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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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bist, ja nichts Böses tun und könntest also ganz ruhig sein. Du könntest dich ja nicht vom Fleck rühren.“
    Pascals Miene hellte sich plötzlich auf, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck glücklicher Zufriedenheit.
    „Ja! Ja, Monsieur Feras!“
    „Aber paß mal auf. Wenn du dich also nicht vom Fleck rühren kannst, weil du angekettet bist, und die Hand erscheint wieder, würdest du dann noch immer glauben, daß du es bist, oder bist du der Meinung, es ist dann nur deine Hand?“
    „Nur meine Hand, Monsieur Feras. Deshalb müssen wir sie wieder finden und sie einsperren.“
    „Schön. Du bist also ganz vernünftig. Pascal, das werden wir nun also tun. Und wir werden Renaud bitten, uns dabei zu helfen.“
    Der Tag ging weiter. Corrines Befinden besserte sich etwas, aber sie war noch immer in einem Zustand übersteigerter Gefühle, so daß man nicht hätte sagen können, ob nun wirklich ein Angriff auf sie erfolgt war, oder ob sie nur einen Alptraum gehabt und ihn für Wirklichkeit gehalten hatte.
    Am Abend begab sich Monsieur Feras zu dem Haus, in dem Pascal wohnte. Renaud folgte ihm schweigend. Er trug die Kette mit dem Halseisen.
     

     

Mir kommt es vor, als schnüre mich eine ungeheure, unendlich lange Schlange ein.
    Das erscheint mir grotesk, unerträglich und fürchterlich.
    Aber habe ich dem nicht selbst zugestimmt?
    Ich kann immer noch nicht begreifen, ob es nicht doch einen Zusammenhang zwischen meinem Unterbewußtsein und meiner Hand gibt. Ich weiß nur, daß meine Hand töten wollte oder getötet hat, egal aus welchem Grund und ob es gelungen ist oder nicht – und vor allem, ob ich es wußte oder nicht.
    Ich muß mich doch selbst in einen Zustand versetzen, in dem ich keinen Schaden anrichten kann.
    Das hat Monsieur Feras sehr gut begriffen. Außerdem glaube ich, daß es ihn lockt, in dieser Beziehung eine persönliche Erfahrung zu machen. Von allem übrigen versteht er nämlich absolut nichts, gar nichts. Er will beweisen, daß die Hand, falls sie sich wieder zeigt, nicht ICH bin, daß ich also nicht schuldig sein kann, denn ich bin ja angekettet. Aber das beweist doch gar nichts. Was will er also demonstrieren?
    Ich fühle mich jetzt jedenfalls ruhiger, fast friedlich. Renaud hat mit seinen geschickten, rechtschaffenen Händen das getan, was Monsieur Feras ihn geheißen hat. Er hat es ihm genau erklärt. Ich bin angekettet. Um meinen Hals liegt ein schweres Halseisen, und die Kettenglieder sind fachgemäß um mich herumgelegt. Ich kann mich etwa zwei Meter von der Wand entfernen, dann bin ich am Ende der Kette. Das ist alles.
    Ich bin angehängt wie ein Hund, wie ein wildes Tier, eine reißende Bestie.
    Natürlich denke ich nicht daran, mich darüber zu beklagen. Wenn ich wirklich ein Mörder bin, wenn ich wirklich, ohne es zu wissen und mir darüber Rechenschaft ablegen zu können, Loulou umgebracht habe, und wenn ich tatsächlich den Angriff auf Corinne. unternahm, dann ist es nur gerecht, daß ich angekettet bin.
    Monsieur Feras hat sich bereit erklärt, nach dem Verbleib meiner abgeschnittenen Hand zu forschen. Ich glaube, bis ich darüber etwas erfahre, ist es ein großer Trost und eine wesentliche Erleichterung für mich, wenn ich angekettet bin.
    Natürlich weiß ich ganz genau, was er denkt. Aber Monsieur Feras hat einen klaren Verstand, und von phantastischen Erklärungen hält er gar nichts. Seiner Meinung nach ist Loulous Mörder ein Verbrecher, der auch Corinne hatte töten wollen.
    An die Geschichte von der Hand glaubt er nicht. Darüber schüttelt er nur den Kopf.
    Er glaubt auch nicht, daß ich überhaupt damit zu tun habe, nicht einmal am Rand. Außerdem betont er immer wieder, daß Loulou mit einer Hand erwürgt wurde, die ich ja nicht mehr habe. Das schließt, wie er sagt, meine Verantwortung für diesen Mord unter allen Umständen aus, und es sei absolut sicher, daß ich mit diesem Mord nichts zu tun habe.
    Aber vielleicht handelt die Hand außerhalb meines Willens und meines Körpers.
    In den Büchern, die mir Monsieur Feras geliehen hat, standen manchmal solche Sachen. Wenn er geahnt hätte, daß ich aus dem, was ich lese, solche Schlüsse ziehe, hätte er sie mir vermutlich nicht gegeben. Ich wollte mich mit Lesen bilden, und er wollte mir dabei nützlich sein. Das hat er natürlich nicht gewollt.
    Und doch weiß ich, wenn es auch sehr merkwürdig klingt, daß sich eine Persönlichkeit verdoppelt kann; daß sie bestimmte Handlungen vollbringen, sogar Verbrechen begehen

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