036 - Die Söhne des Himmels
nicht.« Dave blickte sich aufmerksam um. »Ich bin sicher, dass wir uns ganz in der Nähe unseres Ziels befinden, wenngleich ich nicht genau sagen kann, wo wir…« Er unterbrach sich, sandte Matt ein schiefes Grinsen. »Ist 'ne ganze Weile her, weißt du?«
»Ich weiß«, gab Matt vielsagend zurück.
Dave schirmte seinen Blick vor dem gleißenden Licht der Sonne ab, ging dann einige Schritte und betrat eine der Sandbänke, die die Uferlinie säumten. Aufmerksam nahm er die Küste Richtung Süden in Augenschein um plötzlich einen triumphierenden Ruf auszustoßen.
»Dort!«
»Was ist?«, fragte Matt.
»Da draußen! Die Insel!«, rief Dave und deutete hinaus auf die blaue See, wo sich in einiger Entfernung ein flacher dunkler Fleck abzeichnete.
»Welche Insel?«, fragte Rorke.
»Dort draußen, seht ihr sie denn nicht? Das muss es sein!«
»Von einer Insel steht nichts in unseren Dossiers.« Rorke schüttelte beharrlich den Kopf. »General Crow hätte mich darüber in Kenntnis gesetzt.«
»Nein«, meinte Matt, »Dave hat Recht. Das Cape lag früher auf einer schmalen Landzunge, die der Küste vorgelagert war. Angenommen, das Landesinnere wurde überschwemmt dann musste es jetzt tatsächlich eine Insel sein, die draußen im Ozean liegt.«
»Ohne jeden Zweifel«, bestätigte Dave, und in seinen Zügen lag wieder jenes erwartungsvolle jungenhafte Lächeln, das Matt hoffen ließ, dass nicht alles von jenem alten Dave McKenzie verschwunden war.
»Wir müssen ein Floß bauen«, regte Dave an, auf das Treibholz deutend, das überall herum lag. »Wir müssen einen Weg finden, zur Insel überzusetzen.«
»Einverstanden«, meinte Matt und lud seinen Tornister ab. »Worauf warten wir noch…?«
***
Der Bau des Floßes ging zügig voran dennoch dauerte er bis spät in die Nacht.
Im Licht einiger Fackeln stellten Matt, Dave und Rorke das abenteuerliche Gefährt schließlich fertig, das aus wenig mehr als ein paar zusammen gebundenen Baumstämmen bestand, die mittels eines Steuerruders und kurzer Paddel manövriert werden sollten.
Auf einer der Sandbänke, die auch bei Flut aus dem Wasser ragten, bezogen die Männer anschließend ihr Nachtquartier nicht ohne sich vorher noch ein kurzes Bad im Ozean zu gönnen.
Die rauschende Gischt spülte den Schweiß und den Dreck der letzten Tage ab, zudem erwies sich das Salzwasser als äußerst heilsam gegen die unzähligen Moskitostiche, die sie davongetragen hatten. Matt genoss das Bad ganz besonders nun, da sie endlich wieder ihrer natürlichen Bestimmung nachkommen durften, schmerzten seine implantierten Kiemen nicht mehr.
Danach legten sie sich schlafen, hielten bis zum Morgengrauen abwechselnd Wache. Mehrmals glaubten sie verdächtige Geräusche zu hören, platschende Tritte im seichten Wasser oder war es nur das Rauschen der Brandung…?
Bis zum Morgengrauen gab es keine weitere Zwischenfälle, und als die Sonne im Südosten über den Horizont stieg und das Meer in gleißendem Schein glitzern ließ, waren die drei Männer bereits wieder bei der Arbeit.
In aller Eile brachen sie ihr Lager ab, verstauten die Tornister auf dem Floß und zurrten sie fest, damit sie nicht von einer Woge über Bord gespült wurden. Dann schoben sie das Gefährt, das etwa drei mal drei Meter maß, hinaus in die Brandung.
Schon bei der ersten großen Welle, die rauschend landeinwärts rollte, stellte sich das Fluß fast senkrecht auf und Matt fürchtete, es könnte umkippen doch die abenteuerliche Konstruktion hielt sich tapfer, schwamm wie ein Korken auf den Wellen, sodass die Männer nacheinander aufsteigen konnten und sich mit kurzen kontrollierten Ruderstößen hinaus aufs Meer brachten.
Die Insel, die in der Dämmerung des Vortags kaum auszumachen gewesen war, lag jetzt deutlich erkennbar vor ihnen ein flacher Landrücken, die sich einsam aus der glitzernd blauen Fläche erhob.
»Das ist es«, sagte Dave immer wieder, und seine Stimme klang dabei fast andächtig. »Das muss es sein…«
Jeweils zwei von ihnen paddelten, während der Dritte am Steuer stand und die Richtung vorgab, in die das Floß fuhr.
Die erste Schicht am Ruder übernahm Rorke, danach kam Matt an die Reihe.
Dave, der als Einziger von ihnen schon einmal in Cape Canaveral gewesen war, sollte die letzte Ruderschicht übernehmen und nach einer geeigneten Anlegestelle für das Floß suchen.
Die Überfahrt war lang und kräftezehrend. Vom Ufer hatte es so ausgesehen, als wäre die Insel nur ein kurzes Stück vom
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