0360 - Mörder-Magie
niemand hatte jemals wieder etwas von ihm gehört. So wußte Eysenbeiß erst jetzt, wie der Stab wirkte, den er vor einiger Zeit Zamorra geraubt hatte.
Der Ju-Ju-Stab, absolut tödlich gegen jeden echten Dämon, verlieh dem einzigen lebenden Menschen in der Hölle das Gefühl der Sicherheit.
Der niedere Dämon konnte nicht mehr zum Verräter werden.
***
Jemand klopfte energisch an die Zimmertür. Zamorra griff nach seinem Dhyarra-Kristall und weckte ihn mit einem Gedankenbefehl aus seiner Passivität. Er wollte nicht ganz ungeschützt sein, wenn er die Tür öffnete.
Draußen stand Gryf und grinste ihn an.
»Komm rein«, sagte Zamorra und schloß hinter ihm wieder ab. »Du hast mich für einen Moment aus der Fassung gebracht. Ich hatte angenommen, du würdest einfach im Zimmer auftauchen.«
»Aber wo werd’ ich denn?« wehrte der Druide ab. »Es ist Nacht, und unter Umständen hätte ich euch kompromittiert. Ihr hättet ja schon im Bett liegen können… Nicht, daß es mich sonderlich gestört hätte, einen Blick auf Nicoles jugendfrische Blößen zu werfen, aber an deiner Gestalt wäre ich weniger interessiert gewesen. Dein Anblick hätte mich dann nur gestört, abgeschreckt und so weiter.«
»Quatsch keine Opern«, sagte Nicole.
»Nur, wenn ihr mir ein Bier anbietet. Habt ihr eins über die Sperrstunde gerettet?«
Zamorra schüttelte den Kopf. Der Druide trat ans Fenster, schob die Vorhänge beiseite und warf einen Blick nach draußen auf das Lichtermeer des nächtlichen Londons. »Schöne Aussicht«, sagte er. »Könnte mir auf Dauer gar nicht gefallen. Da kriegt man ja Komplexe von.«
Er wandte sich den beiden Freunden wieder zu. »Nun, was ist so dringend, daß ich per zeitlosem Sprung nach London kommen mußte?«
Abwechselnd erzählten Zamorra und Nicole ihm, was geschehen war. Der Druide lauschte aufmerksam. Wie üblich, sah er ein wenig unzivilisiert aus, was durch seinen ausgeblichenen Jeansanzug und die Turnschuhe noch verstärkt wurde. Dabei täuschte sein äußeres Erscheinungsbild über seine inneren Qualitäten hinweg - und über sein Alter. Der Mann, der aussah wie ein zwanzigjähriger großer Junge, war über achttausend Jahre alt.
»Und was haben wir jetzt vor?« fragte er.
»Vielleicht kannst du Babs telepathisch aufspüren«, sagte Zamorra. »Du kennst doch ihr Gedankenmuster. Oder versuche Ted zu finden und aufzuhalten. Du könntest ihn noch erreichen, wenn du ihn fändest.«
Gryf schüttelte den Kopf.
»Babs zu finden dürfte besser sein«, sagte Gryf. »Wenn ich bei Ted auftauche, bringt er mich um. Er wäre dumm, wenn er zögern würde. Schließlich könnte ich ja ein Gegner sein, und der Sekundenbruchteil, den er benötigt, um mich zu erkennen, könnte dem Gegner bereits nützen, ihn zu töten. Deshalb wird er im Reflex angreifen. Und gegen seinen Dhyarra-Kristall… nein danke. Da hätte ich keine Chancen. Ich bin kein Selbstmörder, Alter.«
»Gut.« Das war einzusehen. »Traust du dir zu, Babs zu finden?«
»Witzbold«, sagte Gryf. »Besser wäre es, noch ein paar Telepathen als Verstärkung hier zu haben. Du weißt ja - die Kräfte potenzieren sich. Aber Teri und Fenrir sind derzeit nicht greifbar. Die Peters-Zwillinge höchstens…«
Zamorra winkte ab.
»Sie zu holen, dauert vielleicht zu lange. Wer weiß, wo sie derzeit stecken, die beiden Weltenbummlerinnen. Sie müßten ja erst gesucht werden… Gryf, was hältst du davon, wenn wir beide in telepathischen Rapport gehen und uns von Amulett und Dhyarra verstärken lassen? Einen Kristall zweiter Ordnung müßtest du verkraften.«
Gryf nickte.
»Einverstanden. Vielleicht schaffen wir es ja. Aber laß dich warnen: wenn der Dhyarra im Spiel ist, werden es die EWIGEN sofort merken, die Babs gefangenhalten.«
»Aber in dem Moment wissen wir schon, wo sie steckt, und können sie per zeitlosem Sprung holen«, sagte Zamorra. »So schnell werden auch die EWIGEN nicht reagieren können.«
»All right«, murmelte Gryf. »Dann wollen wir mal anfangen. Hoffentlich klappt es.«
Nicole hielt sich zurück. Ihre Para-Fähigkeiten waren mittlerweile fast erloschen, wahrscheinlich die direkte Folge einer magischen Beeinflussung durch Sara Moon in der Nebelwelt-Dimension jenseits von Mexiko. [3] Deshalb konnte sie sich nicht ebenfalls in die geistige Verbindung einschalten. Statt dessen würde sie die beiden Männer überwachen und im Gefahrenfall aus der Trance reißen können. Auch das konnte wichtig sein. Es gab Nicole zu denken,
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