0360 - Mörder-Magie
überbracht bekam, dann konnten es durchaus Nachrichten von der DYNASTIE sein. Das brauchte aber nicht jeder zu erfahren.
Erst, als er sicher war, daß niemand das Gespräch belauschen konnte, auch nicht mit magischen Mitteln, gebot er dem rangniederen Dämon, zu sprechen.
»Ich bringe eine Botschaft von Alpha«, sagte der Dämon.
Eysenbeiß zuckte zusammen. Also doch! Vor kurzem hatte er schon einmal Alpha selbst gegenübergestanden, einem der höchsten Vertreter der radikalen Gruppe der DYNASTIE DER EWIGEN, mit denen Eysenbeiß paktierte. Alpha schien die Macht an sich reißen zu wollen. Er hatte Eysenbeiß einen Auftrag erteilt, den dieser nicht so recht verstanden hatte. Aber er hatte ihn durchgeführt. Er hatte den Ssacah-Ableger, diese dämonische Kobra in Form einer durchaus lebendigen Messing-Skulptur, besorgt und an jemandem übergeben, der ihm genannt worden war. Und vor einem Tag hatte Alpha ihn abermals um etwas bitten lassen. Zähneknirschend hatte Eysenbeiß Alpha diesen Gefallen getan. Er wußte, daß die DYNASTIE ihn in der Hand hatte. Ein einziges Wort reichte, um den Verrat zu offenbaren.
So hatte Eysenbeiß getan, was ihm gesagt worden war - abermals. Und jetzt befürchtete er, ein neuer Auftrag warte auf ihn. Er kam sich allmählich vor wie ein Dienstbote der EWIGEN, wie ein Sklave, der zu springen hatte, wenn sein Herr mit der Peitsche knallte.
Aber er konnte nicht zurück. Er konnte die Aufträge nicht verweigern. Denn sein Thron war nicht fest genug. Und selbst wenn er davon ausging, fliehen zu können - irgendwann würden sie ihn finden, die Höllischen, und Rache nehmen. Er wollte noch lange leben, möglichst eine Ewigkeit - aber an der Spitze der Macht und nicht in ständiger Angst.
»Was für eine Botschaft?«
»Alpha ist mit Eurem Tun zufrieden, Herr«, sagte der Dämon, der seinem ungeliebten Herrn zähneknirschend gehorchen mußte. »Die von Euch entweihte Kapelle hat ihren Zweck erfüllt. Sie brachte Verwirrung in die Reihen der Gegner, und sie wurde nur Stätte des Todes für einen Verräter an seiner Sache.«
Unwillkürlich zuckte Eysenbeiß zusammen.
»Die DYNASTIE, läßt Alpha Euch sagen, Herr«, fuhr der Dämon fort, »liebt den Verrat, nicht aber den Verräter. Euch aber dankt Alpha. Das ist alles.«
Eysenbeiß hob die Brauen hinter seiner silbernen Gesichtsmaske, die früher zu seiner Kleidung als Großer der Sekte der Jenseitsmörder gehörte, ihm hier in Höllen-Tiefen aber Schutz bot. Niemand vermochte so in seinem Gesicht zu lesen, und das Silber bereitete vielen Dämonen Unwohlsein. So konnten sie nicht so auftrumpfen, wie sie vielleicht gern wollten.
Verdrossen betrachtete der Herr der Hölle den Boten. Hatte Alpha den Verstand verloren, so offen zu einem Nachrichtenüberbringer zu reden? Immerhin war dieser niedere Dämon doch nun eingeweiht!
»Wie ist Alpha an dich geraten?« fragte Eysenbeiß.
»Ich geriet in eine Falle der DYNASTIE, Herr«, gestand der Dämon. »Man fing mich, und Alpha versprach mir, mich frei und ungeschoren zu lassen, wenn ich Euch seine Worte übermittelte. Das ist nun geschehen, Herr.«
»Hm«, machte Eysenbeiß. »Weiß jemand von deiner Mission? Hast du auf dem Weg von Alpha zu mir zu jemandem deiner Art oder sonst irgend jemandem gesprochen?«
»Nein, Herr«, versicherte der Dämon. »Ich eilte auf dem schnellsten Weg hierher, um danach wieder meiner Aufgaben ledig zu sein und auf Erden Böses bewirken zu können.«
»Es weiß also niemand davon«, sagte Eysenbeiß. Unter seiner Maske zeigte sich ein erleichtertes, diabolisches Grinsen. Er griff unter die Falten seiner erdbraunen Kapuzenkutte und zog einen kunstvoll verzierten Stab hervor, dessen Ende von einer Miniatur eines Raubkatzenkopfes gekrönt wurde.
Der Dämon kreischte entsetzt auf, als er die Ausstrahlung des Stabes spürte. Doch noch ehe er zurückweichen und fliehen konnte, war Eysenbeiß von seinem Thron herunter und bei ihm. Er brauchte den Dämon nur leicht mit dem Ju-Ju-Stab zu berühren. Fast tat der Stab es von allein.
Das Kreischen des niederen Dämons verstummte jäh, als eine kalte Flamme ihn verzehrte und nur noch Ascheflöckchen zu Boden schweben ließ.
Eysenbeiß war zufrieden. Zum ersten Mal hatte er den dämonenvernichtenden Stab wirklich eingesetzt. Gegen Lucifuge Rofocale hatte er damit nur gedroht - der einstige Herr der Hölle hatte die Gefahr, vom Ju-Ju-Stab vernichtet zu werden, sofort erkannt und war geflohen. Er war spurlos verschwunden,
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