036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch
berichtete er knapp von den Geschehnissen, die sich ereignet
hatten. Larry Brent erfuhr von dem Tod des Mädchens Arse.
»Ich kam zu spät«, murmelte er kaum hörbar. »Ich hörte von fern
ihre Schreie, aber da war es schon zu spät. Als die Bewohner des Hofes
aufmerksam wurden, machte der Werwolf sich aus dem Staub. Ich lief ihm genau in
die Arme. Ich hörte einen Schuß aus einer Schrotflinte. Wer hat geschossen?«
X-RAY-3 erfuhr, daß es die Besitzerin des Hofes, Arses Mutter,
gewesen war. »Leider verfehlte sie den Wolf. Sie war zu aufgeregt, um richtig
zielen zu können ...«
Alles war eine einzige Niederlage! Auf diese Nacht hatte Larry
gewartet, und wie war sie verlaufen? Es bedrückte ihn, daß der Unheimliche
abermals einen Menschen gerissen hatte.
Lund nahm die Meldung eines Beamten entgegen, der leise ins Zimmer
getreten war, nachdem er angeklopft hatte.
»Wir haben alle Häuser durchsucht, Kommissar. Dort kann er sich jedenfalls
nicht versteckt haben.«
»Er ist uns wieder entwischt«, nickte Lund. »Seine Stärke ist es,
daß er irgendwo als Mensch unter Menschen untertauchen kann. Niemand sieht ihm
dann noch seine Gefährlichkeit an. Das Verrückteste daran ist, daß es
theoretisch gesehen sogar einer meiner Beamten sein könnte, einer von denen,
die Streifendienst hatten! Einer, der sich möglicherweise sogar an der Suche
nach sich selbst beteiligt!«
»Nein, das ist nicht möglich.« Larry Brents Stimme klang fest und
sicher. »Noch steht der Vollmond am Himmel. In dieser Zeit kann die Verwandlung
nicht rückgängig gemacht werden. Es gibt bestimmte Gesetze, denen diese Mächte
unterworfen sind, Kommissar. Aus freiem Willen kann ein Werwolf seine Gestalt
nicht rückgängig machen. In diesen drei Tagen des Vollmondes ist er daran
gebunden. Tagsüber mag das etwas anderes sein ...«
»Wir haben auch einen Blick in das Hausboot am See geworfen,
Kommissar. Es wird zur Zeit offensichtlich von jemandem bewohnt. Aber wir
konnten den Betreffenden nicht ausfindig machen. Er war nicht anwesend«, fuhr
der Beamte fort, kaum daß Larrys Stimme verklungen war.
Die Miene von X-RAY-3 wurde ernst. »Was sagten Sie da?«
Lund fügte hinzu: »Daß das Hausboot bewohnt ist, wissen wir. Aber
Sie haben dort niemanden angetroffen?« Lund blickte abwechselnd auf den Beamten
und auf Brent.
»Nein.«
Larrys Lippen wurden zu einem schmalen Strich. »Aber das ist doch
ausgeschlossen!« murmelte der Amerikaner. Er versuchte, sich auf die Seite zu
drehen. Es gelang ihm, wenn auch unter Schwierigkeiten. Er versuchte, die über
der Stuhllehne hängende Hose zu erreichen, in der das Taschenfunkgerät steckte.
Lund gab dem Uniformierten ein Zeichen, nun zu verschwinden.
»Schon gut, Sie können gehen.« Zu X-RAY-3 gewandt, sagte er: »Kann ich Ihnen
irgendwie behilflich sein? Sie sollten sich unbedingt schonen.«
»Ich brauche mein Gerät, Kommissar.« Larry zog den Stuhl zu sich
heran, ehe Lund ihm dabei helfen konnte. Aus dem, was man nur noch mit viel
Phantasie eine Hose nennen konnte - es war nicht viel mehr als ein zerrissener
Stoffetzen, der dort hing - entnahm Larry aus der noch erhaltenen Tasche das
Funkgerät.
Er schaltete auf Empfang, um zu überprüfen, ob sich Morna Ulbrandson
an die Abmachung hielt, die er mit ihr getroffen hatte.
Aber da war nicht das Geringste zu hören. Er überprüfte sein
Gerät. Es funktionierte einwandfrei.
Larrys Blick wurde hart.
Der Agent schaltete auf Sendung und versuchte, die Agentin über
ein bestimmtes Codezeichen zu erreichen.
Vergebens! Ihr Gerät blieb stumm.
»Da stimmt etwas nicht.«
Lunds Augen weiteten sich, als er sah, daß Larry sich langsam aufrichtete.
»Was haben Sie vor, Mr. Brent?«
»Ich muß nach Morna sehen.« Seine Stimme klang besorgt.
»A-aber das ... können Sie nicht!« stammelte der Schwede.
»Wer sagt das?«
»Der Arzt. Er will in zwei Stunden noch mal vorbeikommen und Ihnen
eine Spritze geben.« Lund erhob sich. »In diesem Zustand können Sie unmöglich
... So nehmen Sie doch Vernunft an!«
»Wenn der Arzt meint, daß er mir in zwei Stunden noch eine Spritze
geben muß, dann will ich ihm dieses Vergnügen gewiß nicht nehmen, Kommissar.
Ich werde pünktlich zur Stelle sein oder ihm mitteilen lassen, wo ich mich
befinde. Und nun habe ich eine Bitte an Sie: Schaffen Sie auf dem schnellsten
Wege irgend etwas Überziehbares herbei. Ob es paßt oder nicht, ist egal. Ich
muß im Hausboot erst mal nach dem Rechten sehen.«
»Aber das können
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