir ließen uns von ihm noch ein paar Zeichnungen von Männern geben, die er bei früheren Anlässen porträtiert hatte, und machten uns sofort wieder auf den Weg zu Miss Lammers.
»Wir könnten erst schnell ein Lunch zu uns nehmen«, meinte mein Freund unterwegs. »Ich habe einen fürchterlichen Hunger.«
»In der Raststätte kannst du essen, soviel und solange du willst«, erwiderte ich. »Aber ich muss erst wissen, ob meine Vermutung stimmt.«
»Immer deine Vermutungen«, schimpfte Phil. »Mir- ist schon ganz flau im Magen, und meine Knie sind schwach.« .
Er musste es wohl oder übel noch vierzig Minuten aushalten, bis wir die Raststätte erneut erreicht hatten.
Diesmal setzten wir uns an einen Tisch und bestellten etwas zu essen. Danach schlenderten wir hinüber zur Kaffee-Bar und legten unsere mitgebrachten Zeichnungen auf den Tisch.
Wie gesagt, eine Glückssträhne hatte offenbar unser Pech abgelöst. Mein Verdacht bestätigte sich in vollem Umfang. Beim Essen sagte ich zu Phil: »Gewöhne dich an den Gedanken, dass wir ab heute Abend jede Nacht auf der Lauer liegen werden. So lange, bis wir die Highway-Mörder auf frischer Tat ertappt haben.«
***
Das FBI versteht sich darauf, Leute zu beobachten, ohne dass sie es merken. Selbst misstrauische Spione wurden bereits wochenlang von G-men beschattet, ohne dass ihnen der geringste Verdacht gekommen wäre. Auch in unserem Fall war es nicht schwierig, eine
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